Danke für diesen überaus informativen Einblick, Frau Witt. Danke! Was man als Außenstehender bisher nur geahnt hat, haben Sie nun vollauf bestätigt. Unsere Bildungseinrichtungen verkommen immer mehr zu Indoktrinationsanstalten, deren Insassen nicht etwa zum freien Denken angehalten, sondern zur Gleichschaltung programmiert werden. Gerade im Falle von angehenden Lehrkräften dürfte klar werden, wohin dies führt: Sie geben ihre Programmierung an ihre Schüler weiter. Im Dritten Reich lief es genauso.
Hallo Fräulein Witt, ich bin stolz darauf, dass es überhaupt noch junge Menschen gibt, die, wie Sie, diesem “Einsumpfen” in Kritikunfähigkeit widerstehen konnten. Alle Achtung für Sie! Ich habe in der Schule noch gelernt, gibt es eine These, dann suche die Antethese und bilde daraus eine Synthese - eine erarbeitete Einsicht! Insbesondere bei Aufsätzen fand ich es manchmal blödsinnig zu der gesetzten These eine Antiposition suchen zu müssen - weil ich fand, diese These stellt ein Faktum dar! Als dann später andere Aufsätze vorgelesen wurden, habe ich manches Mal erkennen müssen, ich hatte vorher nichts als eine Meinung. - Später nach dem Studium glaubte ich, einfachere Menschen mit meinem Wissen beglücken zu müssen; ich habe vielfach Bescheidenheit lernen müssen: es gibt viel Möglichkeiten, Dinge zu sehen oftmals selbst technische Dinge zu sehen! Meine Erkenntnis daraus ist diese: nicht was alt ist muss geändert werden sondern das, was falsch ist; es ist einfach zu zerstören und es ist mühselig besseres aufzubauen; eine Bilanz - also eine Gegenrechnung - ist schlicht unverzichtbar! Achgut com hat mich überdies ein wenig gelehrt, auch geschichtliches Wissen - kein oberflächliches - ist mehr als wichtig! Alles Gute Ihnen, Fräulein Witt.
Ich habe in den 80er Jahren an der Pädagogischen Hochschule Dresden Kunsterziehung studiert, alternativ, denn an Archäologie war absolut nicht ranzukommen. Mein Ziel war es, einmal in einem Museum oder in einer Galerie zu arbeiten. Wenn ich lese, wie heute wieder Pädagogikstudenten mit staatlich vorgegebener und allein gültiger Meinung traktiert werden, macht mich das fassungslos. Damals hiess es, “Marxismus/Leninismus ist unser Studienfach Nummer Eins!” Wir waren angehalten, sämtliche schriftliche Arbeiten “vom Standpunkt der Arbeiterklasse aus” abzuliefern. Nach Besuchen in der evangelischen Studentengemeinde wurde ich vor die FDJ Leitung der Sektion zur Befragung zitiert, wie ich als angehende Pädagogin zu “Denen” gehen könne. In der Schule sollten wir die Schüler in der “Politinformation” mit der richtigen “Haltung” zu politischen Ereignissen versorgen. Einmal im Monat war für alle Lehrer “Parteilehrjahr”, ob Mitgleid in der SED oder nicht. Da ich nicht spurte wie gewünscht, war ich in jeder Versammlung “dran”. Die Direktorin der 2. Schule war Unterstufenlehrerin, die Stellvertreterin hatte Pionierleiterin studiert. Nach der Wende brachten sie ihre “Kompetenzen” ganz schnell in eine SPD Bildungskommission ein. Das war Alles unerträglich.Den Beruf habe ich drei Jahre ausgeübt, dann kam zum Glück die Wende und neue Möglichkeiten.
Vielleicht müsste man die Ursachen für diese in der Breite so plötzliche Veränderung gesellschaftlicher Strukturen tiefer untersuchen. Angesichts der großen Anzahl von Menschen mit formal hochwertigen Bildungsabschlüssen auch in den MINT-Fächern stehe ich etwas fassungslos vor diesem kollektiven Wahnsinn, wie er im Beitrag zur Lehrerausbildung beschrieben wird. Irgendwie erinnert es auch an die NS-Zeit und die so rasante Anpassung der allermeisten Deutschen an die ideologischen Vorgaben. Nicht selten haben 150%ige das noch überboten und trieben voller Eifer sogar Vorgesetzte vor sich her, die aus Angst vor einem Karriereende diese Leute gewähren ließen. In der DDR setzten gerade Leute mit braver NS-Vita diesen Weg fort und drangsalierten und quälten Andere meist aus purer Bösartigkeit. Für einige Euro kann man Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches erwerben. Er beschrieb meisterhaft, wie Richter, Physiker oder Eltern pure Angst hatten wegen der kleinsten Dinge. Heutige Vorkommnisse erinnern fatal an dieses Büchlein. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie verzweifelt teilweise heute Journalisten, Lehrer, Studenten oder Polizisten sein müssen, wenn sie ihrem Gewissen folgen wollen und das dumpfe Nachplappern hohler Phrasen ablehnen, oder gar eine begründete, abweichende Meinung zum Ausdruck bringen möchten. Es gab auch in dunklen Zeiten anständige Lehrer, die den Schülern zwischen den Zeilen so manchen klugen Rat mitgaben. Mit der hier beschriebene Lehrerausbildung ist in der Breite Duckmäusertum, die Bereitschaft zum Denunzieren und die Förderung angepasster Dummschwätzer angelegt. Ich hätte nie gedacht, daß es so etwas 2019 in Deutschland geben würde.
Sehr geehrte Frau Witt, ich möchte mit diesem Leserbrief meine Hochachtung vor Ihnen zu Ausdruck bringen. Es wäre überaus schade, wenn Sie den eingeschlagenen Weg verließen. Die kommenden Schülergenerationen brauchen Menschen mit Ihren Einstellungen. Damit Sie jedoch das in einigen Zuschriften angesprochene Horrorszenario der Lehramtsausbildung überstehen können, benötigen Sie etwas, das Ihnen die psychische Kraft dafür vermittelt: Zuerst einmal Eltern, die Ihnen den Rücken stärken, eventuell einen Freund, der zu Ihnen hält, vor allem aber die Freude auf den Tag, an dem Sie die Urkunde Ihrer Verbeamtung in Händen halten und auf die Zeit danach, in der Sie den Kindern das beibringen können, was sie für ein selbstbewuß(!)tes Leben brauchen. Dazu müssen Sie an der Uni das tun, was von Ihnen verlangt wird, auch wenn es Ihnen schwer fällt. Im Referendariat müssen Sie sich nach den Vorgaben Ihres Schulleiters und vor allem Ihres Seminarleiters richten, danach nur noch nach denen des Schulleiters, bis Sie verbeamtet sind. Gehen Sie kein Risiko ein, auch wenn Sie sich verbiegen müssen, sodaß(!) sie daran fast zerbrechen. Aber das werden sie nicht, dafür sind Sie eine viel zu starke Persönlichkeit. Ich wünsche Ihnen viel Mut, geistige Stärke und großes Selbstvertrauen für die kommenden acht oder neun Jahre. Herzliche Grüße Auenhammer Josef
Unterrichtet werden ja immer nur die jeweils staatstragenden und zeitgemäßen Mythen und Legenden, Bildung findet seit dem Marsch der 68er durch die Institutionen nicht mehr statt. Hermann Rauschning, von 1932-1934 NSDAP Mitglied und zuletzt Senatspräsident von Danzig, 1935 aus DEU geflüchtet, hat 1938 “Die Revolution des Nihilismus” geschrieben. Viele sehen darin nur den Versuch einer Analyse des Nationalsozialismus. Ich sehe darin eine gelungene Analyse aller “Bewegungen” der Moderne, ob rot, ob braun oder heute grün - sie haben alle den jeweiligen Zeitgeist in den Segeln und nutzen die verführte Jugend als Hebel, Kanonenfutter und Täter, so sieht “Fortschritt” aus …
Wenn man das ganze nur als skurrile Satire halten könnte! Die aktuelle Variante sollten wir doch als krasse Verbesserung gegenüber einem möglichen 1984 verstehen und dankbar sein. Denn vor physischen Repressionen sind wir doch weitgehend geschützt. Der Versuch der Ausgrenzung und Gleichschaltung jenseits jeder Vernunft ist auch so nur schwer erträglich.
Nachtrag: Nach etwa 30 Jahren im Schuldienst fiel mir - den Lehrernachwuchs betreffend - auf, dass es immer weniger LehrerPERSÖNLICHKEITEN gibt. Mein Spruch - natürlich nur unter Freunden geäußert: ” Ich hab’ das Gefühl, die kommen alle aus Schubladen” - womit ich meinte, austauschbar, ohne besonderes Profil, unkritisch und naiv - sich aber durchaus aufopfernd für Schwache und Benachteiligte (Für die guten Schüler war dann nicht so viel Zeit - wie auch? War ja “von oben” auch nicht gewollt). Dass leider einige der Frauen* in der nachwachsenden Lehrergeneration , die auf die Kinder losgelassen werden, weder selbständig denken, richtig schreiben oder rechnen können und kaum soziale Kompetenzen besitzen - was sich im direkten Umfeld zeigt und nicht in deren Auslassungen bei Konferenzen oder Fortbildungen - möchte ich nicht weiter thematisieren. Es gibt wirklich tolle Lehrerinnen/Schulleiterinnen, die ich bewundere - und bei denen ich mich frage, wie sie es anstellen, diesen EINSTMALS schönen - oft sehr fordernden Beruf - Jahrzehnte auszuüben, ohne sich total zu verändern. Natürlich in negativer Richtung. *Ein Spruch während der letzten Jahre meiner Dienstzeit lautete:” Woran erkennt man, dass Männer doch intelligenter sind als Frauen?” PAUSE. Fragezeichen im Gesicht. “Nun - sie werden keine Lehrer.” Kam oft nicht so gut bei Frauen an. Übrigens: Ich bin keine verhärmte, frühzeitig gealterte Pädagogin mit abschreckender Ausstrahlung (freud- und humorlos, grau, fahl, zynisch). Vielleicht würde ich dazu werden, wenn ich heutzutage in diesem Beruf jahrzehntelang arbeiten müsste.
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