Manfred Haferburg / 19.04.2022 / 16:00 / Foto: Andreas Praefcke / 50 / Seite ausdrucken

Vorsicht Zorro, Zwickau und ZZ-Top

Dutzende Gerichtsverfahren wegen der undurchsichtigen Nutzung des Buchstabens „Z" laufen bereits. Wird jet-t die Verwendung des Buchstabens -ett gän-lich untersagt? Was sagt eigentlich Kan-ler Olaf Schol- da-u? 

Achtung, dieser Artikel enthält trotz eines sehr ernsten Themas Spuren von Humor.

Der Gratismut der Deutschen ist bewunderungswürdig. Sie haben keine Armee, die in der Lage wäre, das Land auch nur ein paar Minuten gegen eine feindliche Militärmacht zu verteidigen. Sie haben nicht einmal ein paar Bunker, um ihre Kinder vor feindlichen Bombenangriffen zu schützen. Sie haben auch keine Waffen, die sie den Ukrainern zur Verfügung stellen könnten, um sich gegen die russische Armee zu wehren. 

Jetzt haben sie einen Ersatzfeind gefunden, an dem sie ihre Aggressionen ausleben können, ohne befürchten zu müssen, dass er zurückschießt. Es ist der letzte Buchstabe des deutschen Alphabets, das Zett. Fast alle Hauptstrommedien titelten: 140 Verfahren gegen Angriffskrieg-Befürworter.

Der Buchstabe "Z" gilt als Symbol für die russische Invasion in die Ukraine. Die Verwendung des Symbols wird in mehreren Bundesländern als rechtswidrige Unterstützung des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs gewertet“. Wer diesen Angriffskrieg in Deutschland befürwortet, kann sich strafbar machen. Dutzende Verfahren laufen bereits. Mir stellt sich bei der Spiegel-Formulierung die Frage: „Gibt es auch völkerrechtskonforme Angriffskriege?“

Als gäbe es nichts Besseres zu tun, jetzt wird das Zett zum Straftatbestand. Herangezogen wird der §140 des Strafgesetzbuches, der das Belohnen und Billigen von Straftaten unter Strafe stellt. Dort heißt es:

Wer eine der in § 138 Absatz 1 Nummer 2 bis 4 und 5 letzte Alternative oder in § 126 Absatz 1 genannten rechtswidrigen Taten oder eine rechtswidrige Tat nach § 176 Absatz 1 oder nach den §§ 176c und 176d

1. belohnt, nachdem sie begangen oder in strafbarer Weise versucht worden ist, oder

2. in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3) billigt,

wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Deutsche Glaskugelexperten in Hochform

Ich bin kein Jurist und kann nicht bewerten, was für ein Vergehen irgendein Depp begeht, wenn er sich heutzutage mit Klebestreifen ein Z aufs Auto klebt. Er könnte immerhin vor Gericht behaupten, dass er eine perverse Liebe zur schönen Stadt Zwickau entwickelt hat, oder dass er den öligen Mantel- und Degenhelden Zorro verehrt oder gar Fan der Zottelbart-Gruppe ZZ-Top ist. 

Wer wie ich in der Schule Russisch lernen musste, weiß, dass das kyrillische Alphabet den Buchstaben Zett gar nicht kennt. Auch kennt die russische Sprache nur ein weiches S. Man kann daher nur vermuten, warum auf den Fahrzeugen der russischen Angreifer ein Z aufgepinselt wurde. 

Folgerichtig laufen die deutschen Glaskugelexperten zur Hochform auf. So heißt es, dass das Z sich „scheinbar“ zum Symbol für die Unterstützer des russischen Angriffskrieges entwickelt hat. Ist „scheinbar“ nun schon ein Straftatbestand, womöglich wie „spazieren gehen“? 

Über die Bedeutung des Z wird viel spekuliert. Die Richter können sich bei den anstehenden Strafprozessen wohl eine der vielen Expertenmeinungen auswählen. 

Einige „Experten“ sagen, das Z steht für die Zahl 2 im Zusammenhang mit dem Datum 22.02.2022 – dem Unterschriftstag des von Putin unterzeichneten Abkommens mit Donezk und Luhansk. Das erschließt sich mir nicht, denn zwei auf Russisch heißt dwa, mit D. 

Andere „Experten“ meinen, es steht für das transkribierte russische Wort „Zapad“, gleich Westen, wobei Zapad mit weichem S gesprochen wird – wie etwa im deutschen Wort „Sonne“. 

Was sagt eigentlich Kan-ler Olaf Schol- da-u?

Wieder andere „Experten“ sagen, es steht für den transkribierten Namen des ukrainischen Präsidenten Zelensky.

Und es gibt „Experten“, die behaupten, das Z stünde transkribiert für „za pobedu“ – zum Sieg. 

Die ganz harten „Experten“ erkennen gar in dem armen Z ein halbes Hakenkreuz, was sehr unlogisch klingt, weil Putin ja behauptet, gegen die ukrainischen Nazis zu Felde zu ziehen. 

Aber es gibt ja auch „Experten“, die im Autozeichen der Hansestadt Hamburg ein Symbol für den Hitlergruss zu erkennen glauben. Das ist kein Spaß! Offiziell verboten sind bundesweit die Kombinationen KZ, SS, SA und HJ. Landesweit gibt es ein undurchdringliches Verbotsdickicht, in dem NS, SD, 88, 18, AH-18, HH-88, HH-1933… und vieles andere mehr verboten ist. Die Brandenburger müssen mit den meisten Verboten rechnen, was Autokennzeichen anbelangt. 14, 18, 28, 88, 188, 8888 und 8818 sind nicht genehmigt. In Brandenburg wird’s richtig sophisticated: Die Zahl 14 ist verboten, weil sie nämlich ein Symbol für den amerikanischen Neonazi-Führer David Lane ist. Dessen Parole besteht im Englischen aus 14 Wörtern. Wer hätte das gedacht?

Wird jet-t die Verwendung des Buchstabens -ett gän-lich untersagt? Was sagt eigentlich Kan-ler Olaf Schol- da-u? Und was die Politikerin Strack- -immermann? Die Leser sind hiermit her-lich aufgerufen, liebenswürdige Beispiele aus Politik und Gesellschaft ohne die Verwendung des bösen Buchstabens ein-usenden. Putin wird schon sehen, was er davon hat. Wir können -war keine Waffen liefern, aber im -eichen set-en sind wir unschlagbar. Und sprachlich richtig interessant wird es, wenn man die - -freien Schriftsät-e auch noch vorschriftsmäßig gendert: -wei -igenhirt:Innen -iehen mit -ehn -ebrapfleger:Innen -um -oo.

Foto: Andreas Praefcke via Wikimedia

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netiquette:

Lutz Gütter / 19.04.2022

Nachtrag: auch Moto Guzzi, Pizza und Piazza werden es künftig schwer haben, während Blizzards, denke ich, sich nicht einschüchter lassen werden. Der Blizzard als Hort des Widerstands, wer hätte das gedacht?

Joerg Machan / 19.04.2022

Ich denke, es ist ein Beweis für den sogenannten Dunning Kruger Effekt. Der meint wissenschaftlich schöner formuliert, das, was Dieter Bohlen treffend so erklärt hat: Erklär mal einem Blöden, dass er blöd ist.

Lutz Gütter / 19.04.2022

Ohhh, Herr Haferburg, das kyrillische Alphabet (der Russe) kennt kein “Zett”? Bei der Transkription aber schon. Dieses Ц ц (wie in царь - Zar) wird russisch wie “Zett” deutsch gesprochen. 8 Jahre Russisch-Unterricht (Minimum, Studium nicht eingerechnet) für die Katz, wenn das Ihr Russisch-Lehrer wüßte! Wie haben Sie eigentlich Ihr Abi geschafft, Russisch war schließlich Hauptfach? Ansonsten bin ich ganz bei Ihnen. die haben einen an der Waffel. Schlimmer als Zwickau (Z) ist eigentlich nur noch die kleine Stadt Zeitz (ZZ). Vorschlag, da es sich um eine Kleinstadt handelt, könnte das KFZ-Kennzeichen ausnahmsweise 4 Buchstaben enthalten (TSTS). Bei einer Millionenstadt gänge das natürlich nicht, da das Kennzeichen die Ausmaße eines Räumschildes hätte.

Katharina Fuchs / 19.04.2022

Wir werden anscheinend daran gewöhnt, auch die absurdesten ‘Gründe’ als Anlässe für Strafverfolgung und Kriminalisierung zu akzeptieren. Egal, wie schwachsinning, oder wie willkürlich an den Haaren herbeigezogen - der Deutsche akzeptiert das. Zumindest, wenn es jemand anderen erwischt. Es war bei den Ungeimpften so, den sogenannten Querdenkern, alles, was auch nur ansatzweise russisch war, und jetzt völlig sinnbefreit Buchstaben und Zeichen. Die Wolfsangel und andere Naziinsignien dürfen aber nach wie vor mit Hurragebrüll gezeigt werden und verrät den Geist der Stunde.—- Mir wird Angst und Bange, wenn ich sehe, in welche Richtung sich dieses Land entwickelt und mit welchen Gepflogenheiten es wieder einmal liebäugelt. Wie lange wird es wohl dauern, bis auch hier eine SBU durch die Strassen zieht, Regimekritiker massakriert und ‘Verräter’ an Laternenpfähle bindet? Unsere regierenden Politiker haben da anscheinend schon glänzende Augen.

Eberhard Schmidt / 19.04.2022

@ Immo Sennewald / 19.04.2022 „Das “z” gibt’s im Russischen - schon wegen des “Zentralnyi Komitet Kommunistitscheskoi Partii”. Kleine Reminiszenz an den Russisch-Unterricht unter uns Zonendödeln, lieber Manfred Haferburg…“  Stimmt schon, aber es sieht anders aus, weil es kyrillisch ist. Wie ein kastenförmiges U mit einem kleinen Schwänzchen rechts dran. Insofern hat Herr Haferburg recht: das lateinische Z (in dieser Form) „gibt’s im Russischen nicht“, weil es keinen kyrillischen Buchstaben gibt, der so aussieht. Aber natürlich können alle Russen auch das lateinische Alphabet, und auch das griechische: Englischunterricht und Matheunterricht. Und Internet. Aber in einem irrt Herr Haferburg: die russische Sprache kenne nur ein „weiches“ S. Ganz im Gegenteil; im Gegensatz zum Deutschen, wo man sich mit einem Buchstaben für das stimmhafte wie für das stimmlose “S” begnügen muß (was allerdings bei deutschen Wörtern geht, weil es eine eindeutige Ausspracheregel gibt), haben die Russen ein stimmhaftes “S” (sieht aus wie eine 3) und ein stimmloses “S” (sieht aus wie der lateinische Buchstabe C).

Florian Bode / 19.04.2022

Es ist viel einfacher; Das Z stett am anderen Ende des Alphabets, ist also der Antagonist zum A. Das A steht für AH, also Na*i. Daher ist das Z von P als antifaschistisches Kampfsymbol gewählt. Weil die Schlandschen es sont nich kopieren, nicht kyrillisch.

G. Jakobs / 19.04.2022

Der Höherpunkt der absoluten Idiotie ist somit vorläufig erreicht, aber es ist noch Luft nach oben, immerhin steht noch fast das ganze Alphabet zur Verfügung. Wenn sich dann die noch verbleibenden Buchstaben weiterhin verringern, wird das Lesen, Schreiben und Sprechen auch unter Strafe stehen. Das Denken hat es ja bereits erwischt. Wenn das angrenzende Ausland in näherer Zukunft damit beginnen sollte, eine große Mauer um diesen Fail-State zweck Selbstschutz zu errichten, werde ich zuvor bereits die 25 km zur Grenze hinter mir gelassen haben.

Arnd Siewert / 19.04.2022

Kampf gegen Russland bis zum letzten Ukrainer - Selenski ein toller Führer…....

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