Gastautor / 30.07.2023 / 15:00 / 21 / Seite ausdrucken

Kassenschlager Freiwilliger Wehrdienst

Von Martin Toden.

Die Werbung der Bundeswehr um freiwillig Wehrdienst Leistende ist nicht weniger als unfreiwllig komisch. Schauen wir uns Texte und Bilder einmal näher an...

Die Truppe wirbt (unter anderem) um freiwillig Wehrdienst Leistende (FWDL) im Heimatschutz. Dies tut sie nicht ohne Grund: Die Truppenstärke sinkt kontinuierlich. Der freiwillige Wehrdienst in der Bundeswehr als Teil des sogenannten „Jahres für Deutschland“ ist eine der größten Baustellen der Armee – man kann ihn mit Fug und Recht als eine totale Rekrutierungskatastrophe bezeichnen. Die unter dem Banner „FWDL“ in die Kasernen schlurfenden Pappkameraden sind in der Masse auch nicht ansatzweise wehrtauglich, werden aber trotzdem mit zwei zugedrückten Augen zugelassen, was sich dann in entsprechenden Abbrecherquoten niederschlägt. 

Kleines, selbst erlebtes Schmankerl zwischendurch: Eine weibliche FWDL, die bei der ersten Begegnung mit einem MG3 schon mit ihrer Fassung zu kämpfen hatte, verlor diese vollständig, als ihr beim Herausprökeln der Rohrführungshülse einer ihrer New York Nails abbrach. Sie bekam einen Weinkrampf und stürmte Richtung Unterkunft. Ich ahne auch hier eine nicht allzu lange Verweildauer im Dienst des Vaterlandes.

Zurück zur aktuellen Lage. Wie der geneigte Leser weiß, ist das Thema Personalgewinnung beim Bund eines meiner Steckenpferde, auch wenn es mich regelmäßig graust, zu sehen, was die woke Truppe auf diesem Feld so zustande bringt.

Weibliche Kleiderständer auf der HiBa

Ich lade Sie heute ein, mir auf diese Internetseite zu folgen. Dort fällt der Blick zunächst auf die natürlich unvermeidliche Frau. Die recht attraktive Blondine auf dem Eyecatcher tut so, als sei sie eine harte Infanteristin. Als in dieser Hinsicht doch etwas erfahrener Soldat hier meine unmaßgebliche Meinung hierzu:

Die junge Dame trägt einen viel zu großen (nicht dienstlich gelieferten, also privat nachbeschafften) „Smock“, ein aus den Spezialkräften hervorgegangenes Kleidungsstück für Kommandosoldaten, den sie an den Ärmeln umschlagen muss und vorne nicht einmal anständig geschlossen hat. Dazu einen schief sitzenden Gefechtshelm mit zu locker eingestelltem Kinnriemen. Ihre Handschuhe sind ebenfalls deutlich zu groß, und der Ausrüstungsträger rutscht ihr schon von der Schulter. Den prall gepackten Gefechtsrucksack trägt sie dazu locker über eine Schulter geworfen, den Hüfttragegurt nicht geschlossen. Im Hintergrund erkennt der Connaisseur die sogenannten Spanischen Reiter, eine Station der klassischen Hindernisbahn. 

Ich will nicht allzu sehr darauf herumreiten, aber: Ein Soldat, der in so einem Anzug (Aufzug?) über die Hindernisbahn zu kommen versucht, wird sehr schnell auf dem harten Boden der Realität aufschlagen, und zwar im Wortsinne. (Auf der HiBa fällt er oder sie inzwischen recht weich, weil die meisten Standorte Tartanmatten oder Gummistreu ausgelegt haben, damit die Verletzungsgefahr sinkt.)

Natürlich werden Fotos zu Werbezwecken auch bei der Bundeswehr gestellt. Allerdings ist die Frage angebracht, wie viele vollkommene Amateure hier am Werk waren, die so einem Blödsinn erlaubten, es bis auf die offizielle Bundeswehr-Webpräsenz zu schaffen.

Retten, Helfen, Löschen... Kämpfen?

Doch es bleibt nicht bei diesem fotografischen Scherzartikel. Im darunter plazierten Werbetext für den freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz erfährt der interessierte Besucher, wofür denn der FWDL während seines „Jahres für Deutschland“ ausgebildet wird und wofür er gebraucht wird: „(...) um unsere Heimat gemeinsam mit den vielen Freiwilligen der Feuerwehr, des THW und der anderen Hilfs- und Rettungsdienste zu schützen. Mit deinem Engagement leistest du einen wichtigen Beitrag, ganz nah an der Bevölkerung, für die Mitmenschen in deinem regionalen Wohnumfeld.“

Klingt das nicht anständig, wichtig und kuschelig? Man wird sogar gleich geduzt! („Sag mal, du, was macht denn dieses ,Stillgestanden!' jetzt so mit dir?“) Und wann werden diese Fähigkeiten benötigt? Auch das wird hier erläutert: bei „Naturkatstrophen oder Großschadenslagen, Pandemien und anderen Ereignissen".

Fällt Ihnen etwas auf? Richtig: Kämpfen müssen unsere FWDL im Heimatschutz nicht. Man fragt sich, warum denn dann das Foto oben auf der Seite... aber lassen wir das. Vielleicht meinen die Personalabwickler der Truppe mit „anderen Ereigenissen“ auch solche unaussprechlichen Situationen wie den Spannungs- oder Verteidigungsfall – mithin „Krieg“ genannt – trauen sich aber nicht, solche verbalen Mikroaggressionen ohne Triggerwarnung, Safe Space und Knetgummitherapieangebote zu formulieren.

Der dritte Aspekt, der meine Aufmerksamkeit weckte, ist dieser: Die Bunte Wehr schreibt auf ihrer Webpräsenz: „Soldatinnen sind unverzichtbar für die Streitkräfte und fester Bestandteil der Truppe“. Abgesehen von der sich geradezu aufdrängenden Frage nach einer Begründung bzw. einem Beleg für diese steile These fand ich es interessant, hier eine Schnittmenge zu der eingangs immerhin deutlich weiblich konnotiert propagierten Verpflichtung als FWDL zu ermitteln (die Personaler in Flecktarn schreiben das auch ganz offen in ihre Statistik): Wie viele Frauen dienen denn nun als FWDL im Heimatschutz als „fester Bestandteil der Truppe“? Das wäre doch ein Indikator für den Erfolg der hier beschriebenen Kampagnen.

Wer sich von hübschen Blondinen in martialischen Posen täuschen ließ, wird sich auch hier erstaunt das tränende Auge reiben. Es sind 14.
 

Martin Toden ist studierter Personalentwickler, Reserveoffizier der Bundeswehr und blickt auf fast 40 Jahre zivile und militärische Führungserfahrung zurück. Er schreibt hier unter Pseudonym.

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Leserpost

netiquette:

Ulrich Jäger / 30.07.2023

Ach, Herr Toden. Auch der Fotograf hat sicher nie den bunten Rock des Königs getragen, sonst wären ihm die von Ihnen beschriebenen „Kleinigkeiten“ aufgefallen. Und auch der Auftraggeber im Ministerium hat nie eine Sturmbahn gesehen, geschweige denn genommen. Was erwarten Sie also?

Oliver Lang / 30.07.2023

Die Werbung mit der Blondine ist folgerichtig an die der 70er für Reizwäsche und Dildos angelehnt. Diese Produkte wurden auch immer von Blondinen beworben, die Käuferzielgruppe waren aber Männer.

Christian Weis / 30.07.2023

Die Deutsche Bahn macht Reklame (nicht Werbung, das ist etwas ganz anderes) für die Frachtsparte des Unternehmens s. ä. wie folgt: “Es heißt ja DIE Cargo!” Und, wollen wir raten, wie viele Frauen es bei der DER Cargo in Frachtbereich, wo also noch Körpereinsatz gefragt ist, verschlägt? Oder sind die Damen dann doch, übrigens wie die Masse ihrer meist bezopften männlichen Kollegen, im Bereich weitschweifiger Power-Point-Präsentationen zu finden?

Steffen Huebner / 30.07.2023

Friedensarmee. Kann alles so bleiben, wie ist. Gibt keinen Grund etwas zu ändern. Die Demographie gibt gar nicht mehr her. Der Autor beklagt die hübschen Blondinen anstelle von Nation und Werten in martialischen Posen Aber was soll man tun, beides ist weg, Nation und Werte verramscht, die Souveränität bei EU -  bald bei WHO. Schwerter zu Pflugscharen ist schon richtig so.

gerhard giesemann / 30.07.2023

Im Kriech isses wie im Kino: Hinten sind die besten Plätze, vorne flimmert’s. Und wer hockt schon da hinten? Na also. Posten schon vergeben. Der verständige Mann geht in keine Armee, in der sich Frauen befinden, in der Truppe. Das ist nämlich lebensgefährlich und mindert seine Überlebenschance erheblich. Selbst an der Gulaschkanone steh ich lieber selber ... . Herr Hauptfeld, ich bitte weiter rühren zu dürfen. Auch ein Panzer kann eine Gulaschkanone sein - da bist du eben selber das Gulasch. Schön durch ... . Frauen sind als Kriegsbeute geeignet und Krieg ist kein Gesellschaftsspiel für Emanzen. Wegtreten.

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