Endlich gibt es einen Präsidentschaftskandidaten, der all das offen ausspricht, was viele hierzulande ansonsten nur tagtäglich am Stammtisch auszusprechen wagen, nämlich, daß es sich bei der Bundesrepublik Deutschland nicht um eine Demokratie handelt, daß es in der Bankenkrise in erster Linie darauf ankommt, die Verantwortlichen per Haftbefehl zur Rechenschaft zu ziehen und daß - wie schon im Dritten Reich - so auch in der DDR bei weitem nicht alles schlecht war.
Dieser Kandidat heißt Peter Sodann, ist Tatortkommissar, kommt aus dem Osten und ist laut Umfragen einer der beliebtesten TV-Darsteller hierzulande.
Wenn Sodann, wie jetzt geschehen, die bundesdeutsche Demokratie als das entlarvt, was sie nicht nur nach seiner Meinung angeblich ist, nämlich ein von den Alliierten nach 1945 verordnetes und damit dem deutschen Volk aufoktroyiertes System, können selbstverständlich auch die “Kameraden vom nationalen Widerstand” nicht tatenlos beiseite stehen, sondern müssen sogleich dem “Kameraden im Geiste von links” beispringen.
In einer Mitteilung der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag mit der Überschrift “Danke für den Tabubruch, Herr Sodann!” heißt es u.a.:
“Für manche seiner Äußerungen möchte man Peter Sodann geradezu umarmen.”
“Er hat völlig recht: Die Bundesrepublik Deutschland ist keine Demokratie, sondern ein vermachtetes Parteiensystem.”
“Die NPD geht mit Herrn Sodann auch teilweise mit seinem differenzierten Blick auf die DDR konform.”
An dieser Stelle der Pressemitteilung wird von der NPD v.a. die Kulturpolitik, so z.B. die z.T. hochwertigen Aufführungen von Bühnenstücken deutscher Klassiker sowie die Ausländer- und Bildungspolitik der DDR, von der sich die Bundesrepublik “etwas abschneiden” könne, positiv hervorgehoben.
Am Besten gefällt der NPD Sachsen natürlich Peter Sodanns Vorschlag, den Chef der Deutschen Bank, Herrn Ackermann, auf der Stelle zu verhaften:
“Endlich spricht einmal jemand offen aus, daß man Finanzhaien wie beispielsweise Herrn Ackermann reihenweise die Handschellen anlegen sollte. Es wäre ein Vergnügen, Herrn Sodann dabei zuzuschauen!”, so die sächsische NPD in ihrer Pressemitteilung.
Inzwischen ist, wie nicht anders zu erwarten, auch der nationale Sozialist Oskar Lafontaine, der mit seiner legendären “Fremdarbeiterrede” in Chemnitz im Jahre 2005 den Boden für die Annäherung von lechts und rinks bereitet hatte, seinem Parteifreund Sodann gegen die aufkommende Kritik an dessen demokratiefeindlichen Äußerungen zu Hilfe geeilt. Den griechischen Demokratietheoretiker Perikles zitierend meinte Lafontaine:
“Der Name, mit dem wir unsere politische Ordnung bezeichnen, heißt Demokratie, weil die Angelegenheiten nicht im Interesse weniger, sondern der Mehrheit gehandhabt werden.”
In diesem Sinne, so Lafontaine, sei auch seiner Meinung nach die Bundesrepublik Deutschland keine wirkliche Demokratie.
Wie schon im Anschluß an Oskar Lafontaines Chemnitzer Fremdarbeiterrede schließen auch jetzt bei den Äußerungen Peter Sodanns zum Zustand unseres Gemeinwesens lechts und rinks abermals die Reihen. Und während die NPD im Jahre 2005 in Lafontaines Rede lediglich den Begriff “Fremdarbeiter” durch “Gastarbeiter” ersetzt sehen wollte, um ein für allemal deutlich zu machen, daß diese lediglich für eine gewisse Zeit geduldet seien, so hat sie auch jetzt bei Peter Sodann lediglich stilistische Details zu kritisieren bzw. zu präzisieren, indem sie die Demokratie hierzulande als “vermachtetes Parteiensystem” charakterisiert.
Wie schön, daß mit der Kandidatur von Tatortkommissar Sodann jetzt endlich auch lechts und rinks bei der Wahl des Bundespräsidenten im nächsten Jahr vertreten sind, so daß sich niemand in der Bundesversammlung ausgegrenzt fühlen muß und dieses oft vernachlässigte und mit Geringschätzung bedachte Verfassungsorgan bis zu einer eventuellen Direktwahl des Staatsoberhauptes in der Zukunft endlich zu einem wahren Repräsentationsorgan der in ihrem Kern antiliberalen deutschen Volksgemeinschaft zu werden verspricht!