Die Kirche hat es doch (vielleicht sogar richtig) vorgemacht: Kein Sex vor der Ehe, nur Appetitholen ist erlaubt. Damit steigerte man die Erwartung darauf ins Unermessliche, lässt der Phantasie den Raum, den sie braucht, um den ganzen Zauber der Erotik und letztendlich des Sex zu entfalten. Dass einige Priester darunter das Entfalten ihres Talars verstanden zeigt doch, dass selbst die Enthaltsamkeit predigenden nicht mehr die Spannung aushalten konnten. Erst in der Ehe, dann aber so richtig, weil jetzt ja legitimiert, konnte dann gezeugt werden, was das Zeug hielt. Mit dem Risiko, nicht den richtigen Matchpartner gefunden zu haben. Viele Kinder galten als Segen, z.B. in der Langwirtschaft war es überlebenswichtig, einen Nachfolger für den Hof zu haben und viele helfende Hände bei den Hofbesorgungen. Heute macht das bestimmt auch irgend so eine Farmer-App. Und in nicht ferner Zukunft braucht der Mensch sich auch nicht mehr anzustrengen, eine Libodo-App übernimmt die Anbahnung, das Vorspiel, den Akt und die daraus resultierenden Folgen. Körperliche Arbeit ist doch eh nicht mehr angesagt, dafür lieber in`s Fitness-Studio zum Auspowern. Wenn man die Sexualität zu Tode analysiert hat, wird kein Platz mehr für Phantasie und Reize bleiben, denn Sättigung schafft Langeweile.
Also ich bitte Sie Frau Stockmann, da waren Sie wohl noch auf keiner Demo der Linken? Die „Offenbarungen“ dort sind origineller verpackt und wesentlich weniger versteckt als so manche echte Venus auf der „Venus“. Und dies alles für Lau und gute Laune, freie Liebe im linken Spektrum wird in Kürze der Venus die Schau stehlen und wenn es eben sein muss auch auf der örtlichen Toilette, im Kampf gegen rechts, natürlich auch auf der Bühne, das nennt sich dann bekanntlich “Fummeln für das Vaterland ” .
Mir ist noch eine Erinnerung gekommen, aus meiner Studentenzeit vor etwa 45 Jahren: Meine Partnerin wollte für mindestens ein Jahr mit der Pille aussetzen, also mußte ich Kondome besorgen. In einem Sexshop wurden sie zu einen sehr günstigen Preis angeboten, aber dort hineinzugehen war keine gute Idee. Was ich da nämlich zu sehen bekam, schockierte mich zutiefst und erregte mich gleichzeitig sexuell sehr. Ich war regelrecht außer mir und mißbrauchte meine Freundin anschließend zur schnöden Triebabfuhr. Bis dahin hatte ich um Oswald Kolle-Filme oder Schulmädchenreports einen Bogen gemacht, obwohl das ja noch gar keine richtige Pornografie war. Diese Enttabuisierung gefiel mir nicht. (Botho Strauß formulierte in den 90ern: Jedes Tabu ist besser als ein zerstörtes). Die natürliche Zartheit, Scheu weicht einer Derbheit, Direktheit, entmenschlicht und enthemmt. Aber die Maßstäbe haben sich längst verschoben und wer das so wie ich sieht, lehnt das Fernsehen nicht nur wegen der politischen Verlogenheit ab. Wie lächerlich, wenn in jedem Krimi heutzutage Bettszenen einfach dazugehören, die Nachrichtensprecherin des Senders aber pflichtgemäß eine angewiderte Miene aufsetzt, wenn über einen Fall von Kinderpornografie berichtet wird.
Sexualität und Liebe als gemeinsames Paket. Wie lange ist es her, dass ich als xxxjähriger zittrig vor Aufregung meine Tanzstundenliebe, (unerwiderte, sie war in festen Händen) nach Hause führen durfte. … Wieviele Jahre liegen dazwischen und wie viele “Ent"täuschungen, angesichts dessen, was heutzutage als “Liebe” serviert wird. Vielleicht off-topic, aber ich wollte es mal anmerken. Sexus und Liebe, Sehnsucht und Geheimnis. Vielleicht auch, verbunden durch Verantwortung. Vom Geheimnis ist nichts übrig, vom Sexus, in der Schule teilweise schon als so selbstverständlich angeboten, wie das Leberwurstbrot zur Pause.
Verehrte Frau Stockmann - Was haben Sie erwartet? Es ist eben das: eine MESSE. Und an wen richtet sich eine MESSE? Richtig. In erster Linie an Wiederverkäufer, also an ein professionelles Publikum. Man mag es kaum glauben: aber das ist ein hochprofessionelles Business, wie jedes andere auch. Entsprechend nüchtern geht es da dann auch zu. Hier bieten Hersteller Waren an, präsentieren Neuigkeiten, werden “Renner und Penner” besprochen, Qualitäten diskutiert, wird verhandelt. In diesem Falle geht es halt nicht um “Pötte und Pannen”, sondern um alles, was sich Gehirne für mehr Spaß zu zweit (oder mehr) ausgedacht haben. Wie man das nun persönlich findet, steht auf einem ganz anderen Blatt…Jedenfalls werden Sie hier eines niemals finden: erotische Sinnlichkeit. Die müssen Sie sich in Ihrem Kopf-Kino schon selber vorstellen…aber eine Messe ist dafür ganz bestimmt nicht der richtige Ort.
Hmmmm. Also,wenn der “Freund” erotisch interessierter Fotograf ist, dürfte das Ausflugsziel ja der Autorin nicht ganz soooo unbekannt sein. Was man dort allerdings anderes als einen vergrösserten Sexshop erwartet,erschliesst sich mir vor,während und nach dem Lesen nicht. Die Schühchen wären wahrscheinlich ebenso in einem Mod/Wave Schuhladen zu haben gewesen,gerade in Berlin :)
Sex sells. Deshalb habe ich habe Ihren Artikel auch bis zum Ende gelesen, welches wiederum der Anfang einer neuen Story sein könnte. Frau will begehrt werden, und Mann gibt sich Müh’ - oder Geld. Auf der Venus wie im Leben. Ich finde übrigens, dass wir uns in einer sehr prüden Phase befinden: statt Erotik oder Sex gibt’s nur noch Gewalt und Tote. Amerika ist unser Vorbild.
Was kann man von einer Erotik-Messe verlangen? Natürlich geht es dort wie bei jeder Messe, möchte man meinen, um Kommerz. Bei dieser Messe wird eben “Sex” bzw. “Erotik” kommerzialisiert. Wenn die Atmosphäre stimmt und die Phantasie paßt, mag der Einzelne das als anregend empfinden - oder eben nicht. Ich denke, die Ansprüche an eine solche Messe sollten nicht überzogen sein. Nachdem es diese Messe ja schon seit Jahren gibt, scheint sie auch ihre Zielgruppe anzusprechen - kommerzielle und nichtkommerzielle Besucher, jedoch nicht jeden. Sicherlich war der Besuch auch für Frau Stockmann eine interessante Erfahrung - von den zwei Paar neuen Schuhen einmal ganz abgesehen :)
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