Gastautor / 06.01.2022 / 14:30 / Foto: Bain News Service / 39 / Seite ausdrucken

Russisch Roulette für alle?

Aus theologischer Sicht könnte und dürfte der Staat eine Impfpflicht nur als allerletztes Mittel in einer aussichtslosen Notlage verordnen. Und auch dann gibt es Grenzen der Zumutbarkeit.

Von Okko tom Brok.

Wir Deutschen sind ein pflichtbewusstes Volk: Zur Impfpflicht müsste man uns im Grunde gar nicht zwingen, denn bereits satte 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung haben die Vakzine ohnehin freiwillig und ohne Murren, einige regelrecht in „Partylaune“ an- und eingenommen. Es wird von launigen Booster-Partys berichtet, bei denen Dutzende Mitarbeiter einer Belegschaft abgeimpft wurden und diesen „kleinen Piks“ als solidarisches Gemeinschaftserlebnis feierten. Ärzte, die „tausend auf einen Streich“ geimpft haben, sind die Helden unserer Tage.

Doch die erfüllte Pflicht hat eine hässliche Halbschwester: die Missgunst gegenüber den „Pflichtbefreiten“, also allen, die aus verschiedenen Gründen ihr solidarisches Notopfer nicht erbracht haben und es sich auf der Insel der Ungepiksten gutgehen lassen. Wolfgang Kubicki hat es auf den Punkt gebracht, als er in der Debatte um die Impfpflicht auch ein Stück Rache der enttäuschten Geimpften erblickte, die für ihre unerfüllten Freiheitshoffnungen nun ein Ventil und einen Sündenbock benötigten: die „Ungeimpften“.

Wer ist überhaupt berechtigt, Menschen Pflichten aufzuerlegen und unter welchen Bedingungen? Juristische und damit tatsächlich bindende Pflichten dürfen im westlichen Kulturkreis i.W. nur staatliche Behörden aussprechen, die in freiheitlichen Rechtsstaaten noch dazu parlamentarisch legitimiert und gerichtlich überprüfbar (justiziabel) sein müssen. Andere Einrichtungen und Vereine, die sich neuerdings vollmundig für eine Impfpflicht aussprechen, wie etwa der Zentralrat der Muslime oder auch die Evangelische Kirche in Deutschland in Gestalt ihrer neuen Ratsvorsitzenden Annette Kurschus, haben außerhalb ihrer Gemeinschaften und Versammlungen generell kein Mandat, allgemeingültige Pflichten zu verhängen.

Eine Kirche Jesu Christi sollte Anwalt der freien Entscheidung sein, nicht ein Organ der staatlichen Anordnungen. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, aber Gott, was Gottes ist“, markiert Jesus selbst in der Bibel die Grenze, an der der Gehorsam gegenüber dem Staat ein Ende findet, nämlich so bald die von Gott verliehenen Rechte an Leib und Leben durch den Staat und seine Anordnungen selbst bedroht werden.

Erzwungene Nächstenliebe ist kein Akt der Liebe

Der Staat könnte und dürfte aus theologischer Sicht eine Impfpflicht nur als allerletztes Mittel in einer aussichtslosen Notlage verordnen, wenn nur so die Grundüberzeugung, dass Gott ein Freund des Lebens und der Mensch ein Ebenbild Gottes ist, verteidigt werden könnte, wie es die EKD und die Katholische Bischofskonferenz in einer gleichnamigen Denkschrift zur Bio- und Medizinethik schon vor Jahrzehnten (nämlich 1989) klarstellten. Im Kern der damaligen Argumentation stand in allen bioethischen Kontroversen stets die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Ob und wie sich diese mit einer Zwangsimpfung vertragen könnte, bedürfte heute dringend weiterer Erläuterungen.

Kirchen und Religionsgemeinschaften können und sollten aus meiner Sicht grundsätzlich keine bestimmten Maßnahmen empfehlen oder ablehnen, für die sie naturgemäß nicht über die notwendige Expertise verfügen. Und wirklich niemals sollte aus einer freiwilligen Zustimmung zu einer Impfung ohne Not eine Pflicht gemacht werden. Aber die Kirchen können und sollten ihrem sog. „Wächteramt“ gemäß ethische Prüfsteine vorlegen, die es Christen erlauben, eigene ethische Urteile in individuellen Lebensfragen zu fällen. Das haben Frau Kurschus und ihre Kirchenbehörde bislang versäumt.

Ob und inwiefern „nur“ eine Impfpflicht dem Gebot der Nächstenliebe entspräche, wie in EKD-Kreisen neuerdings postuliert, wäre in Fachgremien hochrangiger Ethiker und Moraltheologen jetzt erst gutachterlich festzustellen. Es ist nicht bekannt, dass derartige Aktivitäten in der Herrenhäuser EKD-Zentrale in Hannover in jüngster Zeit stattgefunden hätten.

Unabhängig davon zielt die Botschaft Jesu auf das Individuum. Akte der Nächstenliebe erfordern vor allem eines: Freiwilligkeit. Dem steht eine Impfpflicht diametral entgegen. Verordnete, erzwungene Nächstenliebe ist vieles – aber kein Akt der Liebe!

Wo sind die Grenzen der Zumutbarkeit erreicht?

Ein wesentlicher Aspekt der Impfpflicht-Debatte scheint mir jedoch noch zu wenig beleuchtet worden zu sein: die weitgehende Unkalkulierbarkeit dieses größten medizinischen Feldexperiments aller Zeiten. Kann man – sei es durch den Staat, die Kirchen oder den Arbeitgeber – zu etwas verpflichtet werden, das irreversibel ist und dessen Konsequenzen niemand seriös abschätzen kann?

Während sich ein Nachbar aus meiner Wohnsiedlung nach seiner Boosterung mit schweren Autoimmunreaktionen im Krankenhaus befindet und vielleicht nie wieder ganz gesund werden wird, stellt sich für mich als Lehrkraft an einer staatlichen Schule mit der Lehrbefähigung für Ethik ganz unmittelbar und drängend die Frage, was ein Staat von gesunden Bürgern zu recht erwarten und verlangen darf, aber wo die Grenzen der Zumutbarkeit erreicht sind. Mir scheint, die „roten Linien“, die man jetzt regierungsseitig aus allzu durchsichtigen Gründen nicht mehr kennen will, sind genau hier zu verorten.

Schauen wir auf die Fakten: Eine „neuartige“ Viruserkrankung wird seit ca. 12 Monaten mit einem nur 6 Monate zuvor entwickelten Impfstoff mit vollkommen neuartiger Wirkweise „behandelt“, wenn auch mit äußerst bescheidenem Erfolg. Selbst ein Forscherteam in der Antarktis, das unter den Hygienebedingungen von „2G“ forschte und arbeitete, erkrankte jetzt an Corona, wie man den Medien entnehmen konnte. Anders als sämtliche andere Impfstoffe zuvor soll dieses Präparat „für alle“ geeignet und praktisch „nebenwirkungsfrei“ sein und erst recht „keine Spätfolgen“ zeigen. Spätfolgen zeigen sich jedoch ihrer Bezeichnung entsprechend leider immer erst „etwas später“, wie die Menschheit im berüchtigten Contergan-Skandal in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts schmerzhaft lernen musste. Es gibt Forscher wie den Erfinder der mRNA-Vakzine, Prof. Malone, die an dieses Szenario jetzt mahnend erinnern. Sie müssen nicht recht haben, aber können wir es uns leisten, ihre Mahnungen zu überhören?

Eine Art „Russisch Roulette“ mit 1.000 Kammern

Das bislang noch stabilste Argument der Impfpflicht-Befürworter ist das der relativen Ungefährlichkeit der Vakzine. Als Nicht-Mediziner vermag ich diese Angaben nicht zu überprüfen, habe aber angesichts aller zuvor gebrochenen Versprechen und Verheißungen meine Zweifel. Ich verfüge inzwischen auch im Bekanntenkreis über „anekdotische Evidenz“ zum Thema Impfschäden.

Nähmen wir aber zugunsten der Impfung an, dass nur ein äußerst geringer Prozentsatz schwerste Schäden oder den Tod davontrüge. Es wäre also eine Art „Russisch Roulette“ mit 1.000 Kammern, wobei aber nur eine Patrone geladen wäre. Das Zahlenverhältnis mag kleiner oder größer sein, aber sicher ist: Diese Pflichtimpfung wird kerngesunde Menschen töten. Manche werden sehr qualvoll sterben und die Gesellschaft verfluchen, die ihnen dieses „Opfer der Nächstenliebe“ gegen ihren Willen aufgebürdet hat.

Wie weit wollen wir gehen, um „Leben zu retten“, was doch einmal der Ausgangspunkt aller Maßnahmen gewesen war? Wirklich nur noch „Rien ne va 2G-plus“? Wirklich alles auf Rot? Ich passe.

 

Der Autor ist Lehrer an einem niedersächsischen Gymnasium mit den Fächern Fremdsprachen und Ethik.

Foto: Bain News Service via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Arjuna Shiva / 06.01.2022

Man hat aktuell den Eindruck als würde Gut und Böse, Licht und Finsternis, die bisher in einer Art Status quo nebeneinander existierten, voneinander geschieden und jeder muss sich entscheiden wo er stehen mag. Die “christliche Kirche” scheint sich dabei nun explizit und ohne Scham zu ihrer Prostitution an die Welt und ihre Fürsten und Mächte (die Bibel nennt sie deshalb auch “Hure Babylon”) zu bekennen. Neu ist das seit der Übernahme des Titels “Pontifex Maximus” für den Papst vom römischen Kaiser, dessen Schergen Jesus ans Kreuz nageln ließ, zwar nicht aber ein so klares Bekenntnis zu den und letztlich dem “Fürsten dieser Welt” überrascht dann doch. Jeder der noch Mitglied der Staatskirche ist sollte sich überlegen, wem er dient.

Walter Weimar / 06.01.2022

Die Zeit ist reif. Wann kommt endlich die Änderung im Stafgesetzbuch? Impfgegner werden hingerichtet, mittels Giftspritze.

Claudius Pappe / 06.01.2022

Einen wird es treffen-von 100 oder 1 000 oder 10 000. Irgendwie müssen wir die noch ca. 45 Millionen Bio-Deutschen dezimieren. #Wir brauen Platz für Andere

Ludwig Luhmann / 06.01.2022

Hätten wir eine veritable Pandemie, dann wäre es schwer, Leugner zu finden.

Hans-Peter Dollhopf / 06.01.2022

Jeder, der anderen gegen ihren Willen Flüssigkeiten in ihre Körper einspritzt, ist ein Vergewaltiger. Unter dem dünnen Schutzanstrich der Zivilisation brodelt und kocht der stetige Sadismus der Masse, sich Lust zu verschaffen durch das Brechen der körperlich-psychischen Integrität anderer: “Mehrheit der Deutschen befürwortet die Impfpflicht”. Aus der Sicht von solcher Menschheit durch die Aufklärung zivilisatorisch aufgezwungenen Fortschritts hat jedes unwillige Opfer das Recht zur tatkräftigen Täter/Opfer-Umkehr: Notwehr! Aus der Sicht der Zivilisation und der Aufklärung hat jedes unwillige Opfer das Recht zur tatkräftigen Täter/Opfer-Umkehr: Notwehr! § 32 des Strafgesetzbuches der Rechtsordnung der alten Bundesrepublik (1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. (2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden! Als sicher gilt dabei, dass ich nicht erst einen falschen Richter wie Harbarth dazu um Erlaubnis frage!

Peter Holschke / 06.01.2022

Eine aussichtslosen Notlage kann nicht für die Zukunft festgestellt werden, z. B. für den März 2022, allenfalls für einen momentanen Zustand. Eine “Impfpflicht” wäre theoretisch nur dann gerechtfertigten, wenn sie für den jetzigen Zeitpunkt erklärt würde. Alles andere ist unlogisch und daher nicht zu begründen. Allenfalls dürfte man dann z. B. Im März darüber entscheiden, insofern dann eine Notlage besteht. Das kann keiner im guten Glauben vorhersehen. Außer er hat die Absicht und die Mittel selbst eine solche Notlage herbeizuführen. Und so wird es wohl sein.

Edgar Jaeger / 06.01.2022

Jesus würde an der Seite der Ungeimpften und Infizierten stehen. Zu Zeiten Jesu waren alle die, einen Auschlag hatten vom gesllschaftlichen Leben ausgeschlossen. Ob sie sich krank fühlten oder nicht. Zu diesen ging Jesus hin legte die Hand an ihr Haupt und sagte gehe hin Du bist gesund. Wegen dieset Anmaßung wurde er erst gehängt und dann vergöttert besonders von denen, die diametral seinen intensionen handeln

Sabine Lotus / 06.01.2022

Nene, Ausgangspunkt war zwei Wochen ‘um die Kurve abzuflachen’ damit Oma -die alte Umweltsau- zukünftig unter FFP2 aber ohne Besuch verrecken kann.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Gastautor / 30.04.2024 / 06:15 / 30

Warum belohnt Biden Feinde und ignoriert Verbündete?

Von Michael Rubin. Demnächst wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, ein Feind Amerikas und Israels, in Washington empfangen. Joe Biden sollte besser einen Problemlöser…/ mehr

Gastautor / 17.04.2024 / 13:00 / 15

Islamismus: Täter und Wohltäter

Von Sam Westrop. Die globale islamistische Wohltätigkeitsorganisation Islamic Relief arbeitet mit hochrangigen Hamas-Beamten zusammen, darunter der Sohn des Terroristenführers Ismail Haniyeh. Während Mitglieder des Europäischen Parlaments im Januar…/ mehr

Gastautor / 16.04.2024 / 06:00 / 203

Doch, es war alles falsch!

Von Andreas Zimmermann. Wir brauchen eine Aufarbeitung der Corona-Jahre, bei der eben nicht diejenigen das Sagen haben, die die Verantwortung für die Verheerungen dieser Zeit…/ mehr

Gastautor / 13.04.2024 / 15:00 / 6

Aufbau eines menschenwürdigen Gazastreifens (2)

Von Daniel Pipes. In Live-Interviews auf Al Jazeera und in anderen arabischen Medien machen immer mehr Bewohner des Gazastreifens ihrer Abneigung gegen die Hamas Luft.…/ mehr

Gastautor / 06.04.2024 / 14:00 / 13

Der Westen muss Geiselnehmer ächten – nicht belohnen

Von Michael Rubin. US-Präsident Joe Biden erlaubt es der Hamas, Geiseln als Druckmittel für Zugeständnisse Israels einzusetzen. Diese Haltung ist inzwischen eher die Regel als die Ausnahme,…/ mehr

Gastautor / 30.03.2024 / 14:00 / 6

Islamische Expansion: Israels Wehrhaftigkeit als Vorbild

Von Eric Angerer. Angesichts arabisch-muslimischer Expansion verordnen die westlichen Eliten ihren Völkern Selbstverleugnung und Appeasement. Dabei sollten wir von Israel lernen, wie man sich mit…/ mehr

Gastautor / 30.03.2024 / 06:15 / 44

Wer rettet uns vor den Rettern?

Von Okko tom Brok. Seit der deutschen Einheit ist Deutschland von einem eigenartigen „Rettungsfieber” befallen. Jeder Rettung korrespondierte dabei eine „Wende”. Beide Begriffe wurden dabei…/ mehr

Gastautor / 29.03.2024 / 12:00 / 4

Die Kettenhunde des Iran

Von Jim Hanson and Jonathan Spyer. Der Iran ist der größte staatliche Sponsor des Terrorismus. Dieses Dossier beschreibt die wichtigsten iranischen Stellvertreter und die Kontrolle, die das…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com