In der Sache gebe ich Ihnen vollkommen Recht, Herr Pichard. Mein erster Gedanke zum Podcast war: Das wäre eigentlich die Aufgabe unserer öffentlich rechtlichen Gebühren-Sender. Allerdings habe ich das von Ihnen bezeichnete »britische Understatement« Jan Fleischhauers eher als einen für ihn überlebenswichtigen Balanceakt auf dem Drahtseil des Mainstreams wahrgenommen. In einer Zeit, in der ein like unter einem (falschen) Bild oder Kommentar schon den Verlust der Arbeitsstelle nach sich ziehen kann ,durchaus eine Kunst für sich.
Ich habe den Eindruck, das Problem mit Fleischhauer kommt für viele Achgut-Leser zustande, weil unterschiedliche Auffassungen bestehen, welches Publikum die Berlin-Demo hauptsächlich prägte. Fleischhauer scheint der Meinung zu sein, daß ein Großteil der Teilnehmer aus dem linksgrünen Esoterikbereich stammte und war damit nicht alleine… die Achse brachte ja hier eine Bildersammlung, nach deren Durchblättern ich mich wunderte: Merkwürdig, diese Reihe Fotos von Nichtganzaberfast-Hippies soll die bürgerliche Grundierung beweisen? Ein anderer Kommentator schrieb darunter: “ich hoffe, die Fotos sind nicht repraesentativ: ich sehe mich da nicht vertreten, denn das sind mehrheitlich Linke. Kann auch sein, dass Berliner immer noch aussehen wie Clochards…” Ich habe daher Fleischhauers Bewertungen nicht so verstanden, als gälten sie vernünftigen Personen, die mit handfesten, rationalen Argumenten die Coronapolitik kritisieren, sondern so, als gälten sie Esoterikern, die bei Mondschein mit Bergkristallen in der Hand gemeinsam menstruieren - wie er es glaube ich formulierte - um die Welt zu verbessern. Solchen Leuten, die meinen, Liebe könne Corona bekämpfen, aus Betten auf den Intensivstationen wegzuwünschen, wenn sie dort landen, scheint mir übrigens nicht “Mainstreammeinung” sondern eine deutlich konservativ geprägte Meinung zu sein: Die Aufforderung an die Menschen, für ihr eigenes Handeln die Verantwortung zu übernehmen und die Resultate ihrer Fehler nicht bei anderen abzuladen… konservativer gehts doch nicht mehr. Ich halte es für ausgesprochen links, zu sagen: Ich kann eigentlich jede Blödheit unternehmen (also etwa Corona mit Liebe zu bekämpfen versuchen), denn sollte was schiefgehen, fängt mich doch am Ende die Solidargemeinschaft auf.
“Die Blase (@ Lotus) sehe ich so nicht, und bis auf die Einlassungen zur Schweizer Nationalmannschaft hatte ich mich zur Sache geäußert (@ Ackermann) und sowieso gemeint, man solle das zu Ende hören. Warum also auf einige picken, die sich ärgern? Ist das nicht in jedem comment-Bereich so? Und: Kann man das nicht auch ertragen? Ist es zudem nicht ein Kompliment für Autoren, wenn Leute sich ärgern, weil es bedeutet, dass sie bekannt sind? Auf w-on hat Don Alphonso einen Fan-Club. Regelmäßig sind aber Leute dabei, die ihm irgendwas ins Gesicht schleudern. Ist das schlimm? Sollen jetzt alle dialektisch und brav sein? Früher sagte man dann: Papier ist geduldig.
Danke .Es lebe die Vielfalt der Meinungen! Als ehemalige DDR- Bürgerin/ Flüchtling vor Mauerbau, kenne ich die Verteufelung des politischen Gegners nur allzu gut. Meinungsdiktatur ist nun auch im vereinigten Deutschland da. da
Besten Dank für diese (etwas zu langatmige) Mahnung zur Toleranz und Diskussionsbereitschaft. Wir wollen hier ja nicht den linksversifften Mainstream kopieren, der es nur noch in seiner Echokammer aushält und statt Information und widerstreitende Meinung ausschlißlich korrekte Haltung geliefert haben möchte.
Die wichtigste Waffe, die ein Oppositioneller/Dissident hat, ist das Argument. Optimal ist es, wenn es auf harten Fakten basiert. Der Mainstream - hinter dem die geballte staatliche Macht steht - kann sich Dummheit leisten. Aber wer quasi vor dem Panzer steht, sollte argumentieren können. Die Argumentation kann knallhart geführt werden (auch bei der Wortwahl), aber sie muss einen sachlichen Kern haben. Argumente können durchaus mit Witz, Sarkasmus, Ironie und auch Zynismus gewürzt werden - aber reiner Schmäh ist einfach zu billig. ++ Meiner Meinung nach kann die Achse ruhig öfters regimekonforme Meinungen publizieren. In den Kommentaren geht es dann (hoffentlich) argumentativ zur Sache. ++ Argumente schärfen den eigenen Verstand. Sie zwingen einem das eigene Weltbild zu überdenken (und eventuell zu korrigieren), allein schon deswegen, weil man die eigenen Ansichten nachvollziehbar und schlüssig formulieren muss.
Ich würde Herrn Fleischhauers Beitrag nicht wirklich als “britisches Understatement” bezeichnen. Auch habe ich unter den indubio-Beitrag geschrieben, dass ich niemals etwas von ihm lese. Trotzdem habe ich mir den ganzen Podcast angehört und würde mir eine weitere Folge mit ihm schon “antun”. - Bei seiner Kritik misinterpretiert Herr Pichard imho allerdings eine entscheidende Sache. Die Achse ist keine Echokammer, in die linke Ansichten nicht vordringen könnten. Die Achse beschäftigt sich ununterbrochen mit linken Ansichten. Man denke an Volleyball: Aufschlag von links, im rechten Feld spielt man sich den Ball zweimal zu, dann pfeift der Schiedsrichter ab, die linke Seite bekommt einen Punkt und darf weiter aufschlagen.
@Hans-Peter Dollhopf: Bravo! —- Und nochmal an den Autor: Zu Meinungsfreiheit gehört auch, die Meinung eines anderen nicht gut zu finden und dies deutlich zum Ausdruck zu bringen. Sie fordern Toleranz und beleidigen dabei Andersmeinende mit ihrer “Furor-Aussage”. Damit haben Sie sich in meinen Augen bereits disqualifiziert und sind freiwillig in die linksgrüne Schublade gehopst. In meinem Verständnis heißt das: ich lasse Ihnen natürlich ihre Meinung, aber ich muss sie mir weder zu eigen machen noch sie künftig zur Kenntnis nehmen.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.