Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Berlin-Mitte will die Mohrenstraße jetzt sofort umbenennen. Eine Bevölkerungsbeteiligung an der Entscheidung werde es nicht geben, hieß es, denn der neue Name stehe ohnehin schon fest, meldet die Welt. Die Umbenennung in Anton-Wilhelm-Amo-Straße habe die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte am Donnerstagabend auf Antrag von Grünen und SPD beschlossen, wie das Büro der BVV heute bestätigt habe.
Eine Bevölkerungsbeteiligung sei, wie bereits erwähnt, nicht vorgesehen, denn es könnten keine alternativen Umbenennungsvorschläge eingereicht werden. Die Anrainer und die Stadtgesellschaft sollen nur zuvor informiert werden. Den neuen Namen hatte die Obrigkeit bereits festgelegt – er ist mithin alternativlos – also gilt es der Bezirksverordneten-Mehrheit als ausreichend, die Anwohner und Betroffenen über den Beschluss zu informieren. Das entspricht offenbar der neuen Vorstellung von Demokratie in der „neuen Normalität“.
In dem Beschluss heiße es, das Bezirksamt werde aufgefordert, „unverzüglich den Vorgang zur Umbenennung zu starten“. Nach heutigem Demokratieverständnis sei „der bestehende rassistische Kern des Namens belastend und schadet dem nationalen und internationalen Ansehen Berlins“.
Der neue Namensgeber Anton Wilhelm Amo war der erste schwarze Gelehrte an einer deutschen Universität. Amo sei Anfang des 18. Jahrhunderts von der holländischen Ostindien-Kompanie aus dem heutigen Ghana nach Europa gebracht und an den Hof von Braunschweig-Wolfenbüttel „verschenkt“ worden. Er habe 1729 in Halle promoviert und bis 1747 als Wissenschaftler an den Universitäten Halle, Wittenberg und Jena gewirkt.
Ob das „unverzüglich“ nun an Günther Schabowski erinnern sollte oder ob die Umbenennung eher im üblichen Berliner Verwaltungsversagen stecken bleibt, lässt sich noch nicht absehen.