Felix Perrefort / 17.02.2023 / 11:00 / Foto: Imago / 39 / Seite ausdrucken

Miese Stimmung nach dem Flüchtlingsgipfel

Der Bund verweigert den Kommunen das Geld für die Ausgaben, die sie für die Folgen der deutschen Asylpolitik zu tragen haben. Doch nicht nur das sorgt für schlechte Stimmung. Es gibt ein kultur- und sicherheitspolitisches Problem, das mit keinem Geld der Welt zu lösen ist.   

Die Stimmung ist schlecht nach dem gestrigen Flüchtlingsgipfel, zu dem Bundesinnenministerin Nancy Faeser geladen hatte. Die Kommunen sind überfordert und erwarten vom Bund mehr finanzielle Hilfe, während dieser diesbezüglich zumindest ab sofort keinen Handlungsspielraum reklamiert. Über eine Million ukrainische Flüchtlinge sind zu jenen Migranten – meist aus islamischen Ländern – hinzugekommen, die im Zuge der fragwürdigen Migrationspolitik seit Jahren nach Deutschland kamen und kommen. Es verwundert nicht, dass dies zu materiellen Engpässen führt und die Kommunen an ihre Grenzen gelangen.  

Auf der Pressekonferenz nach der Veranstaltung kam es sogar zu einem Eklat durch den Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistages, Hans-Günter Henneke, wie Welt berichtet. „Während Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sprach, verließ Henneke, der zwischen den Journalisten saß, den Saal und rief: ‚Heuchelei‘“. 

Ostern sei ein guter Zeitpunkt, erneut über Geld zu sprechen, heißt es nun seitens der Bundesregierung. Bis dahin werde man besser einschätzen können, wie viele zusätzliche Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu erwarten seien. „Allein im Jahr 2022 hat der Bund die Länder und Kommunen finanziell mit 3,5 Milliarden unterstützt, für dieses Jahr haben wir 2,75 Milliarden vereinbart“, so Innenministerin Nancy Faeser.

Ohne politischen Willen

Auffällig ist, dass Forderungen nach Abschiebungen sowie die Unterscheidung in reguläre und irreguläre Migration inzwischen gängig sind. So schreibt die Tagesschau, die Ampelregierung habe sich eine neue Migrationspolitik auf die Fahnen geschrieben. „Im Koalitionsvertrag ist die Rede von regulärer Zuwanderung – etwa von Fachkräften. Explizit steht darin aber auch die konsequente Abschiebung von Straftätern und Gefährdern. Das machte gerade erst Bundeskanzler Olaf Scholz im Bundestag noch einmal klar: ‚Wer hier kein Bleiberecht erhält, der muss Deutschland auch wieder verlassen.‘“ Die gewaltsamen Eskalationen der Silvesternacht sowie zunehmende und mitunter tödliche Messerkriminalität erzeugen wohl einen gewissen Handlungsdruck. 

So betonte der hessische Innenminister, Peter Beuth (CDU): „Die Migration nach Europa muss stärker reguliert werden.“ Auch bei der Rückführung abgelehnter Asylbewerber müsse es Fortschritte geben. Das fordere, so Welt, auch Andreas Roßkopf, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Die bisherige Koordination der Behörden untereinander, etwa zwischen Ausländer- und Strafverfolgungsbehörden, ist katastrophal.“ Die Polizei scheitere bei der Rückführung häufig an diesem Zuständigkeitsgerangel. 

Oder auch am politischen Willen? Wir leben schließlich in Verhältnissen, in denen linke Politiker das Ordnungsamt schon einmal daran hindern, sich an Razzien gegen Clans zu beteiligen. Allerdings zeigen die letzten Wahlergebnisse in Berlin, dass man mit solcher Gesinnungsschau selbst im traditionell linken Berlin scheitern kann. Es sind nicht nur die Kommunen, die ihren Unmut mit der Migrationspolitik des Bundes äußern. In der Tat geht es nicht nur um Geld, sondern um die kulturellen und sicherheitspolitischen Verhältnisse in Deutschland. ­

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K.Behrens / 17.02.2023

Kurzmeldung heute NDR: “Das Hamburger Amt für Migration hat einen Haftbefehl gegen einen aus Deutschland abgeschobenen und wieder zurückgekehrten Afghanen übersehen, anstatt ihn zu verhaften. Die Behörde sprach von einem individuellen Fehler. Der 24-Jährige wollte vor einer Woche in der Zentralen Erstaufnahmestelle Asyl beantragen und wurde an eine andere Behörde verwiesen. Noch am selben Tag wurde er in Hannover verhaftet, weil er ohne Fahrschein fuhr. Der Mann war 2018 wegen Vergewaltigung zu einer Jugendstrafe verurteilt und ein Jahr später abgeschoben worden.” Man kann sich vorstellen, was noch alles an individuellen Fehlern im Behördensumpf steckt, die Öffentlichkeit nicht erreicht. Allein die Ausdrucksweise der Kurzmeldung ist die typische Schönfärbung des NDR, der kriminelle Afghane sei wieder zurück gekehrt. Ist er nicht eher als verurteilter Straftäter illegal wieder eingereist? Auf welchem Weg kam dieser Typ aus Afghanistan wieder nach Hamburg?

Helmut Patzina / 17.02.2023

Diese Regierung handelt gegen die einheimische Bevölkerung. Sie setzt Merkels Politik noch extremer um. Migrationspakt., Was hier seit Jahren geschieht, grenzt schon an ein Verhalten, seitens der Regierung, das man, fein ausgedrückt, als mutwillige Zerstörung unserer Kultur und Gesellschaft bezeichnen kann.

Anna Hegewald / 17.02.2023

„„Allein im Jahr 2022 hat der Bund die Länder und Kommunen finanziell mit 3,5 Milliarden unterstützt, für dieses Jahr haben wir 2,75 Milliarden vereinbart“, so Innenministerin Nancy Faeser.“ Was ist das für ein Schwachsinn? Es ist doch völlig schnuppe, ob unsere Steuergelder direkt in der Kommune denen zugedacht werden, die hier - berechtigt oder unberechtigt - aufkreuzen, oder ob ebendiese Steuern erst (mit den entsprechenden Verlusten innerhalb der Bürokratie) bis an den Bund nach oben gereicht wurden! Es ist und bleibt das Geld, was den Bürgern als Abgaben aus der Tasche gezogen wird. Früher hat man dafür Schulen, Kindergärten, Straßen, Frei- und Hallenbäder gebaut und unterhalten, und heute wird es für alles eingesetzt, nur nicht mehr für die, die es erwirtschaften. Es ist ein so unsägliches Trauerspiel geworden, und wir sind pleite bis ins Weltall und zurück, aber den meisten Leuten hier ist das ja immer noch nicht klar. Zum Verzweifeln.

Karl Vogel / 17.02.2023

Lächerliche Beruhigungspillen. Jeder weiß, dass das mit den Abschiebungen nicht funktioniert. Wenn man das Problem ernsthaft lösen wollte, müsste man die (an den Maßstäben der Herkunftsländer gemessene) Luxus-Vollversorgung der Hereinschneienden abschaffen. Aber das linke Lager (das auch die komplette FDP und große Teile der Unionsparteien umfasst) will das genaue Gegenteil, wie man Äußerungen von N.Fäser entnehmen kann.

Burkhard Mundt / 17.02.2023

“Im Koalitionsvertrag ist die Rede von regulärer Einwanderung”. Das ist ja ein schlechter Witz. Deutschland ist ein Rechtsstaat. Die Regierung ist als Executive an Recht und Gesetz gebunden. Deutschland hat kein Einwanderungsgesetz. Das Asylrecht ist in Artikel 16a Grundgesetz geregelt. Danach genießen einzig und allein politisch Verfolgte Asylrecht. Und selbst die nicht, wenn sie aus einem EU-Mitgliedstaat oder einem sicheren Drittstaat einreisen. Eine “reguläre” (gesetzmäßige) Einwanderung für jedwede Person, wie seit 2015 von den Regierungen praktiziert, gibt es also gar nicht.  

Jörg Themlitz / 17.02.2023

@Christian Müller: Das war zur Gemeindewahl im Mai 1989 in der DDR genau die gleiche Sch….. Was später groß als Wahlfälschung propagiert wurde, fand nicht in dieser Größenordnung statt. Im Raum Halle / Leipzig das spätere Zentrum der friedlichen Revolution wurde die Stimmenauszählung in vielen Wahlbüros von Bürgerrechtlern etc. überwacht. (Können Sie heut noch nachlesen.) In meiner Gegend war ich damals ein Fremdkörper, wie in Corona Zeiten, da ich die Wahl verweigert hatte. Wir waren alle enttäuscht. Nur wir alle waren im Verhältnis wenige. Nach dieser Wahl, dieser Enttäuschung ging die Ausreisewelle über CZ -> Ungarn richtig los. Erst danach kam im Herbst 1989, Bananen statt Sozialismus. Mit Speck fängt man Mäuse.

Jan Blank / 17.02.2023

Was war dazu den öffentlich rechtlichen Nachrichten entnehmen? Man wird Arbeitsgruppen einrichten! Na super… wahrscheinlich nicht um Zäune und Schlagbäume einzurichten.  Und besser noch: Bei Lanz plädiert der oberste Migrationsforscher der Bundesrepublik, angesichts des türkischen Erdbebens noch mehr Nah- Ostler hierher einzuladen. Die Lösung des “zuviel” besteht also in einem : Mehr davon. Das bestätigt nur, dass fortgeschrittene Geisteskrankheit gern auch im rational pastoralem Duktus auftritt.

Michael Hoffmann / 17.02.2023

Ein Problem, das mit Geld zu lösen ist, ist nicht wirkliches eines.

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