Einsamkeit ist besonders häßlich, wenn gerade der Frühling explodiert. Man muß nur mal vor die Türe gehen: überall schwirren Lebewesen auf der Suche nach anderen Lebewesen herum. Auch im interstellaren Raum soll so einiges los sein. Da sitzen vermutlich irgendwelche Sternbewohner in fernen Galaxien und verzehren sich vor Sehnsucht nach Spielpartnern im Weltall. Okay, wir wissen nicht, ob sie ausgerechnet an uns Erdenmenschen Freude hätten, aber wir werden es nie erfahren, wenn wir uns nicht aktiv um Kontakt bemühen.
Diesem Zweck dienten bis jetzt 42 in Kalifornien aufgestellte Antennenschüsseln. Die gehören dem SETI-Institut. SETI steht für „Search for Extraterrestrial Intelligence“, also Suche nach außerirdischer Intelligenz – ein hochwichtiges Unterfangen, da ja die irdische Intelligenz so knapp bemessen ist. Allerdings sollte man das mit der Intelligenz nicht allzu wörtlich nehmen, denn stellen wir uns vor, die Kalifornier würden mit ihrem Radioteleskop wirklich außerirdisches Leben entdecken, dann wird die Sache bestimmt nicht abgebrochen, wenn sich diese Außerirdischen als durchaus unintelligent erweisen sollten.
Nein, abgebrochen wird die Sache jetzt aus einem anderen, auch bei bescheidener Intelligenz leicht zu begreifenden Grund: Es ist kein Geld mehr da. Die staatlichen Zuschüsse für das Projekt wurden gestrichen, und Privatleute wie der Microsoft-Mitgründer Paul Allen, der schon Millionen dafür gegeben hat, sind jetzt ebenfalls zurückhaltender geworden. Künftig müssen die Außerirdischen also ein bißchen lauter rufen, wenn hier jemand auf sie aufmerksam werden soll.
Das ist natürlich eine niederschmetternde Nachricht. Denn nicht nur im Frühling ist die Vorstellung weltallweiter Einsamkeit für uns Menschen deprimierend. An irgendeine Hoffnung möchte man sich klammern, seien es die übergeschnappten Theorien Erich von Dänikens, die krausen Stories anonymer Angeber oder das Rauschen in einem kalifornischen Radioteleskop. Wenn das abgeschaltet wird, sind wir wirklich allein im kalten Kosmos.
Aber hey: man braucht nur mal vor die Türe zu gehen, dann sieht man schon genügend Außerirdische. Selbst hier im Funkhaus: seltsame Blicke, ferngesteuertes Verhalten, das Äußere nur Maske und Verkleidung. Sind nicht überhaupt die meisten unter uns künstliche Nachbauten der Gattung Mensch? Wir müssen unsere inneren Empfangsschüsseln einschalten, um das herauszufinden. Und deren Betrieb kostet gar nichts – außer Nerven.