Vielen Dank für den Link zum Thomas-Mann-Artikel! Da haben sie doch was, die Deutschidentitären! Thomas Manns Betrachtung fände viel Achtung bei denen, die verkrampft etwas Urdeutsches suchen. Er spricht das aus, was m.E. eine Majorität in Deutschland denkt – und auch nicht wenige hier auf der Achse. Gebt es doch endlich zu! Wie es Robert Gernhardt einst formulierte: Alles muss oder soll raus – ist gut für die Seele. Ich kann Herrn Miersch verstehen…
Lieber Herr Dr. Gutzmer, Ihr Beitrag entspricht nicht ganz der Wahrheit. Natürlich liegen Sie mit der Analyse, dass in Teilen der radikalen Linken in Berlin, Köln, Hamburg usw. Anti-Imperialismus und Sympathie für sog. Volksbefreiungsbewegungen unterschiedlichster Schattierung nach wie vor zum ideologischen Repertoire gehören, richtig. Erfurt jedoch war anders: USA- und Israelfahnen waren zu da sehen und eindeutige Bekenntnisse auf Sweatshirts, Buttons oder Tragetaschen, gerade auch bei Menschen, die ich der “autonomen Szene” zurechnen würde. Und ja: tatsächlich hat sich auch einer im Palästina-Komplettpaket mit Fahne und Tuch auf die Gegendemo “verirrt”, dieser wurde jedoch von engagierten Gegendemo-Teilnehmern zur Rede gestellt, - wenig später war seine Fahne verschwunden. Auch gab es im Verlauf der Veranstaltung aggressive Momente (ich spreche hier ganz bewusst nicht von einer “Stimmung”, da dies eine Permanenz nahe legen würde), aber das ist wohl nicht weiter verwunderlich, wenn politisch derart auseinander klaffende Lager, vom von Ihnen unterstellten Anti-Amerikanismus als kleinsten gemeinsamen Nenner einmal abgesehen, aufeinander treffen. Immerhin bewiesen die Autonomen einen gewissen Humor: Als sich die Pegada-/Endgame-Teilnehmer des klassischen Solgans “Wir sind friedlich, was seid ihr?” zu bemächtigen versuchten, hallte es aus den Reihen der Antifa: “Wir sind TTIP, was seid ihr?”... PS: Wenn Pegada mit Quatsch aller Couleur lockt (siehe Programm), dann kommen eben auch die unterschiedlichsten Spinner. Umgekehrt treibt auch ein breites Bündnis von Parteien, Kirchen und Gewerkschaften die unterschiedlichsten Menschen auf die Straße. Jedoch war es für die Teilnehmer ein Leichtes, bspw. eine schlesische Fahne von der Israels zu unterscheiden. Wenn die Polizei also nicht bewerten konnte, wer Für-, wer Gegendemonstrant war, dann lag dies - zumindest in diesem Fall - nicht an irgendwelchen ideologischen Schnittmengen, sondern an der eigenen Inkompetenz. MfG
Hab die Nachricht gestern Nacht in einem TV-Laufband gelesen und glaubte, ich könne meinen Augen nicht trauen. Bin gespannt, wie der frustrierte ARD-Schreizwerg Gernot Hassknecht darauf reagiert.
Sehr undifferenziert, Herr Gutzmer! Dass der Antisemitismus und der Antiamerikanismus unter Deutschen jeder Couleur verbreitet ist, darüber brauchen wir nicht zu streiten. Und jetzt? Können wir, die wir diese Haltung nicht teilen, sondern uns als Freunde Israels und Amerikas sehen, aktiv werden? Ich meine, wir sollten es unbedingt. Ist Ihnen nicht bekannt, dass der Organisator der Erfurter Demonstration von Pegida-Dresden Redeverbot auf Ihren Kundgebungen erhalten hat und gerade deswegen eine eigene Demonstration in Erfurt anmeldete? Warum erwähnen Sie die Berliner (Bergida, nicht die “Mahnwachen”) und Münchener (Bagida) Demonstrationen mit keinem Wort, die ausdrücklich pro Israel sind? Haben Sie mitbekommen, dass Pegida Dresden sich von den Leipziger Organisatoren distanziert? Aber differenzieren braucht natürlich jemand nicht, der in den Pegida-Demonstrationen “ohnehin ein Schaulaufen sämtlicher unsympathischer Haltungen deutscher Gegenwart” sieht. Was bitte, sind die sympathischen? Verbirgt es sich hinter den Parolen der Teilnehmer der Staatsdemonstrationen, die von “All Refugees are welcome” zu “Deutschland ist Scheiße” und “Nie wieder Deutschland” reichen? Und die dabei gerne gemeinsam mit denen demonstrieren, die im Sommer “Juden ins Gas” in Deutschlands Innenstädten grölten. Nein, es ist längst nicht ausgemacht, was aus diesem Aufstand gegen die “alternativlose” Politik der deutschen Nomenklatura wird. Wollen wir nur Übel sehen oder sehen wir Chancen? Sie sind herzlich eingeladen, einmal mit mir und meiner Israel-Fahne mitzugehen und vor, auf und nach der Demonstration das Gespräch mit den Teilnehmern zu suchen.
Im Antiamerikanismus sind sich Links- und Rechtsextreme seit Langem einig. Es ist spannend zu beobachten, wer denn nun wogegen gegendemonstriert. Was sich dort in Erfurt mobilisiert und artikuliert ist allerdings - wie sollte man es anders erwarten - wieder alles andere als homogen oder strukturiert. Deswegen möchte ich davor warnen, mit den Empörungsreflexen der Antifa oder der Richt(ungs)medien konkurrieren zu wollen. Es ist niemandem gedient, wenn man sich von deren moralisierenden Aufgeregtheit anstecken und um den Verstand bringen lässt wie die etablierten Parteien. Fakt ist: Nur weil sie laut sind und auf die Straße gehen, haben sie nicht recht. Aber sie haben ein Recht dazu! Es ist ein Gesprächsangebot, das von der Politik dringend aufgenommen werden muss. Und es ist klar: Die Politik muss reagieren und spürbare Änderungen vornehmen. Wenn die massenhaften Kundgebungen eines unstrukturierten Unbehagens die Nichtwähler mobilisiert, sollten die etablierten Parteien aufhören mit dem “Zeichensetzen”. Ernsthafte Angebote sehen anders aus. Pauschales Diffamieren und Lächerlichmachen sind wie Klassenkampftöne au jeden Fall die falsche Medizin.
Nun, ich sehe auf Pegida wohlwollend, weil es auf einen Missstand aufmerksam macht, nämlich die unkontrollierte Zuwanderung im Rahmen von Asylgesetzgebung und Flüchtlingsaufnahme. Außerdem bin ich amerika- und russlandfreundlich eingestellt. Darüber hinaus sind mir die Sorgen und Nöte von Israel bewusst, allerdings meine ich, dass dort oft nicht die vernünftigsten Politiker das Sagen haben. Aber nun gut, dies ist in Deutschland auch so, aber hier können sie nicht so viel Schaden anrichten, von der Energiewende einmal abgesehen.
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