Peter Grimm / 02.07.2023 / 12:00 / Foto: Pixabay / 65 / Seite ausdrucken

Kurzkommentar: Politik-Unterricht statt Astronomie?

Der seit 23 Jahren - also unter den Kanzlern Schröder, Merkel und Scholz - amtierende Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger (SPD), hat sich in einem Interview zur gegenwärtigen Stärke der AfD geäußert. Das ist noch keine Überraschung. Auch in der Analyse bleibt er beim Erwartbaren. Zum Beispiel: „Hier tritt eine Partei auf den Plan, die die anstehende Transformation ins 21. Jahrhundert systematisch denunziert und für den Erhalt einer Welt eintritt, die es so nie gegeben hat." Nun ja, die Parteien, die gerade die „anstehende Transformation" umsetzen wollen, versprechen logischerweise ebenfalls eine Welt, die es so noch nicht gegeben hat. Das Problem ist eher, dass es in Deutschland schon länger keine ergebnisoffene Debatte mehr darüber gibt, wieviel und welche Transformation konkret denn tatsächlich nötig und von der Gesellschaft mehrheitlich legitimiert ist. 

Wer beispielsweise eine „Energiewende", die die Bürger mit den teuersten Energiepreisen und unsicherer werdender Versorgung bezahlen sollen, mit der „Klimarettung" begründet, dabei aber Atomkraftwerke durch Kohlekraftwerke ersetzt, sollte sich wahrlich nicht wundern, wenn seine Transformationsideen in Frage gestellt werden. Auch wer bislang eine wirksame Begrenzung und Steuerung der Migration ablehnt, obwohl derzeit mehrheitlich gerade nicht die Zuwanderer kommen, die dieses Land braucht, sondern eher die, die dieses Land nicht braucht, sollte nicht überrascht sein, wenn diejenigen, die ganz praktisch die Folgen zu tragen haben, eine solche Politik in Frage stellen. Und da werden auch die gewählt, die solche Fragen am lautesten stellen. Vor allem dann, wenn die Bürger keine Antworten bekommen, es keine Berücksichtigung ihrer Anliegen gibt, sondern die Regierenden höchstens bedauern, sie hätten ihre weisen Ratschlüsse bislang leider noch nicht gut genug erklärt. (Dass die verfehlte Migrationspolitik zudem immer noch missbräuchlich mit dem hohen Gut des Asyls für politisch Verfolgte und der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen begründet wird, ist mehr als nur ein zusätzliches Ärgernis. Denn dass über den Asylantrag in großer Zahl Zuwanderer ohne Asylanspruch und Flüchtlingsstatus hierher kommen und dann auch hier bleiben können sorgt u.a. dafür, dass zu oft neben den Verfolgten auch deren Verfolger hier Aufnahme finden.)

Ja, das sind alles – obwohl ungelöste Fragen – alte Hüte. Ebenso ist es eine Binse, dass die politischen Verantwortungsträger, die etwas gegen die AfD-Stärke unternehmen wollen, die Interessen jener Bürger nicht länger unberücksichtigt lassen dürfen, die nicht auf dem gleichen Kurs der „anstehenden Transformation" in die Zukunft reisen wollen, wie die tonangebenden Politiker der in den letzten Jahren regierenden Parteien. Die Zahl dieser Bürger ist weitaus größer als die der AfD-Wähler. Noch haben sehr viele von denen Hemmungen, ihre Stimme der AfD zu geben. Doch diese Hemmungen könnten schwinden.

Natürlich ergibt sich aus der Stellenbeschreibung eines Präsidenten der Bundeszentrale für Politische Bildung, dass seine Aufgabe eher die Politik-Erziehung als die praktische Politik ist. Insofern kann man ihm nicht vorwerfen, dass er sich um dieses Feld kümmert. Die Frage, inwieweit er dies mit gebotener parteipolitischer Zurückhaltung tut, soll jetzt nicht Gegenstand dieses Kurzkommentars sein. Anlass war eigentlich ein Gedanke, den der Präsident in dem Interview zur Bildungspolitik in Thüringen äußert: „Ein neuer Bildungsmonitor der Universität Bielefeld hat ergeben, dass Thüringen bei der politischen Bildung in der Schule an letzter Stelle steht. Stattdessen gibt es auf dem Stundenplan Astronomie. Auf in kosmische Räume, während es im Alltag politisch gerade um alles geht." Also mehr Politik-Unterricht und dafür weniger Naturwissenschaften an den Schulen? Mehr Bildung durch weniger Bildung? Toller Plan!

Foto: Pixabay

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Karl Vogel / 02.07.2023

Dieser Mensch versteht eben unter “politischer Bildung” Indoktrination. Ich bin ihm dankbar, dass er sein Verständnis seines Amtes so klar offenbart.

Hans-Peter Dollhopf / 02.07.2023

Prof. Esfeld hat bei Indubio heue sehr deutlich gemacht, wie bei der Republik-Sanierung mit all diesen SPD-Krügers zu verfahren ist!

Hans-Joachim Gille / 02.07.2023

@Gerhard Schmidt @H.J.Gille   ..... “Ja, und völlig zu Recht. Als die Puffgänger der Kaiserlichen Marine auch mal kämpfen sollten, rebellierten sie lieber - Pfui Teufel!” ..... Das kann man so historisch nicht stehen lassen. Die Kaiserliche Hochseeflotte war noch extrem vom Standesdünkel geprägt. Das änderte sich erst in der Weimarer Zeit & im Nationalsozialismus. Die Mannschaften & die technischen Offiziere waren alle hervorragend ausgebildet. Die Niederlagen & Verluste waren im I., wie im II. Weltkrieg von vielen schlechten Kommandanten & Flaggoffizieren geprägt. Auch die spätere SKL war nicht mal in der Lage, den Treibstoff-Bedarf einer Flottille korrekt auszurechnen. Ganz typisch Deutsch, wie heute auch, hat man nach Versagern, wie Lütjens oder von Spee Schiffe benannt oder Flaschen wie Kummetz bei Versagen befördert. Die Dienstbedingungen der Matrosen waren einfach schlecht. Das übrigens hatten die Nationalsozialisten sich gemerkt & sich besser um die Versorgungslage gekümmert als die Kaiserlichen. Ihre schlechten Mannschaften stellten übrigens Rekorde auf. Seydlitz stellte zB bei der Schlacht auf der Doggerbank Weltrekord im Nachladen ihrer 28 cm - Geschütze auf, nachdem die beiden Hecktürme in die Luft geflogen waren & zwar mit 6 Salven die Minute, insgesamt 113 Schuß. Die über 800 Toten der Blücher gingen auf den Flottenchef Scheer zurück. Die Blücher war, wie alle Panzerkreuzer, viel zu langsam um Schlachtkreuzern zu entkommen, wieder eine voraussehbare Fehlentscheidung von oben.

Gerhard Schweickhardt / 02.07.2023

Die Transformation ist eine große Täuschung. Ein Untergang des Planeten wird behauptet und unserer Gesellschafts ein Schild zugewiesen. Mit der Transformation wird postuliert, dass wir die mittlere Temperatur kontrollieren können und müssen. Das ist jedoch Unsinn. Die Erzählung hat den Zweck eine totalitäre Macht zu erschaffen. Genau das kann man täglich erkennen. Wie smart City Charta. Klimaurteil BVerG sowie aggressive GEZ Propaganda. Der kritische Bürger sieht das Unheil und wehrt sich nicht. Will er Untertan werden?

Silas Loy / 02.07.2023

Na ja, so oft wie die AfD schon nach rechts gerückt sein soll, müsste sie inzwischen unser Sonnensystem verlassen haben. Um das noch irgendwie nachvollziehen zu können, braucht es dann schon ein bisschen Astronomiekenntnisse.

B. Zorell / 02.07.2023

A. Ostrovsky / 02.07.202   Na, Sie haben sich in der AtomTechnologie auch nicht mehr weutergebildet. Heute ist die Technologie soweit abgebrannte so aufzubereiten, daß der Rest zur weiteren Verwertung(Verbrennung) genutzt werden kann. Die Halbwertzeiten werden heruntergeregelt, daß die Halbwertzeit nicht mehr ein halbes Jahrzehnt erreicht. Eine Fleißaufgabe für Sie: Wie wird der Atommüll der weiteren Verwendung zugeführt? Ich rede nicht der schmutzigen Bombe das Wort.

Lutz Liebezeit / 02.07.2023

So eine Demokratie hat es auch noch nie gegeben, außer vielleicht im antiken Griechenland. Da sprach man aber offen von Tyrannei? Gespaltene Zunge, oder, der Wolf frißt Kreide: diese Leute sind Kämpfer gegen das, was sie penetrant beschwören, den demokratischen Wettbewerb. Und interessant, daß im BPB ausgerechnet wieder die Sozialdemokratur das Ruder in der Hand hält? Protest ist ebenfalls eine intrigante Irreführung und Verächtlichmachung des politischen Gegners. Wir protestieren nicht gegen die SPD, sondern wählen das bessere Konzept. Die SPD ist uns egal.

Steffen Huebner / 02.07.2023

Und wieder neue Normalität: Hannes Loth wird nach der Stichwahl in der Stadt Raguhn-Jeßnitz im Kreis Anhalt-Bitterfeld mit 51,13 Prozent der erste AfD-Bürgermeister.

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