Gunnar Heinsohn / 04.11.2021 / 14:00 / Foto: Pixabay / 30 / Seite ausdrucken

Sechs von Tausend

Den Kindern obliegt die Zukunft. Deshalb wollen die Berliner Unterhändler für eine neue Regierung ihre Maßnahmen für die „umfassende Erneuerung unseres Landes” so zielgenau in die Spur bringen, dass Entgleisungen praktisch auszuschließen sind. Friedrich Merz aus der zukünftigen Opposition spendet ebenfalls Beifall für das „Ergebnis der Sondierungen zwischen SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP.“

Der hiesige Nachwuchs darf höchste Sorgfalt bei der Planung verlangen, weil er seine knappen Kräfte genau einteilen muss. Schließlich wachsen von weltweit tausend Kindern unter 15 Jahren nur sechs zwischen Rhein und Oder auf. Zwei von ihnen benötigen selbst Hilfe, weil Krippen, Kindergärten und Schulen ihnen die erforderliche Leistungsfähigkeit nicht vermitteln. Damit bleibt es bei vier Musketieren.

Man strengt sich schon an, fällt international aber zurück. Kulturell am ehesten mit der Schweiz dürfte man bis in die 1960er Jahre auch gleichwertige Zensuren erreicht haben. Aber 2018 haben die Eidgenossen unter tausend PISA-getesteten Kindern 49 Mathe-Asse, die Bundesrepublik hingegen nur 28. Dabei beherbergt die Alpenrepublik relativ mehr Migranten als die Bundesrepublik. Unterschiede gibt es allerdings beim Auswählen der Neubürger. Deshalb will Berlin „qualifizierte Einwanderung stärken”, äußert sich aber nicht zu ihrer Herkunft.

Übermächtige Konkurrenz in der Hightech-Ökonomie

Gleichwohl halten sich deutsche Schüler keineswegs schlecht. Aber es reicht halt nur für ein „befriedigend.” Die Stufe „sehr gut” besetzen die Musterschüler Ostasiens mit rund 150 der 1.000 Weltkinder. Ein halbes Dutzend Nationen mit zusammen 10 von den 1.000 Kindern schaffen immerhin ein „gut” (neben CH Polen, Niederlande, Kanada, Estland etc.).

Selbstverständlich können unsere vier Passablen mit den 160 Guten und sehr Guten in der Hightech-Ökonomie nicht konkurrieren. 1994 führt Deutschland gegen Südkorea bei den streng gesiebten PCT-Patentanmeldungen üppig mit 22:1. Doch 2020 ziehen die Koreaner – bei nur 60 Prozent der hiesigen Bevölkerung – auf 11:10 davon. Wohl auch deshalb will man eher weg von Wirtschaft, dafür aber moralisch nach vorne kommen, also mehr tun für die Bedauernswerten, die immer weiter zurückfallen. Die leben in den rund 150 Ländern, deren Nachwuchs mangelhaft oder ungenügend abschneidet und momentan 760, aber in der nächsten Generation schon 800 von global 1.000 Kindern stellt.

Um diese 800 können sich von unseren sechs wiederum nur die vier kümmern, die nebenher ihre zwei prekären Gleichaltrigen versorgen wollen. So ergibt sich pro Kopf eine stattliche Zielgruppe von 200 Hilfsbedürftigen. Ihnen sind Gelder zu überweisen und Experten zu schicken, die auch bisher nichts ändern konnten.

Friedensbringer, Versorger und Klimaretter

Wenn sich die 800 in – aktuell über 50 – tödlichen Konflikten an den Kragen gehen, schreiten unsere vier als Friedensbringer ein, um „das Leid an den europäischen Außengrenzen zu beenden.” Zugleich will ihre „abrüstungspolitische Offensive” den Tötenden die Waffen vorenthalten.

Nach den von Gallup 2017 ermittelten Auswanderungswünschen wollen rund 300 der 800 alsbald direkt bei unseren vier Aufrechten einziehen. Einmal dort, will man sie für den Rest ihres Daseins auch dann anständig versorgen, wenn ihnen minimale Kulturtechniken fehlen. Deshalb soll das neue „Bürgergeld die Würde des und der Einzelnen achten, zur gesellschaftlichen Teilhabe befähigen sowie digital und unkompliziert zugänglich sein.”

Natürlich wollen und sollen unsere vier sich vor allem um die Erde kümmern. Diese Präferenz dokumentieren die Koalitionäre dadurch, dass die Termini „Klima” und „digital” mit je 22 Erwähnungen gleichauf liegen. Nun wird auch bei ihnen geahnt, dass die Abkühlung des Planeten selbst alle 1.000 Kinder zusammen nicht schaffen. Immerhin lenken die stetig prächtigeren Klimaparaden rund um den Globus ein wenig davon ab, dass auch die ganz weltlichen Vorhaben im Sande verlaufen werden.

 

Gunnar Heinsohn (*1943) lehrte von 2011 bis 2020 Kriegsdemografie am NATO Defense College (NDC) in Rom.

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Marcel Seiler / 04.11.2021

Ein echter Heinsohn. Lange nicht mehr so gelacht!

H. Heinz / 04.11.2021

“Unterschiede gibt es allerdings beim Auswählen der Neubürger.” Das genau ist die Crux. Aber solange Ideologen die ihr Hirn gegen den Bauch eingetauscht haben, sprich Gefühligkeit wichtiger wird als Ratio, wird der hier noch verbliebene Rest derer die ihr Hirn noch zwischen den Ohren haben, dies ausbaden müssen.

Petra Wilhelmi / 04.11.2021

Der Witz des Tages: “qualifizierte Einwanderung stärken”. Na sicher, qualifizierte Einwanderung aus Afghanistan. Schließlich kennen die sich besonders gut in Guerilla-Taktiken aus, können super mit Messern umgehen und reduzieren die Bevölkerung ihres Gastlandes. Ist nicht Bevölkerungsreduktion auch ein Ziel des WEF? Viele Wege führen zu diesem Ziel. Deutschland verspielt zur Zeit alles: Keine Rohstoffe, keine fleißigen Schüler, keine qualifizierten Lehrer, nur solche, die Wissen spaßig an den Mann bringen wollen. Studenten, die nur Geschwätzwissenschaften studieren und alles besser wissen wollen. Das heißt, dass Deutschland auch keine neuen Technologien mehr entwickeln kann, da es für Deutschland wichtiger ist, lernschwache und lernfaule Schüler zu bevorzugen, den allgemeinen Lehrplan an deren Lernschwäche und Lernunwillen anzupassen. Dazu kommt, dass diejenigen die das Sagen im Land haben, selbst Lernschwach oder Lernfaul sind und noch nie wirklich gearbeitet haben. Eins kommt zum anderen. In einer Disziplin ist Deutschland aber Weltklasse: Maulaufreißen, alles besser zu wissen und jeden in der Welt belehren zu wollen. Leider ist diese Arroganz auf dem Weltmarkt nicht handelbar, also was bleibt Deutschland? Nichts! Oder man könnte auch sagen: Der ungebremste Weg in den Abgrund. Übrigens, vielleicht begreifen manche jetzt endlich, dass Merz KEIN Heilsbringer ist und auch nichts für eine reformierte CDU tun könnte. Er ist und bleibt ein Blackrock-Mann und Blackrock, gemeinsam mit einer anderen Finanzgesellschaft halten alle Aktien dieser Welt, anders ausgedrückt: Ihnen gehören alle Werte aller Industrien in der Welt. Sie sind die Finanzverwalter für die Multimilliardäre im Hintergrund.

Frances Johnson / 04.11.2021

Diese Mathematikperformance, Herr Heinsohn, wird mutmaßlich noch schlechter werden. Keiner mit einem Rest von Verstand, der meistens Mathematik einschließt, wird sich nach den letzten acht Jahren noch antun, hier Kinder in die Welt zusetzen, ganz besonders nicht nach den letzten zwei Jahren. Am Ende rettet dann keiner mehr. Muslime und Asiaten sind nicht ganz so am Retten interessiert. Vielleicht sind sie einfach etwas lebensnäher. Und wenn Muslime betrachten, was mit unseren Frauen hier passiert ist, werden sie sich hüten, auf diesen Zug aufzuspringen. Irgendwann wird das das, was man mayhem nennt. Aufsammeln werden nächstes mal die Chinesen, falls die USA sich nicht vom Wahn erholen sollten.

Chr. Kühn / 04.11.2021

“Dumm wie fünf Meter Feldweg”, heißt hierzulande ein Sprichwort. Nun, in Afghanistan oder in Afrika gibt es derlei sehr viel mehr als bei uns. Feld-, Gebirgs-, Steppen- und Wüstenwege. Die meisten unbefestigt und mehr als fünf Meter lang. Den Rest darf sich die Leserschaft dazu denken. Ich merke, daß meine lebenslange Neugier für und Hingabe an Wissens- und Fähigkeitenerwerb samt und sonders für die Katz’ war. Ich hätte mit 16 die Schule verlassen sollen, bis 25 jedes Jahr ein Kind in die Welt setzen (von unterschiedlichen Müttern, versteht sich), und mich dann von Vater Staat und Mutter Kirche verhalten lassen. Dann hätte ich zwar weniger graue Zellen, aber auch weniger graue Haare, und letzteres zählt mehr… Oder so ähnlich. Herr Heinsohn: kann man sich als (noch) nicht polnischsprechender, mittelalter Deutscher in Danzig eine Existenz aufbauen? Oder sind diese drei genannten Eigenschaften von vornherein schon Ausschlußkriterien?

Ludwig Luhmann / 04.11.2021

Aussicht: Ich wette, dass niemand dagegen wettet, wenn ich wette, dass Deutschland in 4 Jahren schlechter dasteht als jetzt.—- —-  Was Herr Heinsohn wohl so über den Great Reset denkt .... ...?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Gunnar Heinsohn / 01.01.2023 / 12:00 / 17

Whoopi Goldberg und „Jewish Race”

Nicht aufgrund ihrer „Rasse“, sondern wegen der „Unmenschlichkeit des Menschen gegen den Menschen“ habe Hitler die Juden ermorden lassen, erklärt Whoopi Goldberg im Magazin der…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 01.11.2022 / 10:00 / 133

Putinsturz durch heimkehrende Truppen?

Eroberungskriege aus einer demografisch so desolaten Nation wie Russland hat es bisher nicht gegeben. Das weiß auch Putin. Seine Fehlkalkulation, was die Motivation der eigenen…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 27.09.2022 / 12:00 / 114

Putins nukleare Vorsicht

Putin droht zwar gelegentlich mit dem Einsatz von Atomwaffen, doch wird er ihn wohl nicht befehlen. Nicht weil er Skrupel hätte, sondern weil er weiß,…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 21.09.2022 / 13:50 / 136

Putins Teilmobilisierung: Wofür die einzigen Söhne verheizen?

Schon am 20. September berichtet Igor Sushko über die Panik russischer Mütter, die ihre Söhne – überwiegend einzige Kinder – vor Putin Teilmobilisierung ins Ausland schaffen…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 13.07.2022 / 12:00 / 134

22 Jahre Ostpolitik gegen die Ukraine und Polen

Deutschland macht seit spätestens dem Jahr 2000 Politik zu Lasten der Ukraine und Polens- Hier eine Auflistung. Prolog 1997 Deutsche Firmen wollen ihr Gasgeschäft mit Russlands…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 28.06.2022 / 12:00 / 84

Patent und Verstand: Ex-Kolonie Südkorea überholt Deutschland

Südkorea ist überaltert, holt sich keine ausländischen Arbeiter ins Land, hat nahezu keine Bodenschätze, war unterdrückte Kolonie der Japaner und vom brutalen Korea-Krieg verwüstet –…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 09.05.2022 / 10:00 / 98

Putins Nukleardoktrin

Wer Putins Äußerungen zum Einsatz nuklearer Waffen verstehen will, muss beachten, dass Russland seit dem Jahr 2000 einer neuen Nukleardoktrin folgt. Sie erlaubt es Moskau,…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 02.03.2022 / 08:06 / 188

Putin verrechnete sich mit dem kampflosen Sieg und steht nun mitten im Krieg

Dass Putin an die schnelle Kapitulation Kiews und das Überlaufen der ukrainischen Truppen wirklich geglaubt hat, belegt ein am Samstag, den 26. Februar bereitgestellter und…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com