Walter Schmidt / 13.06.2007 / 01:14 / 0 / Seite ausdrucken

Spielverderber

Anläßlich des vor kurzem zu Ende gegangenen G-8-Gipfels in
Heiligendamm hatte es sich eine Hamburger Gesamtschule, die bereits mehrfach als
sog. “Umweltschule” ausgezeichnet worden war, zum Ziel gesetzt,
“friedliche Protestformen in gesellschaftlichen Konfliktfeldern” zu
dokumentieren.

Der Auftakt war dann auch recht vielversprechend, denn schließlich
lieferte bereits die Auftaktdemo in Rostock, bei der der “Schwarze Block”
seine absolute Friedfertigkeit unter Beweis stellte, erstes
nachhaltiges Anschauungsmaterial für die im Anschluß an den Gipfel geplante
Projektpräsentation vor Ort.

Doch dann traten ganz plötzlich wie aus heiterem Himmel einige miese
Spielverderber der Spaßgesellschaft in Gestalt der Hamburger
Schulbehörde auf den Plan, und riefen in einem Akt der “fürsorglichen
Bevormundung” Schülerinnen und Schüler sowie die sie begleitenden Lehrer über
die Schulleitung zurück an einen nur halbwegs authentischen Lernort
namens “Schule”, da sie sich ganz offensichtlich Sorgen um das psychische
und leibliche Wohlergehen der Jugendlichen sowie ihrer jugendlich
gestylten Begleiter aus der Achtundsechzigergeneration machten.

Anstatt nun aber dankbar für die staatlich subventionierte
Rückholaktion zu sein, herrscht seither an der o.g. Hamburger Gesamtschule nahezu
einhellige Empörung, nur weil die Schulbehörde offenbar auf einmal
der Meinung war, daß die offenkundigen Lernrückstände Hamburger
Schülerinnen und Schüler in puncto PISA besser in der Schule als auf dem
eigens für Heiligendamm gecharterten Schulschiff namens “Victor Jara” zu
beheben seien.

Nun werfen SchülerInnen und LehrerInnen der o.g. Hamburger
Gesamtschule der Hamburger Schulbehörde in einer Resolution, die zur
Unterzeichnung im Lehrerzimmer ausliegt, vor, daß diese sich ohne Rücksprache mit
den Betroffenen “ein gewaltbestimmtes Szenario” von Heiligendamm zu
eigen gemacht habe, anstatt die weitgehend friedlichen und kreativen
Protestaktionen von ATTAC u.a. Globalisierungskritikern in den Vordergrund
zu stellen.

Doch wie sagte schon der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann:

“Die Schule der Nation ist die Schule!”, d.h. nicht die Bundeswehr und
auch nicht der alternative G8-Gipfel auf der “Victor Jara” vor
Heiligendamm.

Der Hamburger Schulbehörde gebührt Dank und Anerkennung dafür, diese
weise Erkenntnis zwecks Hebung des deutschen Bildungsstandes erneut in
Erinnerung gerufen zu haben.

 

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