Meldungen aus Russland – Unfall in Reaktor?

Im Zeitraum um den 16. und 17. Juni 2020 wurden in verschiedenen nordischen Überwachungsstationen (Finnland, Schweden und Norwegen) verschiedene Spaltprodukte in der Atmosphäre gemessen. Es handelte sich um einen Cocktail aus Cs-134, Cs-137 und Ru-103. Zusätzlich wurde an anderen Tagen weiter nördlich I-131 und diverse Cobalt-Isotope gemessen. Alles weit unterhalb einer Gefährdung der Bevölkerung. Soweit eine beruhigende Nachricht.

Die gemessene Wolke ergibt – unter Berücksichtigung der meteorologischen Daten – ein Verbreitungsgebiet von der östlichen Nordsee über Südschweden bis weit in das nördliche Russland. Finnlands Radiation and Nuclear Safety Authority (STUK) verortet die Quelle in Russland. Pia Vesterbacka, die Leiterin der Überwachung der Umweltbelastungen schließt eine Gefährdung Finnlands aus. Allerdings wecken solche Meldungen unwillkürlich Erinnerungen an Tschernobyl. Wie damals, streitet Russland ab, die Ursache zu sein. In der 23. Woche meldeten die Luftmessstationen in Vanhovd und Viksjøfjell in der Nähe von Kirkenes erhöhte Werte – aber weit unterhalb einer Gefährdung – von I-131.

Russland weist jeden Unfall in einem Kernkraftwerk zurück.

Man kann kleinste Mengen radioaktiver Isotope messen. Es gibt neben zahlreichen Umweltmessstationen für Radioaktivität vor allem das globale CTBTO-Netz zur radiologischen und seismischen Überwachung des internationalen Teststoppabkommens. Man kann deshalb ausschließen, dass es sich um einen illegalen Kernwaffentest handeln würde. Vielmehr deutet die Zusammensetzung des Cocktails auf einen Unfall in einem Reaktor hin. Russland weist jeden Unfall in einem Kernkraftwerk zurück.

Entweder lässt Putin wieder einmal lügen oder es gab einen Unfall in einem militärischen Kernreaktor, was leider auch kein Einzelfall wäre. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch diesmal wieder die Wahrheit ans Licht kommen wird. Beruhigend ist nur, dass man solche Unfälle praktisch nicht verheimlichen kann. Der internationale Druck muß nur groß genug sein, damit selbst ein Putin dies einsieht.

In diesem Zusammenhang passt auch noch eine andere Meldung aus dem Reich des roten Zaren: Für den 22. bis 27. Juni wurde per NOTAM eine totale Sperrung des Luftraumes um Kapustin Yar (nördlich des Kaspischen Meeres) angesetzt. Dort soll ein neuer Test der Burevestnik (Marschflugkörper) durchgeführt werden – munkelt man. Die Katze kann halt das Mausen nicht lassen.….

Dieser Beitrag erschien zuerst auf nukeKlaus.net

Foto: RIA Novosti/Pavel Lysizin CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Hans-Jacob Heidenreich / 29.06.2020

Gut, dass auch die Achse auf die Gefahren aus dem Evil Empire hinweist- stand doch der Russe (oder für moderne Mensch*Innen “die Russ*In”) 1812 vor Paris und 1939 vor Berlin! Bei objektiver Herangehensweise lohnt sich immer wieder, Putins weitgehend unbeachtete Rede im deutschen Bundestag von 2001 zu hören, in der er viele Übel, die danach kamen, wie z.B. den Islamismus präzise voraussagte. Wäre die EU damals auf seine Avancen eingegangen, so wäre die Welt heute eine Bessere. Stattdessen hat sich die Nato bis an die russischen Grenzen erweitert und es wurden Länder in die EU aufgenommen bzw. es werden mit solchen Beitrittsverhandlingen geführt, die dort weit weniger verloren haben als das europäische Land Russland. Und in Deutschland wird Russophobie geschürt und gepflegt obwohl wieder Stalinisten in deutschen Parlamenten sitzen.

H.Störk / 29.06.2020

@ Daniel Oehler : wenn in Syrien Putins Truppen den Vormarsch der Erdogan-Islamisten stoppen, bin ich bei Ihnen, dann ist Putin das kleinere Übel. Aber wenn über der Ostsee messbare Mengen an Spaltprodukten in der Luft sind, und Russland dementiert, etwas damit zu tun zu haben - ja, ja, ganz genau so sahen auch die ersten Meldungen von dem Unfall aus, den man später dem Ort Tschernobyl zuordnen konnte. - @ Volker Kleinophorst : ja, die Welt ist damals nicht untergegangen. Aber damals stand Gorbatschow mit “Glasnost” noch ganz am Anfang, die russischen Hierarchien mußten sich noch daran gewöhnen, Probleme offen zu kommunizieren. Sehr schade, daß Putin das alles so weit rückabwickelt, daß die Heimlichtuerei wieder Oberhand gewinnt.

Werner Liebisch / 29.06.2020

Ich erinnere an 2014, an einen nicht unerheblichen Zwischenfall/Störfall in Fessenheim. Hatten die Franzosen hier nicht auch versucht zu vertuschen? Konzerne rund um den Globus beklecker(n)ten sich nicht mit Ruhm, wenn es um Umweltverschmutzung ging/geht. Abgesehen von den kranken Atomwaffentests, wo man sogar Autochthone umsiedeln musste.

Volker Kleinophorst / 29.06.2020

“Allerdings wecken solche Meldungen unwillkürlich Erinnerungen an Tschernobyl.” Das ist so “Journalismus”. Das diese Erinnerungen hochkommen, liegt keinesfalls daran, weil man bei jeder Gelegenheit diesen alten Knochen wieder ausbuddelt. “Oh Ho Ho Ho Tschernobyl, das letzte Signal vor dem Overkill.” Mir fällt zu Tschernobyl auf: 1. Die Welt ist nicht untergegangen. 2. Angst ist ein schlechter Ratgeber. PS.: Ab Morgen nur im Schutzanzug raus. Schutzanzüge, die natürlich erst in einem Jahr da sind. Wenn China liefern kann.

Daniel Oehler / 29.06.2020

Russophobie und Antiputinismus sind ein Teil des Problems. Die Art und Weise, wie hier über Russland und Putin geschrieben wird, klingt sehr stark nach Propaganda. Hat da jemand Sehnsucht nach der Rückkehr des Kalten Krieges? Ich bin auf jeden Fall Russland und Herrn Putin dafür dankbar, dass sie die Christen und Juden in Armenien und Syrien vor der Vernichtung durch vom Westen ausgehaltene Islamisten und das NATO-Land Türkei bewahren. Russland als notorischen Lügner zu diffamieren ist primitiv. Die übelsten Lügen der letzen Jahre kamen aus dem Westen und dienten dazu, militärische Angriffe der USA zu rechtfertigen, z.B. in Jugoslawien, Irak und Syrien, und haben mehrere Millionen Menschen das Leben gekostet.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Klaus-Dieter Humpich, Gastautor / 07.03.2024 / 12:00 / 15

Plan B für die Kernkraft

Man kann jedes Produkt über den Preis kaputt machen. Insofern war die Strategie der „Atomkraftgegner“ höchst erfolgreich. Wer das rückgängig machen will, muss vor allem…/ mehr

Klaus-Dieter Humpich, Gastautor / 01.03.2024 / 12:00 / 10

Wie Kernkraftwerke teuer gemacht werden

Kernkraftwerke sind teuer. Schuld daran sind unter anderem Regulierungen, Sicherheitsvorschriften und der ewige Kampf zwischen „Kernkraft-Gegnern" und „Kernkraft-Befürwortern". Der Bau von Kernkraftwerken (KKW) in den…/ mehr

Klaus-Dieter Humpich, Gastautor / 09.02.2024 / 06:00 / 27

Strahlend nachhaltige Kreislaufwirtschaft

Der „Abfall“ in der Atomenergie lässt sich effektiv nutzen. Wie können abgebrannte Kernbrennstoffe (Ökosprech: „Atommüll“) wiederaufbereitet werden? Hier ein Überblick über die diversen Verfahren. Die…/ mehr

Klaus-Dieter Humpich, Gastautor / 18.11.2023 / 10:00 / 19

Energiewende auf Tschechisch: Mehr AKWs wagen!

Unser Nachbar – mit gemeinsamer Grenze zu Bayern und Sachsen – scheint nicht dem deutschen Sonnenkult und dem Charme der Windräder zu erliegen. Nein, dort…/ mehr

Klaus-Dieter Humpich, Gastautor / 02.10.2023 / 14:00 / 10

Großbritanniens Plutonium: Abfall oder Glücksfall?

Großbritannien hat seit 1950 einen stattlichen Vorrat (allein über 140 Tonnen aus der zivilen Nutzung) an Plutonium angesammelt, mit dem nun etwas geschehen muss. Für Atomkraftgegner…/ mehr

Klaus-Dieter Humpich, Gastautor / 05.07.2023 / 12:00 / 36

Gabriels irrer Schatten

2013 wurde mit der „Lex Asse“ beschlossen, die radioaktiven Abfälle im ehemaligen Salzlager Asse wieder auszubuddeln. Das unterirdische Gesetz ist blanker Wahnsinn. Das Leben der…/ mehr

Klaus-Dieter Humpich, Gastautor / 16.05.2023 / 16:00 / 32

Atomausstieg: Ruhestätte für den Endlager-Mythos gesucht!

Vielleicht aus Übermut, vielleicht weil man die eigenen Bürger für dämlich hält, wurde per Gesetz die Forderung erhoben, ein Endlager zu finden, was den „Atommüll“…/ mehr

Klaus-Dieter Humpich, Gastautor / 08.05.2023 / 16:00 / 4

Das Elend der Reaktor-Hersteller

Der Bau neuer Atomkraftwerke wird mitunter von Pleiten, Pech und Pannen begleitet – und von enormen Kostenüberschreitungen. Das dient Kernkraft-Gegnern gerne als Argument. Woran liegt…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com