An Ihre Schlussfolgerung sind zu viele Bedingungen geknüpft um sie als erstrebenswerte Alternative zu betrachten. Ein Griechenland außerhalb des Euro verlöre mehr als “nur” die Transfers. Wie sollte Griechenland die in Euro aufgelaufenen und teuer gewordenen Schulden dann noch bedienen können? Ein Konkurs und ein völliger Verzicht auf die Bezahlung der griechischen Schulden wäre unausweichlich. Was wäre dadurch gewonnen? Was spricht dagegen, da auch Deutschland keine Schulden tilgt, die Schulden durch eine etwas weichere Währung zu reduzieren? Würde auch für Deutschland nicht schlecht sein. Was spricht dagegen, wenn das Instrument der Abwertung durch einen gemeinsamen Währungsraum entfallen ist, dass die wirtschaftsstärkeren Länder und Länder mit Exportüberschüssen ihre Kosten anheben? Damit könnten die schwächeren Länder wieder konkurrenzfähig gemacht werden. Ihr Vorschlag ist eine Spirale nach unten. Irgendwann begegnen wir China.
Das Problem ist weniger ob eine gemeinsame, harte Währung möglich ist, sondern ob die Menschen bereit sind das nötige dafür zu tun. In den Süd-Ländern dachte man, man könne sich einfach in die harte deutsche Währung einklinken und die Vorteile genießen, also niedrige Zinsen und mehr Investitionen. Leider vergaß man dabei, dass eine solche Währung nicht vom Himmel fällt. Wie die Wahlen und Meinungsumfragen zeigen, wollen die Menschen in Griechenland oder Spanien nicht das nötige Verhalten an den Tag zeigen welches eine starke Währung erst ermöglicht, sondern weiter mit Schulden und Inflation hantieren. Anstatt diese Menschen zu ihrem Glück zu zwingen, sollte man ihnen die Möglichkeit geben so zu leben und so regiert zu werden wie sie das möchten. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass das selbe auch für Deutschland gelten muss und beides ist nicht unter einen Währungshut zu bekommen. Sprich, wenn wir die Demokratie nicht unterhöhlen möchten - mit allen negativen Konsequenzen, bis hin zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen - dann muss das Experiment Euro beendet werden, besser Heute als Morgen.
Genau um die Transfers geht es den Griechen. Es wird kolportiert, daß die Griechen den Volkssport betreiben, wie die meisten Zuwendungen von der EU zu holen sind. Wenn man die Pro-Kopf-Netto-Transfers einschließlich der “Rettungen” oder auch Schuldenerlasse seit dem Eintritt Griechenlands in die EU zusammenzählt, kommt man auf gigantische Summen. Jeder Grieche weiß, daß er ohne eine gewaltige Erhöhung des eigenen Einsatzes nie so viel hätte erwirtshaften können, wie das, was er auf welchem Wege auch immer erhalten hatte. Die einen sehr viel mehr und die anderen sehr viel weniger, aber immerhin. Die Verlockung, wie in den reichen Ländern zu leben, ist noch immer zu süß, und den reichen Griechen erspart es die Steuern. Sonst müßten sie womöglich ganz ins kalte London fliehen. Zum Thema der unterschiedlichen Strukturen stellt sich mir die Frage, ob Missisippi dazu verdammt ist, ewig arm zu bleiben?
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