Anläßlich der Buchmesse zu Leipzig wurde im Stasi-Museum in der “Runden Ecke” u.a. das Buch von Sven-Felix Kellerhoff “Die Stasi und der Westen: Der Kurras-Komplex” vorgestellt.
Im Mai und im Juni des vergangenen Jahres gab die Birthler-Behörde ca. 3500 Aktenblätter über den Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras heraus, die für heftigen Wirbel sorgten. Seit Kurras, der am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoß und damit eine Welle der Gewalt auslöste, überraschend als Spion der Stasi entlarvt wurde, ist noch einmal schlagartig deutlich geworden, daß die DDR in zuvor ungeahntem Ausmaß auf die bundesdeutsche Gesellschaft und auch auf die Studentenbewegung der späten sechziger Jahre eingewirkt hat.
Kurras war nur einer von vielen, die in geheimdienstlicher Mission im Westen unterwegs waren.
So ist in letzter Zeit u.a. auch der Chef der Birthler-Behörde, Hans Altendorf, ins Gerede gekommen. Altendorf war u.a. in der Hamburger Schulbehörde tätig, bevor er nach der “Wende” bei der Gauck-, später Birthler-Behörde anheuerte.
Wie “Die Welt” in mehreren Beiträgen im März 2010 enthüllte, soll Altendorf u.a. Mitglied verschiedener kommunistischer Organisationen im Westen, wie z.B. der “Deutschen Friedensunion” (DFU), einem Ableger des “DDR-Friedensrates”, gewesen sein, der es oblag, im Westen für die Anerkennung der DDR sowie ihrer sog. “Friedenspolitik” in Europa zu werben.
Altendorf bestreitet bislang alle Vorwürfe einer Spitzeltätigkeit für die DDR, die Leiterin der Stasiunterlagenbehörde, Marianne Birthler, hat sich mehrfach ausdrücklich hinter ihren Behördenchef gestellt.
Selbstverständlich wollten einige Besucher der Veranstaltung mit Sven-Felix Kellerhoff während der Leipziger Buchmesse nicht nur Informationen über Karl-Heinz Kurras, sondern auch über Hans Altendorf in Erfahrung bringen.
Daraufhin würgte der Moderator Christian Booß, der zugleich Pressesprecher der Birthler-Behörde ist, die Diskussion ab, indem er par ordre de mufti bzw. qua Gewalt des Mikrofons verfügte, daß jegliche Fragen zum “Fall Altendorf” auf dieser Veranstaltung nichts zu suchen hätten und gefälligst unterbleiben sollten. Schließlich handele es sich bei Hans Altendorf um den Direktor der Birthler-Behörde, in deren Räumen auch die Veranstaltung mit Sven-Felix Kellerhoff zum “Fall Kurras” stattfände. Und welcher Arbeitgeber kann es schon tolerieren, daß in seinen eigenen heiligen Hallen eine Art “Nestbeschmutzung” stattfindet?
So ähnlich war es schon auf der Buchmesse Leipzig 2001, als damals Hubertus Knabe sein Buch über den Einfluß der Stasi im Westen und speziell in den Westmedien präsentieren wollte. Damals verhinderte eine einstweilige Verfügung der Gauck-Behörde, daß Knabe selbst sein Buch präsentieren durfte. Spätwer mußten dann Teile der Darstellung in der ersten Auflage geschwärzt werden.
Mal sehen, wie lange es dauern wird, bis ein wenig mehr Licht in die Affäre Altendorf kommt, und dann auf der Buchmesse 2011 sogar eine Diskussionsfrage an den Pressesprecher der Birthler-Behörde zu diesem “Fall” zugelassen wird.
Es lebe die Meinungs- und Diskussionsfreiheit!