(eins)
Wenn der Kreml vom Frieden sprach, meinte er stets den Status quo. Für ihn votierte auch Picassos Taube.
(zwei)
Wer Stalin in den Besitz der Bombe brachte, sorgte nicht nur für ein Gleichgewicht des Schreckens, sondern auch für den Weiterbestand des Gulag.
(drei)
Die Kritik am Antikommunismus brachte die linksorientierten Intellektuellen in die Opposition, aber auch ins Heerlager des Gegners. Heute haben sie nichts als Ausreden parat: Ihre Richtlinie sei der Anti -Antikommunismus gewesen.
(vier)
Der Anti-Antikommunismus war eine Antwort auf den Antikommunismus und nicht auf den Kommunismus. Zum Kommunismus hatte man bestenfalls einen Kommentar.
(fünf)
Die dritte Kraft im Kalten Krieg war nicht der Dritte Weg sondern die Ironie.
(sechs)
Den Kalten Krieg haben weder Kommunisten noch Antikommunisten gewonnen, gewonnen haben ihn die Völker Europas in Ost und West. Allerdings ist es nicht ganz sicher, ob sie es auch wissen.
(sieben)
Der Antikommunismus garantierte die Freiheit. Das galt und gilt als selbstverständlich.
(acht)
Der Kalte Krieg hat kaum Verlierer hinterlassen, dafür aber umso mehr Nostalgiker.
(neun)
Eine Fraktion der Nostalgiker bildet der Salonkommunismus. Es ist der Kommunismus am Kalten Büffet. Seine Parole: Kaltes Büffet für alle!
(zehn)
Kalter Krieger gilt heute noch als Schimpfwort für Antikommunisten. Der Antikommunismus ist geschichtsmächtig, aber nicht salonfähig. Das ist zumindest interessant.