Osama Bin Laden ist durch US-Spezialkräfte in Pakistan liquidiert worden. Weltweit fallen die Reaktionen extrem kritisch aus. Wir zitieren:
“Ich verurteile diese außergerichtliche gezielte Tötung des Al-Qaida-Führers”, sagte Außenministerin Catherine Margaret Ashton am Montag beim EU-Außenministerrat in Brüssel vor der Presse.
“Natürlich wissen wir, dass hier Druck auf Amerika gegeben ist”, und dass es das Recht jedes Einzelnen sei, “den Terrorismus innerhalb der Grenzen des Völkerrechts zu bekämpfen”, fügte Ashton hinzu. “Aber derartige außergerichtliche Tötungen sind weit außerhalb des Völkerrechts und daher wirklich nicht gerechtfertigt”.
Bundeskanzlerin Merkel nannte die Tötung von Bin Laden “nicht akzeptabel”, Frankreichs Präsident Sarkozy meint, der Anschlag auf Bin Laden “widerspricht dem Völkerrecht”
„Amerika feiert den Schlag als Erfolg“, schreibt Annette Großbongardt im Spiegel:
„Endlich ist das geistige und politische Oberhaupt der Extremisten-Organisation, der sogar den Einsatz von Kindern und Frauen als Selbstmordattentäter guthieß, ausgeschaltet. (…) Bin Laden persönlich sei verantwortlich für unzählige Attentate. International löst der Schritt dagegen Kritik und Empörung aus: Die Liquidierung sei illegal und geeignet, die Gewalt nur noch wilder zu entfachen.“
Die taz haut in dieselbe Kerbe:
„Obama setzt auf Gegenterror. Doch die Idee, al-Qaida militärisch zu eliminieren, ist nichts als ein Trugbild.”
„Dies ist schlimmer als ein Verbrechen, es ist ein Akt von Dummheit!“ kommentiert Uri Avnery, Träger des alternativen Friedensnobelpreises, die Ermordung Bin Ladens:
„Das Schicksal der USA liegt jetzt in den Händen einer Gruppe von Leuten, deren Weltanschauung primitiv und deren Wahrnehmungsvermögen zurückgeblieben ist. Sie sind unfähig, die psychischen, emotionalen und politischen Dimensionen dieses Konfliktes zu verstehen. Dies ist eine Gruppe bankrotter, politischer und militärischer Führer, die in allen ihren Handlungen versagten. Sie versuchen nun, ihre Misserfolge durch eine katastrophale Eskalation zuzudecken.“
„Zahlreiche Regierungen in aller Welt haben den tödlichen Anschlag auf Al-Qaida-Gründer Bin Laden verurteilt“, schreibt Spiegel online. „Besonders deutliche Worte fand Großbritanniens Außenminister Miliband: Er bezeichnete die Aktion als völkerrechtswidriges Vorgehen (…). Außenminister Miliband sagte am Montag, Amerika habe zwar das Recht, sich selbst gegen Terrorismus zu verteidigen. “Die britische Haltung ist seit langem der Meinung, dass diese gezielten Tötungen und Attentate außerhalb internationalen Rechts stehen und nicht gerechtfertigt sind.” Amerika habe dazu kein Recht. “Wir verurteilen dies daher.” Auch sei es unwahrscheinlich, dass Amerika damit seine Ziele erreiche. Miliband rief die USA und radikale Islamistengruppen zur Mäßigung auf. In der EU herrsche “sehr tiefe Besorgnis” nach der Liquidation des Gründers der radikalislamischen Terrorganisation.
Deutliche Worte findet auch Der Standard (Wien):
„Obama mag durch die Tötung Bin Ladens seine Kritiker am rechten Rand in Schach halten, doch züchtet er mit dieser Politik noch mehr Feinde und befremdet noch mehr Freunde.“
“Der Mordanschlag der amerikanischen Armee gegen den Al-Qaida-Gründer Osama Bin Laden ist international auf Ablehnung gestoßen. Nachdem am Montagmorgen US-Spezialkräfte den umstrittenen Politiker töteten, waren die Reaktionen von politischen Akteuren in der Region und in Europa einhellig: Die Folgen des von Präsident Obama persönlich angeordneten Politmordes werden unumkehrbar sein. (…) Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon verurteilte die gezielte Ermordung. (...) Der jordanische König Abdullah II. hat die Tötung des Al-Qaida-Gründers Osama Bin Laden durch die USA als ‘Verbrechen’ verurteilt. In einer am Montag vom Königspalast in Amman verbreiteten Erklärung hieß es, damit werde es zu ‘weiterer Eskalation, Gewalt und Instabilität’ kommen.”
Ist der geneigte Leser ein wenig irritiert? Wenn ja: zu Recht: Die zitierten Stellungnahmen sind gut sieben Jahre alt, es handelt sich um die unmittelbaren Reaktionen auf die Tötung des Hamas-Gründers und „spirituellen Führers“ Scheich Yassin am 22. März 2004. Der Autor hat sich lediglich erlaubt, die Namen der handelnden Personen zu aktualisieren, Hamas durch Al-Qaida und „israelisch“ durch „amerikanisch“ zu ersetzen. Lesen Sie, vergleichen Sie, staunen Sie.