Peter Grimm / 11.02.2020 / 14:00 / 22 / Seite ausdrucken

Meisterwerke betreuender Berichterstattung (6)

Gelegentlich würdigen wir ja an dieser Stelle exemplarisch einige der Meisterwerke fürsorglich-betreuender Berichterstattung in Deutschland. Immerhin mühen sich etliche Medien-Werktätige hierzulande, in bestimmten Meldungen ihre Konsumenten nicht mit Fakten zu verunsichern, die zu falschen Weltbildern führen könnten.

Beispielsweise in einer dpa-Meldung vom Montag, die welt.de übernommen hatte, wobei wir nicht ganz sicher sind, ob die Betreuung der Leser eher der Redaktion von dpa oder der Welt zuzurechnen ist. Fakt ist, man musste besonders sensibel sein, denn es ging um einen Vorfall in Thüringen, und was dort geschieht, kann heutzutage bekanntlich schnell bedeutsam werden. Aber genug der Vorrede. kommen wir zu einem beispielhaft betreuenden Medien-Werk:

„Gera (dpa/th) – In Gera ist ein Streit zwischen zwei Männern und drei Betrunkenen eskaliert. Die beiden Männer, 28 und 34 Jahre alt, wurden in der Nacht zu Sonntag durch ein Messer, Tritte und Schläge erheblich verletzt, wie die Polizei am Montag mitteilte. Lebensgefahr bestand demnach nicht. Einer der Betrunkenen, ein 19-Jähriger, hatte die beiden Männer angerempelt. Daraufhin kam es zum Streit. Das Trio flüchtete, die Beamten konnten die Verdächtigen aber später fassen und nahmen sie fest. Die Verletzten kamen ins Krankenhaus.“

Hier kann eigentlich kein Generalverdacht oder Vorurteil aufkommen, es sei denn gegen Betrunkene. Eine Lücke hatte die Berichterstattungs-Betreuung allerdings: Am Ende der Meldung platzierten die Kollegen den Link zur entsprechenden Polizeimeldung und da heißt es:

„Sonntagnacht (09.02.2020), gegen 00:05 Uhr kamen Polizeikräfte der LPI Gera in der Leipziger Straße zum Einsatz, da es dort zur körperlichen Auseinandersetzung mehrerer Personen kam. Nach derzeitigen Erkenntnissen trafen die beiden späteren Geschädigten (28, 34, deutsch) auf die in der Leipziger Straße befindlichen und mit ca. 2 Promille erheblich alkoholisierten Tatverdächtigen (15, 19, 21, syrisch, afghanisch). Im weiteren Verlauf rempelte der 19-jährige Tatverdächtige die beiden Geschädigten an, woraufhin ein verbaler Streit entfachte. In diesen mischten sich auch die beiden 15- und 21-jährigen Männer mit ein. Kurz darauf wurden die zwei Geschädigten von dem 15-Jährigen und dem 19-Jährigen massiv mit Schlägen und Tritten, sowie zum Teil mit einem Messer, körperlich angegriffen und erheblich verletzt. Lebensgefahr besteht nicht. Nach der Tat flüchteten alle drei Täterverdächtigen, konnte jedoch im Rahmen der polizeilichen Fahndung aufgegriffen und vorläufig festgenommen werden. Ein Rettungswagen verbrachte die beiden Geschädigten in ein Krankenhaus.“

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Leserpost

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Joerg Haerter / 11.02.2020

Die Details des Tatherganges würden die Bevölkerung beunruhigen, deswegen hat man in weiser Voraussicht diese verschwiegen. Zuviel zu wissen, ist nicht gut, das könnte sich auf die Wahlergebnisse 2021 auswirken, negativ, versteht sich. Deshalb hat die zentrale Meinungsleitstelle dpa vorausschauend gehandelt, nur zu unserem Besten. Es ist alles gut, nein, es wird immer besser!

Petra Wilhelmi / 11.02.2020

Natürlich weiß man, dass eine Gruppe junger Männer, die eine Schlägerei anzetteln und mit dem Messer fuchteln i.d.R. keine Deutschen sind, sondern Migranten. Das ist wie das Amen in der Kirche. Dazu muss niemand mehr schreiben, welcher Volksstamm diese Schlägertypen angehören. Merke: Schläger - Messer = Migrant. Da liegt man zu 99,99 IMMER richtig. Nur doof für die WELT einen Link zum Polizeibericht zu setzen.

Gudrun Meyer / 11.02.2020

Wenn die WELT-Redaktion den Link zur polizeilichen Meldung mit vollständigen Angaben selbst platziert hat, war der zuständige Mitarbeiter zwar nicht mutig genug, mal ohne politkorrekte Rücksichtnahmen zu berichten, aber Lückenpresse geht anders. Ein gewollt lückenhafter Bericht enthält keinen derartigen Link und sichert sich vielleicht auch soweit wie möglich dagegen ab, dass ein moralisch weniger sensibler Zeitgenosse die WELT-Meldung mit der der Polizei verlinkt.

Rolf Mainz / 11.02.2020

Da gibt es nur eine Lösung: den potenziellen Tätern möglichst schnell einen deutschen Ausweis in die Hand drücken, dann stimmt auch das grün-rote Weltbild wieder. Wetten, dass? Schliesslich bewährte Taktik, wenn es um die Verharmlosung bestimmter Tätergruppen geht: einfach den Vergleich “passend” machen. Am Kölner Domplatz handelte es sich schliesslich auch nur um “Männergewalt”, gelle?

Andreas Rochow / 11.02.2020

Tausendfach. Zombiepresse.

Franck Royale / 11.02.2020

Moment, mit 15 Jahren ist man noch kein Mann: Mann bezeichnet einen männlichen, erwachsenen Menschen. Wie auch immer, haben die Behörden den drei “Männern” und ihren Familien schon die Belohnung ausgesprochen?

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