Zu Valentine Gale. Völlig richtig geht mir auch so! Daher bitte liebe Hörgeschädigte habt vertrauen wenn eure Gesprächspartner nicht alles wiederholen wollen. Häufig ist es einfach nur dämlich und peinlich und so herausgerutscht. Andererseits mach das ja gerade die Tragik aus. Banale ungezwungene, dämliche Kommunikation ist teils erschwert und nicht jeder (Hörgeschädigter ,wie Normalhörender) kann und möchte nur Hochgeistiges austauschen.
Hallo, ich bin seit 49 Jahren hochgradig hörgeschädigt. Früher habe ich versucht, die Hörgeräte unsichtbar zu tragen. Aber 1996 war mir das dann egal. Ich habe mir den Kopf rasiert, bunte Ohrpasstücke zugelegt und so richtig auf meine Behinderung aufmerksam gemacht. Ergebnis: Hat keinen interessiert. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich. Derzeit trage ich HGs Siemens Nitro und die sind echt Klasse. Es sind Kassengeräte, gute Mittelklasse und für mich, der ich annähernd taub bin, eine vernünftige Lösung. Dass ich nicht alles mit bekomme stört mich überhaupt nicht, das die Geräte gut sichtbar sind ebensowenig. Allerdings habe ich in der Jahrzehnten gelernt, mich mit Personen zu unterhalten, obwohl ich gar nicht checke, worum es geht. Aber es ist eine mistige Behinderung.
Meine Oma hat mal ein Billighörgerät bekommen, mit dem sie nicht klar kam. Danach hat sie dann ein etwas teureres Modell bekommen, dass erst dann gut funktioniert hat. Irgendwann kam Sie dann an einen Hörakkustiker, der ihr auch das Kassenmodell richtig einstellen konnte. Das Ende der Erkenntnis war, das viele Läden versuchen mehrere Hörgeräte an die gleichen Leute zu verkaufen… Mit dem Argument, ja die Billigen taugen halt nichts, hab ich ihnen doch gleich gesagt. Warum sollte ein Unternehmen einen ordentlichen Service für die verkauften Sachen anbieten, wenn man doch den Kunden mehrfach abzocken kann?
@Valentine Gale : Eine Freundin von mir kommt aus NRW und lebt jetzt in Bayern. Bei manchen Leuten versteht sie wegen des Dialekts die Hälfte oft nicht. Sie fragt dann einfach nicht nach. Weil sonst die Leute wütend werden. Und weil das meiste Gesagte eh nicht wichtig ist.
Sehr geehrte Frau Sievers, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Auch ich bin erheblich hörgeschädigt nach einer Mittelohrentzündung in frühester Kindheit. Alle Erfahrungen, wie Sie sie schildern, kann ich nur bestätigen. Ich sage immer, daß nur etwa fünf Prozent der Menschen überhaupt bereit sind, sich auf Schwerhörige einzustellen, entsprechend klein und verlesen ist daher mein Freundeskreis. Für meine berufliche Karriere hat sich die Behinderung trotz Abitur als verheerend erwiesen. Ich, Jahrgang 1950, trage bis heute kein Hörgerät, auch wenn ich noch nie Verständnis dafür erfahren habe. Ich hatte welche in meiner Kindheit, doch die haben mehr geschadet als genutzt, lauter hören ja, besser verstehen nein. Argument der Laien: Heute sind die Geräte doch viel besser. Ich entgegne, daß ich einen geschädigten Hörnerv habe, also ist das “mechanische” Ohrsystem (Schnecke, Flimmerhärchen) in Ordnung und wird daher im Laufe der Jahre geschädigt durch den lauten Ton aus dem Hörgerät. Hätte ich seit der Kindheit Hörgeräte getragen, wäre ich heute vollkommen taub. Meine Theorie? Nein, ein ehrlicher Ohrenarzt hat mich bestätigt, hat eingeräumt, daß nach anfänglichen Erfolgen mit den Hörhilfen sich langsam die Kehrseite zeigt. Über einen langen Zeitraum wird das Ohr komplett zerstört. Zudem hört ein Schwerhöriger nicht einfach nur leiser, sondern mehr oder weniger anders, und nicht jedes Hörgerät kann das ausgleichen.
“Mittlerweile bin ich unglückliche Besitzerin zweier „Hörsysteme“. Kassenmodell, gesetzliche Zuzahlung 20 Euro. Die Hörgeräte, von denen Normalhörende mir seit Jahren vorschwärmen, gibt es in der Tat. Sie kosten mit den Folgekosten innerhalb der ersten fünf Jahre an die 16.000 Euro und werden in der Regel nur Filmschauspielern empfohlen.” Und genau das ist eine unsägliche Ungerechtigkeit. Ich könnte jeden Tag nur noch die Decke hochgehen. Einer Bekannten von mir wurde großzügig angeboten, den Betrag abzuzahlen. Sie ist über 80 Jahre alt, sie muß mindesten 100 werden, um schuldenlos ins Grab zu fallen. MILLIARDEN werden seit einiger Zeit ausgegeben,man kann in etlichen Fällen von vergeuden reden aber für schwerbeschädigte Menschen gibt es einen Katalog, was ihnen zusteht. Ich kann ein Lied davon singen.
Aus dem Blickwinkel der Gegenseite: Ich habe schon mehrfach an mir selber gemerkt, daß mir ein schwerhöriger Gesprächspartner Unbehagen bereitet. Es ist mitunter peinlich, zumindest in Sachen der höflichen Unterhaltung in vollen Räumen, wenn man gezwungen ist, sich zu wiederholen oder auch nur laut, klar und deutlich zu reden, denn es wird einem schmerzlich klar, wie belanglos das Gesagte oft ist.
Sehr geehrte Frau Sievers, danke für Ihren Artikel. Mir geht es genauso! Ich bin ebenfalls hörgeschädigt! Ganz toll übrigens sind Videokonferenzen bei denen die Anlage nicht richtig eingestellt ist. Mein Hörgerät rastet aus, bringt nur rauschen und überlaute Töne, ab und an knarzen von uralten Dielen und klopfen, . Die Konferenzteilnehmer gehen allerdings davon aus, dass alles klar und deutlich verstanden wurde. Ein hoch an die Technik! Auch Ihre Darlegungen über die Güte der Hörgeräte. Nimmt man das Kassenmodell - ohne Zuzahlung - kommen zwar Geräusche, Töne und anderes im Gehirn an, aber alles erscheint nur laut! Will man verstehen - ja ich meine verstehen - dann fängt die Preisskala bei 4.000.- EURO an. Warum das so ist weiß ich nicht, aber was auffällig ist, ist die große Anzahl von Hörgerätegeschäfte. Allein die Anzahl lässt vermuten: 1. wir sind ein Volk der Tauben 2. die Gewinnspanne bei den Geräten muss enorm sein, wenn es so viele Hörgeräte-Shops gibt 3. Wer trägt die Dinger eigentlich alle! Übrigens versuchen Sie mal am Wochenende ein defektes Hörgerät zu reparieren bzw. ein Ersatzgerät zu beschaffen. Alle Servie-Partener - sprich alle Shops -haben zu! Zumindest in Berlin! Dies nennt man Dienstleistung am Kranken.
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