Gibt es auf dieser Welt nur noch Sozialliberale und Libertäre? (Bzw. “Sozialliberale” und “Libertäre” - anstatt Begriffe als unbrauchbar zu markieren (und sie dennoch zu nutzen…) wäre eine kurze Arbeitsdefinition oder Skizzierung hilfreich. Auch interessant, um eventuelle Entwicklungen im Laufe der Diskussion bzw. nach deren Abschluss festzustellen.) Wo sind die klassischen Liberalen? Was waren die Mängel des klassischen Liberalismus die eine Weiterentwicklung nötig mach(t)en?
Sehr geehrter Herr Piatov, eine sehr schöne Idee, diese Diskussion hier! Dazu habe ich vielleicht ein Thema beizutragen: In Forendiskussionen ist mir kürzlich ein Kritik-Strang an der liberalen Marktwirtschaft begegnet, der mir argumentative Schwierigkeiten bereitet. Er geht etwa so: Durch bereits bestehende starke Ungleichheiten in der Vermögensverteilung (insbesondere die Existenz von Milliardären) kommt es zu einem systembedingten stetigen Prozess der Umverteilung von Vermögen (und dadurch der verfügbaren Ressourcen) von der Masse der Bevölkerung in immer weniger Hände. Eine Bremse für diesen Prozess ist in einer (“neo”)liberalen Marktwirtschaft nicht zu entdecken, sodass an seinem Ende nach dieser Argumentation eine weitgehende Massenverarmung und maximaler Reichtum in Händen Weniger stehen soll. Der Mechanismus hierfür soll in der mit dem Vermögen wachsenden Machtfülle jener Superreichen und der daraus folgenden Möglichkeit weiterer Vermögensanhäufung und weiterem Machtzuwachs… bestehen: Eine positive Rückkopplung. Etwas Analoges kann man auch in den Konzentrationsprozessen bestimmter Wirtschaftsbranchen sehen. Kurz: Die bis heute deutlich überwiegenden Vorzüge einer Wettbewerbswirtschaft und damit verbundenen Wohlstandschancen für (fast) Alle könnten durch diese systembedingten Mechanismen zum Verschwinden gebracht werden. Aus diesem Grund befürworten die Verfechter dieser Thesen ein weiter verstärktes Eingreifen des Staates, also antilibertäre Maßnahmen der Politik. Es würde mich interessieren, wie Sie und Ihr Diskussionspartner diese Fragen sehen. Mit besten Grüßen, Ihr Ulrich Berger
Also in dem Artikel (oder zwei) drüber steht, dass Lindner kein Liberaler ist, weil er für einen mitfühlenden Liberalismus steht. Aber folgt daraus nicht, dass ein Sozialliberaler nicht ebenso ein Regulator und Sozialist sein muss? Was hätte wohl Hayek zu den Sozialliberalen der Ära Brandt/Schmidt gesagt? Oder ist ein Sozialliberaler doch ein Liberaler und nur Lindner nicht, weil er mitfühlend, aber nicht sozial ist? Das sind die Fragen, die ich hier gerne debattiert sehen möchte. Und bevor hier einer meint, dass ich nur Herrn Giesa anspreche: wie jedem bekannt ist (wenigstend wenn er älter als Fuffzig ist), unter Schmidt gab es noch sogenannte Transatlantiker, auch in der FDP. Heute sehe ich da nur noch Amerikahasser (ich sag nur Libyen). Also, los geht’s.
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