Das Feuilleton überschlägt sich wieder einmal vor Begeisterung über den gestrigen ZDF-Krimi „Notwehr“. Berichtenswert ist vor allem der Kuß, den Thomas Heinze in Gestalt eines Hirnforschers der Kommissarin Roth geben darf. Die verheerende politische Botschaft dieses Films fällt nicht mal der FAZ auf.
Der Film spielt vor dem Hintergrund der linksradikalen Maikrawalle in Berlin. Ein Polizist wird ermordet aufgefunden, der kurz zuvor einen Autobrandstifter erschossen hat. Immerhin darf Roth ihren Ermittlungspartner darauf hinweisen, dass die so genannten Autonomen einen Polizisten in den Rollstuhl geprügelt haben. Ihr Kollege, Thomas Thieme, bei der Darstellung des versoffenen Moralapostels Körber ganz bei sich, hat dafür nur ein Schulterzucken und ein gelangweiltes „Weiß ich doch“ übrig. Invalide Polizisten sind nicht mehr als Berufsrisiko, das man in Kauf nehmen muss. Wenn aber ein Polizist nach solchen Krawallen unter Stress falsch reagiert, kann das nur böseste Absicht sein. Was Körber dank seiner überlegenen Moral von Anfang an weiß, wird Roth im Laufe des Films einsehen. Der Polizist hat eine Zeugin bestochen, um eine Notwehrsituation vorzutäuschen. Sein Kamerad, der ihn anfangs deckte, musste feststellen, dass sein bewunderter Freund ein Ehebrecher war, der ihm die Frau ausgespannt hat.
Der Brandstifter war ein eher harmloses Würstchen, das sich aus Angst vor der Polizei in die Hose gemacht hat und sich deshalb nicht ergeben wollte. Beim Zuschauer reift die Gewissheit, dass der ermordete Polizist nur bekommen hat, was er verdiente, die Autonomen aber eher harmlose Kreuzberg-Folklore sind. Schließlich kommt heraus, dass der Polizist von seinem gehörnten Kollegen erschlagen worden war und der autonome Bekennerbrief nur ein Versuch, den tapferen linksradikalen Kämpfern gegen die Geldsäcke einen Mord in die Schuhe zu schieben.
Nach dem Film, habe ich mich gefragt, warum sich überhaupt noch jemand bereit findet, bei der Polizei zu dienen.