Peter Grimm / 31.07.2020 / 12:15 / Foto: Tomaschoff / 29 / Seite ausdrucken

Ratgeber für Regelwächter

Es ist nicht alles schlecht am Corona-Ausnahmezustand. Mag sich auch die Wirtschaft im Sturzflug befinden – für alle, die ihr Tagwerk im Ratgeber-Wesen bestreiten, muss es eine gute Zeit sein. Früher musste man sich ständig mit den immer gleichen Themen, wie gesunde Ernährung, Abnehmen oder Steuern sparen, beschäftigen. Die wenigen Innovationen, also Ratschläge, wie man sich besonders klimagerecht verhält oder seine Sprache geschlechtergerecht und politisch korrekt umbaut, blieben – trotz vielfältiger Förderung – eher Nischenprodukte. Doch der Corona-Ausnahmezustand bescherte nun endlich vollkommen neue Themen.

Zunächst beackerten die Medienarbeiter im Ratgeberbereich noch altvertraute Themenfelder unter neuen Vorzeichen. Als der Lockdown kam und die Wirtshäuser schlossen, mussten schließlich viele Menschen wieder darin unterwiesen werden, wie man sich alltäglich eine warme Mahlzeit zubereiten kann. Als der Lockdown ging und der Maskenzwang kam, war der Masken-Mangel gerade erst beendet, so dass es viele Tipps für Konsumenten zum Selbstschneidern der neuen Pflichtvermummung gab.

Und dann brauchten viele Menschen Rat im richtigen Umgang mit den neuen und sich immer wieder verändernden Corona-Ausnahmezustandsregeln. Wer wusste schon, in welchem Bundesland er mit wie vielen Menschen zusammen seinen runden Geburtstag feiern darf? Oder aus welchem Landkreis kommend man gerade in welchem Bundesland nicht beherbergt werden darf? Und seitdem die Deutschen auch wieder ihre Staatsgrenzen überschreiten dürfen, müssen ihnen auch hier Ratschläge mit auf den Weg gegeben werden. Mediale Ratgeber machen es sich da nicht so leicht, wie der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, der seinen Bürgern empfahl, derzeit einfach nicht ins Ausland zu reisen. Komisch eigentlich, dass ausgerechnet die sonst so besonders Weltoffenen nun die größten Gefahren jenseits deutscher Staatsgrenzen lauern sehen. Aber egal: Ratgeberprofis haben längst den Markt entdeckt und können Auskunft zu den aktuellen Corona-Regeln eines jeden europäischen Urlauberziels geben.

Richtiger Umgang mit der Nase

Bald wird auch der Schuljahresbeginn unter Corona-Ausnahmezustandsbedingungen wieder viel Stoff für Ratschläge bieten. Wer weiß denn schon, welches die beste Schul-Maske für Erstklässler ist und ob sich die Schul-Maske von der Alltags-Maske unterscheiden sollte?

Im Ratgeberwesen öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten gibt man sich offensichtlich nicht allein mit derart leichter Hinweiskost zufrieden. Der SWR beispielsweise möchte seine Gebührenzahler dazu ertüchtigen, aktiv an der richtigen Einhaltung der Ausnahmezustandsge- und -verbote mitwirken zu können. Sie wollten sicher auch schon immer mal wissen, „Wie Sie mit Corona-Regelbrechern umgehen sollten“. Also da bieten Ihnen die Kollegen Folgendes an: „Von fehlender Maske bis hin zu großen Partygruppen – viele Menschen halten sich nicht mehr an die Corona-Regeln. Konfliktmanager Christoph Michalski erklärt, wie man damit umgehen kann.“

Kurz gefasst: Wenn jemand keine Maske trägt, sollte man das monieren. Auch Nachlässigkeiten des Verkaufspersonals in Geschäften bei der Einhaltung des Maskenzwangs sollte sich niemand gefallen lassen. Dabei wird selbstverständlich differenziert zwischen dem Umgang mit Menschen, die ihr volles Gesicht entblößen und solchen, die die Maske zwar tragen, aber nicht die Nase bedeckt haben, um besser atmen zu können. In letzterem Fall wird vom Konfliktmanager Feingefühl angeraten:

Das ist eine sehr schwierige Situation. Ich würde das Problem hier in einer Ich-Botschaft ansprechen: „Mir würde es besser gefallen, oder auf mich würde es beruhigender wirken, wenn Sie die Maske auch über die Nase ziehen.“ Dann greife ich die Person ja nicht an, ich sage nicht: „Sie sollen das machen.“ So eine Reaktion würde auf Widerstand stoßen.“

Foto: Tomaschoff

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Hans Ludwig Jacoby / 31.07.2020

Ich empfehle bei “Ratgeberprofis” immer einen Mindestabstand von 15 Metern, das schützt mich und die Ratgeber am allerbesten.

Andi Nöhren / 31.07.2020

Wenn Merkel, Söder und Drosten dmenächst befehlen, die Untertanen dürfen außerhalb ihrer Wohnungen nur noch in gebückter Haltung rumlaufen, weil das vor einer Corona-Infektion schützt, dann mach die Untertanen das auch noch - mit großer Begeisterung. Bundeskanzler Kurz sagte kürzlich, die Maskierung wäre ein Symbol. Diese Aussage zeigt einerseits, dass die Fürsten die Maskierung als Machtsymbol benutzen und dass sie selber nicht daran glauben, dass die Maskierung eine Schutzwirkung hat. Die gebückte Haltung ist dann das nächste Symbol, die nächste Unterwerfungsgeste der Untertanen gegenüber ihren Fürsten.

T.Johannson / 31.07.2020

Also ich habe noch kein einziges Mal beim Einkauf etc einen Lappen ins Gesicht gehängt. Angesprochen worden bin ich bisher zweimal, einmal von Ladenpersonal, einmal von einer Kundin, und die war dabei sehr sehr aufgeregt. Ich erkläre jedesmal, das ich das Lappentragen grundsätzlich ablehne und eine Anzeige provozieren möchte um ein Klagerecht zu erhalten. Da wäre ich dann gespannt wie ein Gericht angesichts nicht vorhandener wissentschaftlicher Evidenz diesen Lappenzwang sieht.

Günter H. Probst / 31.07.2020

Die von den Regierungen und Medien erfolgreich propagierte Todesangst bei Corona, hat mich zu folgenden Überlegungen gebracht: Ich erwarte, daß die im November beginnende Grippewelle als tödlich propagiert wird. Dann kann man ab März, wenn sie abklingt, den neuen Stillstand herbeiführen und ab Mai den Merkel-Lappen-Zwang. Zum Lohn bekommt die CDU bei der BTwahl 2021 über 50%. Da sich das auch für alle folgenden Grippe- und Coronawellen anbietet, brauchen wir nicht mehr zu wählen. Wir sehen dann nur noch von der häuslichen Quarantäne dem Niedergang der Wirtschaft zu. Derweil laufen die von der EZB inspirierten Gelddruckstraßen auf Höchsttouren.

Rainer Niersberger / 31.07.2020

Corona ist gewissermaßen ein erstes Uebfeld fuer das, was noch kommen wird. Die erzieherisch/denunziatorischen Massnahmen sollen ja dazu dienen, dass der fehlbare Mensch staendig und eindringlich auf das in jeder Hinsicht, also nicht nur coronabezogen, richtige Verhalten konditioniert wird. Auslands(Flug) reisen (hier ist an Blockaden und Schmaehungen der Reisenden vor dem Flughafen zu denken) sind unerwünscht, ebenso wie Fleischessen, vermutlich zukünftig mit Warnhinweis und bis zur Rationierung offiziell gemissbilligt, und Verbrennerautofahren, bei dem nach weiteren Schikanen sicher noch Handfesteres, abgefackelt wird ja schon, folgen wird, wenn es die Leugner nicht lassen koennen. Auf die Wirksamkeit von Fangpraemien und Belohnungen anderer Art sei hingewiesen. Wohnungen und Häuser stehen zur Neuverteilung an die “Richtigen” bekanntlich immer zur Verfügung. Da man hierzulande den totalitaeren Charakter des Regimes einfach nicht erkennen will und er zudem von der Gemeinde der GlaeubigInnen begruesst wird, sind Steigerungen und Ausdehnungen sicher.

Claudius Pappe / 31.07.2020

Supermarkt an der Kasse:  In der Reihe neben mir wurde eine junge Frau ( ohne Migrationshintergrund-was bin ich doch wieder ein Rassist) durch die Kassiererin in einem harschem Ton darauf hingewiesen das sie ohne Einkaufswagen ihre zwei Teile nicht kaufen dürfte. Die junge Dame, vorschriftsmäßig mit Maske bekleidet, und mit drei Armlängen Abstand zu Vordermann und Hinterfrau wies auf ihren Abstand hin. Durch meine Bemerkung: ” Gleich werden sie verhaftet oder sogar erschossen ” bekam ich die negative Beachtung aller umstehenden Personen ( viele mit Migrationshintergrund)  zu spüren…...........” beim nächsten Mal nehmen sie aber gefälligst einen Einkaufswagen “.

Dr. Mephisto von Rehmstack / 31.07.2020

Wieso ist dieser Mann nur Konfliktmanger, das ist doch mindestens ein Konfliktexperte wenn nicht sogar ein Konfliktforscher mit über tausend Stuhlkreissitzungen. Es könnte aber doch sein, daß der Angesprochene ebenfalls mit einer Ich-Botschaft “rüberkommt” wie: “Ich kümmer mich gleich um Deine Nase!” und schon ist der Konflikt aus der Welt.

S. Andersson / 31.07.2020

Na dann Prost Mahlzeit…. es lebe der Blockwart ..... Ich persönlich brauche keinen der auf mich auf passt so lange ich noch laufen und denken kann. Mir fehlt dann ausser der Deppenapp noch die App “wann darf & muss ich ka…ken gehen”. In dieser Zeit braucht man sich nicht mehr zu Fragen wie es möglich ist das Diktatoren & Co. an die Macht kommen/ kommen konnten .... Fernsehen gucken und die allermeisten Zeitungen lesen…..

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