Manfred Haferburg / 04.01.2022 / 06:00 / Foto: High Contrast / 89 / Seite ausdrucken

Vom Atomausstieg zurück zur Kernkraft

Unsere letzten Kernkraftwerke werden abgeschaltet, In Schweden wurde einst zwar der Atomausstieg beschlossen, aber die Kraftwerke blieben am Netz. Und jetzt denkt man an einen Ausbau der Kernenergie.

Schon lange, bevor Greta Thunberg geboren wurde, war Schweden ein Land, das ökologisch vorbildlich aufgestellt war. In der EU gilt Schweden als Vorkämpfer der Energiewende. Sehr oft wird Schweden den Deutschen als Vorbild empfohlen, wobei auf den 80-prozentigen Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion verwiesen und vom schwedischen Atomausstieg gefaselt wird.

Kann Schweden für Deutschland wirklich ein Vorbild sein? Dazu muss man sich den schwedischen Strommix und die politischen Konstellationen einmal genauer ansehen. Schweden erzeugt seinen Strom mit 13 Gramm CO2 pro Kilowattstunde preiswert (18 Cent/kWh) und überaus klimafreundlich. Deutschland zum Beispiel bläst für die gleiche Leistung 406 Gramm CO2 in die Luft, hat aber dafür exorbitante Preise (31 Cent/kWh).

Was ist der Grund für dieses energetisch-ökonomische Wunder? Der Löwenanteil von Schwedens erneuerbarer Energie kommt aus Wasserkraft – über 41 Prozent des schwedischen Stroms. Dazu kommen 30 Prozent CO2-freie Kernenergie und 10 Prozent Wind.

41 Prozent Wasserkraft sind sehr viel, aber diese Energiequelle ist in Schweden, geografisch bedingt, wie in Deutschland (Wasserkraft-Anteil 3,5 Prozent), kaum noch ausbaubar.

Obwohl die Schweden schon 2010 aus der Kernenergie aussteigen wollten, sind in Schweden sechs Kernkraftwerke in Betrieb und erzeugen über 30 Prozent des schwedischen Stroms. Die Einstellung der schwedischen Bevölkerung zur Kernenergie hat sich in den letzten Jahren stark geändert, über 60 Prozent der Schweden sind heute „pro Atomkraft“ eingestellt. Daher haben die schwedischen Kernkraftwerke auch unbegrenzte Laufzeitverlängerungen bekommen.

Zum schwedischen Strommix trägt die Windenergie mit etwa 11 Prozent bei. Ganze 5 Prozent kommen aus thermischen Kraftwerken. Solarenergie spielt in Schweden verständlicherweise kaum eine Rolle.

Lieber ein Kernkraftwerk als Windräder

Nun müssen die deutschen Anti-Atom-Politiker Robert Habeck, Sven Giegold und ihre Gesinnungsgenossen aber ganz gefasst sein. Ihre Reihen bröckeln. Dieser Tage berichtete SVT Nyheter: „Energiministern öppnar för ny kärnkraft“ (Energieminister öffnet sich für die neue Kernkraft). Schwedens neuer Energieminister Khashayar Farmanbar sagt in einem Interview mit dem Svenska Dagbladet, dass die Kernenergie in Schweden noch lange eine wichtige Rolle spielen wird und dass sie nicht vorzeitig abgeschaltet wird.

Nach Ansicht von Khashayar Farmanbar ist der Bau neuer Kernreaktoren in Schweden sinnvoll. Er sagte in Richtung der Wirtschaftsunternehmen: „Ich habe deutlich gemacht, dass es bereits drei vorbereitete Standorte gibt, wenn jemand heute in neue Kernkraftwerke investieren will". Es handelt sich um Standorte, an denen schon heute Reaktoren stehen. Es gibt dort bereits Stromleitungen, und es besteht kein wirtschaftlicher oder steuerlicher Unterschied zwischen Investitionen in Kernenergie oder Windkraft. Es gibt auch keinen rechtlichen Unterschied.

„Ich würde sagen, dass das politische Risiko bei der Kernenergie geringer ist als bei der Windenergie, wo jede Gemeinde Nein sagen kann", sagt Farmanbar gegenüber Svenska Dagbladet.

Um das zu verstehen, muss man wissen, dass Strom nur einen Anteil von 25 Prozent am Primärenergieverbrauch eines Landes hat. Schwedens Primärenergie soll aber bis 2045 frei von fossilen Brennstoffen sein. Ein großer Teil der Energie, die derzeit aus Benzin und Diesel gewonnen wird, muss dann mittels CO2-freien Stroms umgewandelt werden, was zu einem massiven Mehrverbrauch an Elektroenergie führen würde. Gleichzeitig werden die heute in Betrieb befindlichen Kernreaktoren zu diesem Zeitpunkt fast 60 Jahre alt sein und in die Jahre kommen. Khashayar Farmanbar eröffnet daher die Option, neue Reaktoren zu bauen.

Viele neue Kernreaktoren, die derzeit entwickelt werden, sind kleiner als die heute in Betrieb befindlichen, es handelt sich um kleine modulare Reaktoren (SMR).  

Zukunft für neue Reaktoren

Nach den derzeitigen Rechtsvorschriften in Schweden kann jedoch nur ein neues Kernkraftwerk als Ersatz für jedes alte, das abgeschaltet wird, gebaut werden. Auf die Frage, ob die Gesetzgebung geändert werden muss, um den Bau weiterer neuer Reaktoren zu ermöglichen, antwortet Khashayar Farmanbar, er wolle zunächst prüfen, wer bereit ist, in den neuen Typ kleiner Kernreaktoren zu investieren. Selbst Ministerpräsidentin Magdalena Andersson hat in einer Anhörung im Parlament Anfang Dezember erklärt, dass es den Betreibern freisteht, in Schweden Kernkraftwerke zu bauen. Bei der Anhörung wurde sie unter anderem vom Vorsitzenden der Moderaten Sammlungspartei Ulf Kristersson unter Druck gesetzt, der den Weg für einen Ausbau der Kernenergie ebnen will.

In einem Interview in der SVT-Sendung "30 Minuten" hat der führende schwedische Wirtschaftsboss Jacob Wallenberg bereits gesagt, dass er einen Bedarf an schwedischer Kernenergie sieht und bereit ist, in Zukunft neue Reaktoren mitzufinanzieren, wenn die Politiker in dieser Frage am gleichen Strang ziehen.

Der deutschen Politik, besonders den werten Herren Habeck und Giegold, möchte ich zwei Binsenweisheiten mit auf den Weg ihrer Erkenntnis geben:

„Geisterfahrer ist immer der, dem alle anderen entgegen kommen“.

„Der Kluge unterscheidet sich vom Dummen dadurch, dass er jeden Fehler nur einmal macht“.

Darauf einen guten Rutsch ins neue Energiejahr 2022, ohne Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen.

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Leserpost

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Daniel Oehler / 04.01.2022

Kommt den Klimahüpfern und den realitäts-fernen Grünenwählern nicht mit Fakten über Energieversorgung. Ideologie-Junkies, die es sich im grünen Wolkenkuckucksheim eingerichtet haben und sich aller Welt als “die Guten” präsentieren, geben den/die OberlehrerDrin für den Rest der Menschheit. Die sind so lernfähig wie die ZöglingDrinnen der Baumschulen: Hauptsache viel Grün, der Rest ist egal. Ein Lerneffekt tritt nur dann ein, wenn mal wieder eine Ideologie dieses Land voll an die Wand gefahren hat. Auf die Kirchen braucht man nicht zu hoffen: Die Klima-Christen ersetzen heutzutage die “Deutschen Christen”. Und die Jugend? Trottet genau wie beim Rattenfänger von Hameln jedem Halodri nach, der nur laut genug flötet. Was dieses Land braucht, sind ein paar handfeste Blackouts in grün-roten Hochburgen

Ilona Grimm / 04.01.2022

@A.Ostrovsky: Ich kann Ihren Zorn und Frust nur allzu gut verstehen. Doch bedenken Sie: Auch Bill Gates hat jemanden über sich, obwohl er das nicht weiß. Und ich bin ganz sicher, dass Mr. Gates sich noch sehr wundern wird, wenn seine biodigital konvergierte „Pumpe“ eines Tages stehen bleibt, - und alle anderen Mitglieder seiner satanischen Milliardärsclique sowie deren niedere Erfüllungsgehilfen ebenfalls. Ob ich das während meines Erdendaseins erlebe, weiß ich natürlich nicht. Aber mich freut der Gedanke. Das hält mich jedoch nicht davon ab, Aufklärung zu den Verschwörungen von WEF und den diversen „Philanthropen-Stiftungen“ zu betreiben, wo es nur möglich ist.

Ulla Schneider / 04.01.2022

@Klaus Keller. Verehrter Forist, ich möchte Sie korrigieren: Die Demo 82 in Bonn waren, bei 30 Grad im Schatten, mit mehr als EINE MILLIONEN Bürger dieses Landes dort. Die Busse standen auf den Autobahnen. Die Bonner Bürger haben teilweise zur Abkühlung Duschen a la Schläuche im Garten installiert und weitere Bürger haben sog. Heiß-heiß-Würstchen verkauft. So mancher machte dort den Gewinn eines Kleinwagens. -Ich war Zeuge. -Sensationell. - Das schaffen die heute nicht mehr -ODER DOCH?? MfG Herr Haferburg, der Dual-Fluid Reaktor muß hier her zurück, aber pronto!

Klaus D. Schlademann / 04.01.2022

Das es mit der “Klimakrise” so weitergehen wird , haben wir auch und gerade den Grünen zu verdanken, die die Atomkraft verteufelt haben und den Menschen Angst gemacht haben und noch machen. Dieses Angstmachen haben sie als Vehikel benutzt um an die Tröge der Macht zu kommen. Wenn in Deutschland die Kernkraft weiter vorangetrieben worden wäre, hätten wir die Klimaziele in Deutschland schon erreicht. Das Abschalten der Atomkraftwerke in Deutschland durch die gelernte ostdeutsche Angela Merkel wird unserem Land weiterhin massiven Schaden bescheren.

Klaus D. Schlademann / 04.01.2022

Das es mit der “Klimakrise” so weitergehen wird , haben wir auch und gerade den Grünen zu verdanken, die die Atomkraft verteufelt haben und den Menschen Angst gemacht haben und noch machen. Dieses Angstmachen haben sie als Vehikel benutzt um an die Tröge der Macht zu kommen. Wenn in Deutschland die Kernkraft weiter vorangetrieben worden wäre, hätten wir die Klimaziele in Deutschland schon erreicht. Das Abschalten der Atomkraftwerke in Deutschland durch die gelernte ostdeutsche Angela Merkel wird unserem Land weiterhin massiven Schaden bescheren.

Nico Schmidt / 04.01.2022

Sehr geehrter Herr Haferburg, die Technik hat sich seit 1970 deutlich weiterentwickelt (Dual Fluid und Traveling Wave) und mit diesen Modellen kann ich gut leben. MFG Nico Schmidt

Karla Kuhn / 04.01.2022

“Vom Atomausstieg zurück zur Kernkraft”  Die Schildbürger waren dagegen absolute INTELLIGENZBESTIEN und wesentlich liebenswürdiger. Über sie konnte ich noch lachen. Über diese -rot/grünen, mit FDP Unterstützung -Zeitgenossen will ich nicht mal mehr kotzen ! J. Duhme, bei “weder unwissend” pflichte ich Ihnen bei bei,  “noch sind sie dumm” bin ich mir absolut nicht sicher! Wenn ich die teils NICHT Ausbildung und kaum Kompetenz betrachte von viele Polittypen,  scheint mir der Hund einer lieben Freundin wesentlich intelligenter zu sein. Markus Grisinger, “Wie krank ist das denn?” Vermutlich SO krank, wie viele der der POLITTYPN selber!  „Geisterfahrer ist immer der, dem alle anderen entgegen kommen“.„Der Kluge unterscheidet sich vom Dummen dadurch, dass er jeden Fehler nur einmal macht“.  So ist es Herr Haferburg aber glauben Sie wirklich, daß die beiden das auch genau so verstehen ?? Ich nicht ! Aber, davon bin ich fast überzeugt, weder der eine noch der andere noch andere ROT/GRÜNE werden diesen PART gewinnen, dazu steht ZUVIEL auf dem SPIEL. Erst eine unterdrückte CORONABEVÖLKERUNG, bei der es immer mehr gärt und dann noch Einschneidungen ins Energienetz ?? DAS gibt KRIEG !! Wenn es ans Eingemachte geht, braucht nicht mal der Deutsche eine “Bahnsteigkarte”.

Jan des Bisshop / 04.01.2022

In Deutschland wiederholen die Grün Roten Weltverbesserer gebetsmühlenartig ihre Argumente von anno dunnemals. Diese waren schon damals fragwürdig, aber nun sind sie komplett falsch. Denn die Welt hat sich gedreht und die Energie wurde auch fortentwickelt. Dies sollte allen bekannt sein, nur in Deutschland wird sie von deen technikfeindlichen Grün Roten Weltverbesseren systematisch ignoriert. sie möchten lieber den Deutschen Bürgern Stromausfälle, kalte Winterabende und Arbeitslosigkeit zumuten, als sich auf eine zukunftsweisende Technologie einzulassen.

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