Von Maxeiner & Miersch erschienen in DIE WELT vom 24.10.2008
Besitzer gehobener Automobile haben es derzeit nicht leicht. In Berlin werden ihre Fahrzeuge schon mal abgefackelt, da die Täter den rituellen Verbrennungsvorgang für einen Beitrag zum Klimaschutz halten. Auch in Frankfurt parkt man ein Luxusgefährt besser um die Ecke, da man für einen Börsen-Hallodri gehalten werden könnte, der unser Oma ihr klein Depotchen verjubelt hat. Nachdem die Regierung für solche Leute eine Gehaltsobergrenze von 500.000 Euro bestimmt hat, die der Bevölkerung psychologisch eben noch vermittelt werden könne, liegen weitere Maßnahmen zur sozialen Befriedung auf der Hand. Konsequent wäre beispielsweise eine PS-Obergrenze, die den Nachbarn maximal zumutbar ist.
Nun werden teure Autos ja nicht nur gekauft, sondern auch hergestellt, besonders in Deutschland. Und je mehr ein Auto kostet, desto mehr Menschen können davon leben. Den volkswirtschaftlichen Zusammenhang möchten wir mal salopp so formulieren: Ein großer Mercedes weniger macht drei Arbeitslose mehr - nähere Details bitte bei der IG-Metall erfragen. Schon Montesquieu sagte „Ohne Luxus geht es nicht. Wenn die Reichen nicht reichlich ausgeben, werden die Armen Hunger sterben.“ Und das gilt nicht nur für Autos, sondern auch für andere Dinge des gehobenen Bedarfs, etwa Rennpferde, Segeljachten, Kunstsammlungen, Poggenpohl-Küchen und Wagner-Festspiele.
Vor diesem Hintergrund wollen wir hier Alois Ruf aus Pfaffenhausen loben und preisen. Der Mann hat sich nämlich die Resozialisierung der Firma Porsche auf die Fahnen geschrieben. Ruf ist ein sogenannter „Auto-Veredler“, er macht teure Autos noch ein bisschen teurer. Aber ist das sozial überhaupt noch akzeptabel? Warum nicht: Der Mittelständler beschäftigt im strukturschwachen Unterallgäu immerhin 65 qualifizierte Mitarbeiter.
Aber müssen die nicht ständig ein schlechtes Gewissen haben? Nein, ganz im Gegenteil: Rufs neueste Kreation kostet 150.000 Euro und ist der erste Porsche, der elektrisch fährt. Das würde dem alten Ferry Porsche gefallen, der auf der Pariser Weltausstellung 1900 den elektrischen Lohner-Porsche präsentierte. Doch damals waren die Batterien zu schwer. Heute sind sie es nicht mehr: Alois Ruf wirft den Verbrennungsmotor aus dem Porsche 911 raus und baut statt dessen neuartige Hochleistungs-Akkus und einen Elektromotor ein. Der ist kaum größer als die Trommel einer Waschmaschine und beschleunigt das Auto wie eine Rakete. Man kann damit über 200 km/h schnell und bis zu 350 Kilometer weit fahren. Getankt wird über Nacht an der Steckdose: Macht 2 Euro und fünfzig Cent.
Aber kommt dieser Strom nicht aus dem nächsten AKW- oder Kohlekraftwerk? Nein, auch dieser letzte Trumpf der Besorgten sticht nicht: Alois Ruf hat als Hobby drei alte Wasserkraftwerke restauriert. Die liefern ihm pro Jahr 35 Millionen Kilowattstunden Strom. Damit könnten 3500 seiner E-Porsche 40 000 Kilometer im Jahr fahren. Es besteht also Anlass zur Hoffnung: Nicht die Ideologen sondern die Ingenieure werden dieses Land retten.