Archi W. Bechlenberg / 29.01.2020 / 06:15 / Foto: Pixabay / 111 / Seite ausdrucken

Kein Antidepressivum – Wenn dich die Medikamenten-Krise trifft

Hunderte von Medikamenten sind seit Monaten in Deutschland nicht erhältlich. Ein wesentlicher Grund dafür ist die in ferne Länder, insbesondere asiatische, ausgelagerte Herstellung dieser Präparate. Das ist billiger, insbesondere für die Kassen.

Betroffen sind Mittel verschiedenster Anwendungsbereiche. Sie werden, um nur einige Indikationen zu nennen, bei Bluthochdruck, Herzschwäche, Nachwirkungen von Operationen, Epilepsie, Diabetes oder Krebs verschrieben. Manche Mittel können durch andere, noch verfügbare Medikamente ersetzt werden, manche allerdings nicht. Patienten, die darauf angewiesen sind, haben ernste, wenn nicht lebensbedrohliche Konsequenzen zu fürchten.

Eins dieser nicht ersetzbaren Medikamente ist Venlafaxin, das bei schweren Depressionen verordnet wird. Da es für die klinische Depression etliche, teils sehr unterschiedliche Ursachen gibt, ist es nicht einfach, im konkreten Fall ein Medikament zu finden, auf das der Patient anspricht. Venlafaxin wirkt auf das zentrale Nervensystem und sorgt dafür, dass der Abbau bestimmter Botenstoffe im Körper vermindert wird, so dass sich ein Depot dieser so genannten Neurotransmitter aufbauen kann.

Nebenwirkungen, die man niemandem wünscht

Erste Meldungen zu einer Verknappung von Venlafaxin datieren vom Juli 2019, seither ist das Mittel nicht mehr erhältlich. Eine erneute Verfügbarkeit wird immer wieder neu prognostiziert, vor einer Woche hieß es noch „im Verlauf des 1. Quartals 2020“, heute findet man auf der erschreckend langen Liste des „Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte“, die „offene Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland“ aufführt, als aktualisierte Angabe „April 2020“. Man kann den Verlauf dieser Meldungen zurück verfolgen; zuvor waren bereits die Monate zwischen September 2019 und März 2020 durchdekliniert worden. Der jetzt verkündete April 2020 ist also mit großer Vorsicht zu betrachten.

Für an Major Depression Erkrankte eine Katastrophe. Eine Unterbrechung der Behandlung mit Venlafaxin hat zweierlei schwerwiegende, bis hin zu tödlichen Folgen. Zum einen setzt die antidepressive, auch angstlösende Wirkung des Medikamentes nach spätestens zwei Tagen aus. Denn Venlafaxin nimmt man nicht je nach Bedarf; die tägliche, regelmäßige, auf den zeitlichen Punkt genaue Einnahme ist unverzichtbar. Wer Venlafaxin nimmt und beispielsweise an einer chronischen, endogenen Depression leidet, muss das Mittel sein Leben lang nehmen. Ein Absetzen ist zwar möglich, darf aber nur über lange Zeit in sehr kleinen Schritten erfolgen. Meist mit dem Resultat, dass die Krankheit wiederkommt, wenn sie zum Beispiel nicht eine Reaktion auf eine psychische Traumatisierung, sondern die Folge eines defekten Hirnstoffwechsels ist. So wie Diabetes die Folge verminderter Insulinproduktion ist, so ist eine endogene Depression die Folge einer verminderten Neurotransmitterversorgung.

Zum anderen führt ein plötzliches Absetzen von Venlafaxin zu sehr heftigen Entzugserscheinungen. Diese werden in ihrer Gesamtheit als SSRI-Absetzsyndrom bezeichnet. Wenn im Gehirn ein Mangel des Botenstoffes Serotonin auftritt, da das Depot leer ist, reagiert es mit dem Versuch, aus eigener Kraft ein neurochemisches Gleichgewicht zu erzeugen. Das aber kann ihm bei einem Depressiven nicht gelingen, und die Folge sind Entzugserscheinungen, die man niemandem wünscht.

Ich weiß, wovon ich schreibe. Seit 2005 nehme ich Venlafaxin. Anfangs extrem hochdosiert unter klinischer Aufsicht, später, in geringerer Stärke, im Alltag. Ohne dieses Mittel wäre ich geistig nur ein welkes Gemüse, vermutlich wäre ich schon lange gar nicht mehr. In den Jahren 2002 bis 2005 wurde ich zuvor mit insgesamt vierzehn anderen Mitteln medikamentiert, die sich allesamt als wirkungslos erwiesen. Meine Depression ist eine ererbte Stoffwechselerkrankung, sie hat einigen meiner Vorfahren väterlicherseits das Leben gekostet. Venlafaxin ermöglicht mir ein einigermaßen erträgliches Dasein, was andere Antidepressiva nicht konnten. Würde es mich nicht so deprimieren, könnte ich ein Buch über das Elend der Psychiatrie bezüglich dieser Erkrankung schreiben. Aber das lasse ich besser sein. „Wir befinden uns medizinisch in Bezug auf die Depression auf dem Stand der Chirurgie vor 50 Jahren“, hat mir ein Arzt vor zehn Jahren einmal verraten. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Nun ist es schon Skandal genug, dass in einem medizinisch angeblich in der 1. Liga spielenden Land wie Deutschland hunderte von Medikamenten nicht erhältlich sind, da diese aus Kostengründen irgendwo auf der Welt hergestellt werden und das unter möglicherweise fragwürdigen Umständen. Der kollektive Engpass bei nahezu allen Herstellern könnte zu der Vermutung führen, dass es nur noch wenige Wirkstoffhersteller gibt und es dort eventuell einen Zwischenfall gab“, mutmaßt die Deutsche Apothekerzeitung. Als Dauerpatient hört man so etwas genauso gerne wie einen Piloten, der beim Start „Wir legen unser Leben in deine Hände, oh Herr!“ durchsagt.

Auch bei der Bundesärztekammer klingeln die Alarmglocken, kein Wunder, sind es doch zuerst die Ärzte, die mit der Reaktion ihrer Patienten konfrontiert werden, wenn sie nicht das benötigte Mittel verschreiben können. Kammerpräsident Klaus Reinhardt forderte daher bereits vor einem halben Jahr für Deutschland die Schaffung einer nationalen Arzneimittelreserve.

Niemand kann ernsthaft sagen, es gebe ja Alternativen

Recherchen der Deutsche Apotheker Zeitung im Juli 2019 bestätigen, dass es therapeutisch zu Venlafaxin keine Alternative gibt. Damals war das vielleicht noch nicht so dramatisch; man rechnete zu diesem Zeitpunkt noch damit, dass Venlafaxin bis spätestens Ende September wieder in seinem verschiedenen Dosierungsvarianten verfügbar sei. Inzwischen ist die Rede von April 2020.

Aber damit nicht genug; es gibt einen weiteren Skandal. Dass es zu Venlafaxin keine Alternative gibt, ist keine neue Erkenntnis. So ging die Deutsche Apotheker Zeitung angesichts des Mangels im letzten Sommer der Frage nach, was Betroffene stattdessen einnehmen könnten. Ein pharmazeutisches Unternehmen, das Venlafaxin vertreibt, verweist auf ein anderes Medikament der Wirkstoffgruppe SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren), nennt aber zugleich gravierende Unterschiede zu Venlafaxin. Fazit: Niemand kann ernsthaft sagen, es gebe ja Alternativen.

Niemand? Doch. Das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ hat offenbar andere Erkenntnisse. Dort wird Venlafaxin als nicht „versorgungsrelevanter Wirkstoff“ eingestuft. Das hat in Bezug auf Dringlichkeit der Wiederverfügbarkeit und  Informationspolitik Folgen. Keine positiven, im Gegenteil.

Nun muss mir niemand erzählen, Venlafaxin sei nicht „versorgungsrelevant“. Ausgerechnet aus der BILD Zeitung erfuhr ich vor einigen Wochen vom Stand der Dinge, und nur einem glücklichem Umstand habe ich zu verdanken, dass ich bisher ausreichende Vorräte des Mittels im Haus hatte. Diese neigen sich allerdings dem Ende zu, den kommenden Monat, auch wenn es ein kurzer ist, werde ich nicht mehr durchstehen. Zwar gibt es in Deutschland noch einen weiteren Hersteller des Wirkstoffes, den früheren, alleinigen Patentinhaber; dessen Venlafaxin (falls es denn noch zu bekommen ist) bezahlen aber die deutschen Krankenkassen nicht, da es um ein Vielfaches teurer ist als die in Asien produzierten Generika.

Ich wollte vom  Bundesinstitut für Arneimittel und Medizinprodukte wissen, wieso Venlafaxin nicht „versorgungsrelevant“ ist. In Internetforen findet man panisch aufgeschreckte Patienten, die mit Venlafaxin behandelt werden. Dort tauscht man sich inzwischen darüber aus, wie man die Retardkapseln öffnen und die Dosierung halbieren kann, um nicht völlig ohne Medikament dazustehen. Als selber Betroffener finde ich es unglaublich, dass ein so wichtiges Mittel als nicht „versorgungsrelevant“ eingestuft wird.

Die Antwort kam zwei Tage nach meiner Anfrage.

„...wurde der Wirkstoff Venlafaxin im Rahmen des 11. Jour Fixe zu Liefer- und Versorgungsengpässen am 12. November 2019 thematisiert – unter anderem auch, um ihn gegebenenfalls in die Liste der versorgungsrelevanten Wirkstoffe aufzunehmen. Der Jour Fixe kam zu dem Schluss, dass die Aufnahme eines einzelnen Wirkstoffes aus der Gruppe der Antidepressiva nicht favorisiert werden sollte. Antidepressiva sind grundsätzlich als unverzichtbare Arzneimittel einzuschätzen. In Deutschland gibt es jedoch eine große Anzahl an verschiedenen Antidepressiva-Zulassungen mit unterschiedlicher Indikationsstellung und Wirkungsprofil, so dass von hinreichend Möglichkeiten zur Kompensation allein über wirkstoffgleiche Alternativen ausgegangen werden darf.“

Immerhin. Antidepressiva werden als „unverzichtbare Arzneimittel“ eingeschätzt. Das ist ja schon mal was. Aber viel zu wenig. Ich wiederhole: Es gibt zu Venlafaxin keine Alternative, darin sind sich Ärzte, Apotheker und Hersteller einig. Insofern beweist die Aussage, es gebe ja „eine große Anzahl an verschiedenen Antidepressiva-Zulassungen [...], so dass von hinreichend Möglichkeiten zur Kompensation allein über wirkstoffgleiche Alternativen ausgegangen werden darf“ eine geradezu deprimierende Ahnungslosigkeit.

Diese Ahnungslosigkeit ist erschreckend, nicht nur für die direkt Betroffenen. Im zitierten „Jour Fixe“ sind Behörden, Organisationen und Institutionen aus Medizin, Forschung, Industrie und Politik vertreten. Die wissen alle nicht, wie es sich mit Venlafaxin verhält? Und tut man ihnen unrecht, wenn man vermutet, dass diese Ahnungslosigkeit auch für andere Erkrankungen und Medikamente gilt?

Es gibt keine wirkstoffgleiche Alternative. Es gibt ein einziges, wirkstoffähnliches Produkt, aber eben nur ähnlich. Und ähnlich ist in diesem Fall eben gleichbedeutend mit anders. In einem Artikel auf Apotheke adhoc wird die Problematik prägnant zusammengefasst: „Eine Umstellung auf einen anderen Wirkstoff ist bei Antidepressiva nicht problemlos möglich. Im Falle von Venlafaxin gibt es keinen ähnlichen Wirkstoff – wird ein Patient umgestellt, können schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen eintreten, eine engmaschigere ärztliche Überwachung kann nötig sein.“ Wie soll ich mir diese engmaschigere ärztliche Überwachung vorstellen? Einen Termin beim Psychiater zwecks Rezeptverlängerung gibt es alle drei Monate, und Aufnahme in einer Klinik bei akuter Gefährdung von Leib und Leben führt bestenfalls dazu, dass man dorthin kommt, wo man als Depressiver ganz sicher nicht hingehört.

Kommentare von Betroffenen sprechen eine deutliche Sprache. So schreibt ein Apotheker: „Dass die Behörde die Dringlichkeit einer kontinuierlichen Behandlung leugnet, ist echt krass“, und ein Patient kommentiert, drastisch, aber realistisch: Was für Idioten sitzen in diesem Gremium??? Wenn ich mein Venlafaxin 225mg nicht bekomme, dann werf ich mich 2 Tage später vor nen Zug oder spring von ner Brücke...was fällt euch eigentlich ein??? Einzelschicksale zählen nicht, oder? Ich wünsche niemandem von euch eben auf Venlafaxin angewiesen zu sein...“ Und ein Arzt kommentiert: „[...] schreibe ich mit dem frischen Eindruck des heutigen Tages, der eben einen Totalzusammenbruch einer Patientin miterleben musste, die wir momentan nicht mit ihrem Venlafaxin versorgen können.“ Worauf ein anderer Diskussionsteilnehmer so reagiert, wie man es inzwischen zu nahezu allen akuten Themen aus Deutschland tun kann: „Dieses Land hat in allen Bereichen fertig. Gravierende Probleme werden einfach geleugnet.“

Nachtrag des Autors vom 29.1.2019 15 Uhr:

Kurze Recherchen vor Ort haben heute ergeben, dass in den Niederlanden und Belgien Venlafaxin in allen Darreichungsformen problemlos erhältlich ist. Eine weltumspannende, generelle Verknappung des Medikamentes liegt demnach nicht vor. Ich vermute, dass das auch für andere Länder gilt, außer eben Deutschland. Deutsche Patienten erhalten es dort, zwar gegen Privatrezept und bei eigener Zahlung, aber das nimmt man dann gerne in Kauf. Zudem der Endpreis, jedenfalls in den Niederlanden, nur unwesentlich über dem liegt, was man in Deutschland ohnehin zuzahlen muss.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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H. Hoffmeister / 29.01.2020

Herr Bechlenberg, tut mir leid, dass Sie vom Irrsinn in diesem Land betroffen sind. Wir geben Abermilliarden für Energiewende, Klimaschutz und Wirtschaftsmigrantenversorgung (die wenigen echten Flüchtlinge mögen mir verzeihen) aus, sind aber nicht mehr in der Lage, eine moderne medizinische Versorgung für unsere Steuern- und Abgabenzahler zu gewährleisten. Hintergrund ist auch, dass die deutschen Krankenkassen brutale Preisreduzierungen durchgesetzt haben und es für viele Arzneimittelhersteller mit den erzielbaren Preisen nicht mehr ansatzweise möglich ist, ihre Kosten zu decken. In anderen Ländern bekommen die Hersteller noch auskömmliche Preise und verkaufen dorthin. Wir würden noch viel armseliger in Deutschland dastehen, wenn nicht vor allem in den USA ein vielfaches für Medikamente bezahlt wird und wir davon profitieren, dass die Arzneimittelhersteller dort ihre Entwicklungsaufwendungen amortisieren und wir in Deutschland als Trittbrettfahrer zum teilkostendeckenden Preis mitversorgt werden. Gleichzeitig verteuert die ausufernde EU-Bürokratie Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten durch fortlaufende Verschärfung der Regularien massiv. Das, was Ihnen widerfährt, werden wir in noch größerem Ausmaß in der Zukunft sehen, denn der Bürokrat ist da gnadenlos, erst wenn er selbst betroffen ist, sind die Regeln auf einmal nicht mehr so wichtig. Da wir selbst in der onkologischen Arzneimittelentwicklung und im Medizinproduktebereich tätig sind, kennen wir den alltäglichen Bürokratiewahnsinn nur zu gut.

Günter Wagner / 29.01.2020

Eine schlimme Entwicklung in unserem hoch entwickelten Industriestaat. In dem Fall ist der Abdecker ein Gesundheitsminister, der lieber obskure Behandlungsmethoden in Sachen Homo verbietet und dazu ein aufwendigers Gestzgebungsverfahren einleitet. Er wird sicherlich mitbekommen, dass Politik für viele Minderheiten keine Mehrheit erzeugt. (Die Partei des Senowab ist mit dem Kampf um alle Minderheiten inzwischen bei etwas mehr als 10% angekommen). Aber bis zu dieser Einsicht ist es weit, und so wird für die große Mehrheit nichts gemacht. Was erlaubt sich diese aber auch eine Verfügbarkeit von Medikamenten zu erwarten. Wo käme man da in Trullazeiten hin! Vor wenigen Tagen habe ich gesehen welch fast schon beängstigende Baustelle die Chinesen eingerichtet haben, um in wenigen Wochen eine Großklinikum zu errichten. Man stelle sich vor so etwas müsste der Jens im Trullaland in unserem Land hinbekommen. Ich habe aber vor, den Müllers Michel eine Dienstreise dorthin zu empfehlen. Baustellenbeschleunigung wäre der Zweck der Reise.

H.Milde / 29.01.2020

Sehr geehrter Herr Bechlenberg. Sie beschreiben und kritisieren die derzeitige medizinische Situation auch aus ihrer Erfahrung sehr treffend, und im Praxisalltag häufen sich solche katastrophalen gesundheits/therapiebedrohenden, mitunter letalen Ereignisse, während das BMG das wohl als “Kollateralschaden” ansieht. Nach mM handelt es sich iwS um eine Aktion T4 2.0, da infolge der modernen Medizin und anderer Fortschritte die Lebenserwartung der Menschen/Patienten -im Verischerungs-Sprech = Hoch-/Nutzer genant- erheblich angestiegen ist, gleichzeitig die Rentenbezugsdauer. Schon in den 70/80er haben die kranken(!) Kassenu. Rentenkassen bei der “Gsesundheits/Sozialpolitik” gejaumert u. ein Absenken der Leistungserbringer=Kostentreiber von ca. 30% gefordert, und via “Berater” im BMG organsiert, die ua den WANZ-§ uva. erfunden haben (->SGB V, §12)  ua. AOK (Alles Ohne Kohle) ich habe mich mal mit einem Herrn Knieps darüber unterhalten. Die K(B)Ven, eigentlich Interessenvertreter der Ärzte, letztendlich auch der Patienten, gem. Berufsordnung “nihil nocere”, sind als KdÖ(un)R mM vollends auf diese Linie eingeschwenkt -iwS eine Capo-Funktion ausführend- und dafür kassieren die “Funktionäre” ein entsprechendes tranquilierendes Salär. Ihnen persönlich empfehle ich die notwendigen Medikamente auch juristisch einzuklagen, und den/die/dasjenigen SoFA, -oder auch den MDKler, der/die/das gerne als Pseudo/Fachmeinung hinzugezogen werden- ggf. perönlich zur Verantwortung ( §323cStGB….) zu ziehen. Drück die Daumen, beste Grüße, H.Milde

Heinrich Moser / 29.01.2020

Warum erinnert mich das an die DDR?

Klaus Beck / 29.01.2020

Lieber Herr Bechlenberg, der stetig zunehmende Versorgungsengpaß ist natürlich zurecht anzuprangern. Aber es ist ja keineswegs so, dass Sie ihr “Venlafaxin” nicht bekommen, denn Sie können sich ja von Ihrem Arzt problemlos das Originalpräparat “Trevilor” verordnen lassen, müssen dann aber eben in der Apotheke zuzahlen. Und als Kassenpatient hat man ja schließlich das “All-inclusive-Kärtle”, sodass das ja aussscheidet ... Nun, dann erleben Sie heute exakt jene Gesundheitspolitik, die diese Gesellschaft auch verdient hat, indem sie diese Politik über Jahrzehnte ebenso desinteressiert wie wohlfeil hat gewähren lassen. Nur am Rande: Vor etlichen Jahren habe ich als Kassenarzt von meiner Kassenärztlichen Vereinigung einen hohen sechsstelligen Arzneimittelregress zugestellt bekommen, weil ich meinen Kassenpatienten angeblich zu teure bzw. zu neue Medikamente verordnet hätte. Wissen Sie, wie viele meiner Patienten das damals interessiert hat? Richtig, keinen einzigen, obwohl es ihre Medikamente waren und ich nicht einen Cent an den Verordnungen verdient hatte. Und wissen Sie, was ich dann gemacht habe? Ich habe für diese teuren Präparate nur noch Privatrezepte ausgestellt. Und was war die Reaktion dieser Patienten, als sie in der Apotheke für ihre langjährig kommentarlos eingenommenen Medikamente plötzlich selbst (zu-)zahlen sollten? “Sagen Sie mal, Herr Doktor, kann man das Medikament nicht absetzen oder wenigstens auf ein anderes Medikament umstellen, das ich kostenlos bekomme”. Ja, das Geld macht Leidensdruck, die Gesundheitsstörung selbst oft viel weniger. BTW: Angesichts einer Versiebenfachung (!) der in Deutschland in den letzten 25 Jahren verordneten Antidepressiva darf bei einem Großteil der damit behandelten Patienten logischerweise schon deshalb bezweifelt werden, ob sie ein solches Präparat tatsächlich benötigen.

Franck Royale / 29.01.2020

An der Arzneimittelversorgung kann man sich heute ansehen, was nach der “Großen Energiewende“ in Deutschland passieren wird: Abhängigkeit vom Ausland, unbezahlbare Eigenproduktion, massive Versorgungsengpässe mit letalen Folgen. Wünsche Ihnen alles Gute, Herr Bechlenberg - bleiben Sie uns bitte erhalten.

B.Kröger / 29.01.2020

Lieber Herr Bechlenberg, es ist ein Skandal, was hier bei uns geschieht! - Besteht vielleicht die Möglichkeit das Medikament noch im Ausland zu bekommen? Vielleicht gibt es in USA noch Bestände, auf die Betroffene zurückgreifen könnten.  Vielleicht sollten sich Menschen, die bestimmte Medikamente benötigen, ein Depot anlegen. Wer weiß, wie lange die medizinische Versorgung bei uns noch gesichert ist.

Hjalmar Kreutzer / 29.01.2020

Lieber Herr Bechlenberg, vielen Dank, dass Sie im Interesse der Sache hier so offen über sehr persönliche Dinge schreiben, was aber auch ein Zeichen für mich ist, wie sehr mittlerweile viele Dinge in diesem Land sehr im Argen liegen. Auch wenn Sie sich dafür nichts kaufen können, haben Sie mein aufrichtiges Bedauern und die allerbesten Wünsche, dass sich doch bitte irgend irgend eine Lösung finden möge. Ihr Statement steht ja wahrscheinlich für sehr viele Patienten, die nicht so eloquent sind oder sich einfach nur in anonymen Foren - Gott sei Dank gibt es wenigstens (noch) diese - oder gar nicht an die Öffentlichkeit trauen. In der Dermatologie behandeln wir auch chronische Patienten und ich muss zugeben, dass so mancher jahrzehntelang erfahrene Patient für seine Krankheit und seine persönliche Situation mehr sachkundig ist, als ein Arzt, der sich erst zum Facharzt eines Spezialgebietes weiterbildet. Diese Entwicklung war seit Jahrzehnten durch die Reformen der Reformen der Reformen dieses Gesundheitsunwesens absehbar, insbesondere die Vertreibung der einheimischen Pharmazie durch die Geiz-ist-geil-Mentalität der sog. Entscheider. Bei den „Ärzten“ in diesen Gremien handelt es sich ja auch um Funktionäre, die sich klugerweise schon lange aus der direkten Betreuung von Patienten verabschiedet haben; von den Vertretern von Politik, Krankenkassen und sonstigen Körperschaften des öffentlichen Rechts gar nicht zu reden.  Im Gegensatz zum herbei ideologisierten Klimanotstand liegt hier ein echter Notstand vor, wegen dem unser Gesundheitsspähnchen doch jetzt bitte mal in die Puschen kommen sollte. Da werden Milliarden für eine elektronische Überwachung namens Telematik verbraten und den Ärzten aufgezwungen, aber alternative, bei Lieferengpässen dringend benötigte Präparate wie in diesem Fall nicht bezahlt? Geiz macht eben krank und dieses Gesundheitssystem IST krank und mit Verlaub, einfach nur noch zum Kotzen.

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