Der Artikel ignoriert leider völlig die veränderte Realität. Eine Reisetätigkeit wie unter Bismarck oder Adenauer ist heute nicht mehr denkbar, weil die Anforderungen an das Amt sich verändert haben. Merkel hin oder her - ein deutscher Bundeskanzler muss heute viel reisen, wenig schlafen und auch unter hohem Druck gute Entscheidungen fällen können. Der Artikel geht aus meiner Sicht am Problem vorbei, das sicherlich nicht in der hohen Reisetätigkeit liegt oder damit zusammenhängt, dass Entscheidungen “im Gedränge von lauter unwichtigen Terminen, auf dem Rücksitz von Limousinen oder im Geknatter der Rotorblätter und ohne wirkliche Beratung mit irgendjemandem” gefällt werden müssen.
Die Reisen unserer „Spitzenpolitiker“ haben nur den Sinn, bunte Bilder für die 20:00 Nachrichten zu produzieren. Wie Deutschland sich zu Saudi-Arabien verhält, wird sicher nicht während Merkels Reise entschieden. Welche Informationen könnte Sie dort schließlich gewinnen, die sie nicht auf einfacherem Weg erlangen könnte? Der einzige Zweck besteht in der auch visuellen Integration des Saudischen Königshauses in die „Gemeinschaft der Guten“ Gabriels Show-Veranstaltung in Somalia sendet an unkritische Fernsehzuschauer das Signal aus: Wir beseitigen die Fluchtursachen in Afrika, dann kommt keiner mehr nach Europa. Wie Sie schon treffend festgestellt haben, war und ist die Entwicklungshilfe Politik vergangener Jahrzehnte weitgehend sinnlos oder sogar kontraproduktiv. Wir haben weder einen gut geölten Staatsapparat, noch fähige Politiker an der Spitze. Da muß man kein Prophet sein, um einen desaströsen Ausgang dieser Komödie vorherzusagen.
Gabriel hat Somalia Spendengelder in Millionenhöhe zugesagt. Das wurde in den Nachrichten kurz am Rande erwähnt. Da reicht ein Satz, um ein paar Millionen in die Wüste zu schicken. Von dem Geld könnte man in Deutschland die Altenpflege revolutionieren oder Kindergartenplätze kostenfrei für die arbeitende Bevölkerung zu Verfügung stellen. Wer trifft solche Entscheidungen? Warum geht das Geld gerade nach Somalia? Es gibt knapp 200 Länder auf der Welt. Mich persönlich verbindet absolut nichts mit Somalia. Wer kontrolliert die Verwendung des Geldes und wird es für die Geldmittelgeber eine Offenlegung geben? Warum stellt kein Journalist solche Fragen? Herr Sarrazin, ich sehe ihren zukünftigen Büchern und Berichten mit Spannung entgegen. Sie haben mir in Vergangenheit schon viele Fragen beantwortet.
Zuweilen entsteht bei der Kanzlerin der Eindruck, sie bräuchte sich nicht beraten. Ihre Entscheidungen wirken so manches Mal ähnlich wie die eines Herrn Trump per Dekret. Ob diese Entscheidungen nun der Erschöpfung oder der Unbedachtheit geschuldet sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Im Allgemeinen fehlt Frau Merkel die Kommunikationswilligkeit mit ihrer sie ins Amt gerufenen Bevölkerung. In manchen Artikeln kann man lesen, dass unsere Kanzelerin für viele ihrer Wähler wie “ein Fels in der Brandung” wirkt. Das ist für mir nicht wirklich nachvollziehbar, denn ihre bisherige Amtszeit wirkt von außen betrachtet eher wie eine U-Boot Irrfahrt: Niemand weiß, wo die Reise hingeht, wann und wo es wieder auftaucht und welche Überraschungen es zu Tage bringt, deren Auswirkungen nicht etwa sie persönlich zu tragen hat, sondern einzig und allein der deutsche Steuerzahler. Seltsamerweise stellt sich ihr niemand wirklich entgegen…..
Dieser wohlüberlegten Analyse ist nichts hinzu zu fügen, außer vielleicht die Frage, ob das nun Zeitgeist ist und mehr oder minder alle in diesem Lande betrifft? Zum Beispiel auch bei Entscheidungen in demokratischen Angelegenheiten?
Frivol, der richtige Ausdruck für Vieles, was sich in der politischen Landschaft abspielt. Eine schamlose Zwangsoberflächlichkeit, ob Reiserei oder Rederei, Posen ohne Inhalt, zur Vermeidung, den Tatsachen ins Auge sehen zu müssen.
Das erklärt nur das Augenblicksversagen der Kanzlerin. Nicht jedoch, dass bis jetzt über diese Politik ohne Diskurs im Parlament oder der öffentlichen Gesellschaft ohne Kritik weiter stattfindet. Selbst der Wesentlichkeitsvorbehalt des Parlaments spielt keine Rolle mehr. Das Belügen der Wähler über die Ursachen der Migration (Armuts- statt Kriegsflüchtliche), die damit verbundenen Konsequenzen über die innere Sicherheit und Finanzen scheint auch bei Wahlen ohne Folgen zu bleiben. Nicht einmal der offenbare Widerspruch der angeblichen humanitären und christlichen Motive zu dem Outsourcen der Grenzsicherung an Ankara zur Meidung böser Bilder sorgt in den großen Medien (ver allem ZDF und ARD) für kritische Stimmen. Nach den Maßstäben von Habermas haben wir keinen demokratischen Diskurs mehr.
Und deshalb ist es auch eine einsame AM Entscheidung. Sie hat entschieden und es ist ihr ja auch egal warum Hunderttausende kamen und kommen . ” Nu sind se halt da “ Nein, AM hat gar nicht das Profil um durchdachte Entscheidungen zu treffen. Sie fährt auf Sicht und schon aus diesem Grunde sind Entscheidungen lediglich Reaktionen auf Ereignisse, die man ” so nicht hat kommen sehen ” Wer sich im Nebel gewegt, der trifft immer wieder auf Hindernisse, die er so nicht hat kommen sehen. Er kann auch Folgen seiner Entscheidungen nicht absehen, denn die Nebelwand verdeckt sie. Unsinnige Reisen im Nebel sind deshalb nur Erscheinungen dieses Stils, aber nicht die Ursache für Fehlentscheidungen.
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