Peter Grimm / 17.07.2021 / 16:00 / Foto: Imago / 41 / Seite ausdrucken

Kanzlerinnengeburtstag

Angela Merkel hat heute Geburtstag. Nein, wir gratulieren hier nicht mit einer Eloge zum Kanzlerinnengeburtstag. Aber zwei kleine Schlaglichter auf ihren Ehrentag dürfen schon sein.

Angela Merkel hat heute Geburtstag. Ein Anlass, zu dem eine Bundeskanzlerin normalerweise mit vielen Gratulationen und Würdigungen bedacht wird. Keine Angst, wir wollen uns hier nicht in den Reigen der Kanzlerinnen-Geburtstags-Dichter einreihen. Aber da wir diesen Tag – es soll ja nach derzeitigem Stand ihr letzter Geburtstag in diesem Amte sein – nicht einfach kommentarlos verstreichen lassen wollen, werfen wir einen kurzen Blick auf die Ehrerbietung von einer Frau, die wahrscheinlich keinen von Merkels Vorgängern jemals so gepriesen hat. Geradezu in schwesterlicher Warmherzigkeit soll Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) die Verdienste von Angela Merkel aus Anlass des 67. Kanzlerinnengeburtstags gewürdigt haben, meldet dernewsticker.de.

„Angela Merkel hat meinen tiefen und ehrlichen Respekt und meine Anerkennung. Als erste Frau im Kanzlerinnenamt wurde sie zum Sinnbild für eine ganze Generation von Mädchen und jungen Frauen, dass Politik den Männern nicht alleine gehört", habe Roth der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) gesagt. Bevor ich anfange, trübsinnig darüber nachzudenken, wie Mädchen und junge Frauen wohl sein mögen, die sich Angela Merkel zu einem Sinnbild auserkoren haben und ob es sich dabei wirklich um eine ganze Generation handelt, kommen wir lieber gleich zu Claudia Roths Warnung. Ihr wird es offenbar unbehaglich bei dem Gedanken, dass jetzt ein Mann ins Kanzlerinnenamt einziehen könnte: „Nach 16 Jahren Angela Merkel spürt man bei einigen Männern in der Union geradezu ein Aufatmen, als könnten wir nun endlich zur guten alten Zeit zurückkehren", wird die Grünen-Politikerin zitiert.

Um Gottes Willen! Vielleicht noch zurück zu einer Zeit, in der Kanzler ihre Politik nicht plötzlich mal um 180 Grad drehten und das dann auch noch für „alternativlos“ erklärten? Wer garantiert nicht in eine solche Zeit zurück will, hat es ja bei der Bundestagswahl leicht, denn die einzige Kanzlerinnenkandidatin in diesem Rennen wäre nicht nur dazu in der Lage. Sie würde die bisherige Kanzlerinnen-Ansprache – inhaltliches Niveau, als rede sie mit kleinen Kindern und in sedierendem Tonfall – bestimmt origineller und unterhaltsamer gestalten. Leider kommt sie bislang im Wahlkampf kaum dazu, weil sie von finsteren Mächten immer wieder zum Nachbessern ihres Lebenslaufs und dem Nachmelden von Nebentätigkeiten genötigt wird.

Die Logik dieser Kanzlerin

Aber es geht heute am Kanzlerinnengeburtstag nicht um Annalena, sondern um Angela, die Jubilarin. Ihren Geburtstag, so erfuhr die geneigte Öffentlichkeit via Bild, werde sie nach der Rückkehr aus den USA in kleinem Kreise feiern. Die Bild-Kollegen haben ihr das offenbar vermiesen wollen, indem sie fragten, warum Angela Merkel beim Heimflug nicht noch einen Zwischenstopp in den Hochwasser-Katastrophengebieten mache. Ihrer Antwort konnte jeder vernünftig denkende Mensch sofort zustimmen. Bild schrieb:

WARUM zeigte sich die Kanzlerin nicht schleunigst vor Ort in den Flutgebieten zwischen Mosel und Sauerland?

Auf BILD-Anfrage hieß es aus dem Kanzleramt: Merkel habe „keine Kräfte binden wollen“, werde sich aber womöglich in den nächsten Tagen noch einen Überblick vor Ort verschaffen.

Richtig, warum muss beispielsweise der Bundespräsident jetzt irgendwo mit seiner Entourage herumlaufen, wo er eigentlich nur dringend notwendige Arbeiten behindert. So etwas würde, so musste man obige Zeilen doch verstehen, die Bundeskanzlerin jetzt nicht tun, sondern noch ein paar Tage warten, bis akute Gefahren abgewehrt sind.

Aber Angela Merkel wäre nicht sie selbst, wenn sie kurz darauf nicht diese Einsicht wieder in den Wind schlagen könnte. Warum auch? An seinem Geburtstag sollte sich niemand verstellen. Jedenfalls hieß es nur Stunden später, ebenfalls in Bild:

Einen Tag nach ihrem 67. Geburtstag wird sich die Bundeskanzlerin in dem besonders betroffenen Eifeldorf Schuld über die Ausmaße der Flutschäden informieren. Nach Angaben der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei wird die Kanzlerin von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (60, SPD) vor Ort begleitet.

Am Sonntag bindet sie natürlich viel weniger Kräfte, als am Samstag. Das entspricht der Logik dieser Kanzlerin. Damit wurde sie zum „Sinnbild“, wie Claudia Roth es vielleicht formulieren würde.

Foto: Imago

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Leserpost

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Peter Bernhardt / 17.07.2021

@Stephan Bender - Auf die Frage, ob Sigmund Freud auch den Nobelpreis verdiene?, antwortete er: “Ja, vielleicht, aber den für Literatur.” Julius Wagner-Jauregg, österreichischer Psychiater, erhielt 1927 den Nobelpreis für Medizin (

T. Schneegaß / 17.07.2021

Ich versuche, mir gerade vorzustellen, wie es in meinem ehemaligen, für mich nicht mehr existierenden Vaterland aussehen würde, wenn es diese Geburt nie gegeben hätte? Die Pille gab’s noch nicht, aber Kondome soviel ich weiß. Ist da was kaputt gegangen oder war das gar ein “Wunschkind”? Hat den Kasner keiner gewarnt?

Zdenek Wagner / 17.07.2021

Hätte die Flutkatastrophe vornehmlich Muslime getroffen, wetten Muddi wäre noch am selben Tag angereist?

Lilith Diess / 17.07.2021

Es gibt viele toughe Frauen, die erfolgreich Unternehmen leiten - und es gibt Studien die belegen, dass Frauen weniger Konkurse verursachen und über bessere Führungsqualitäten verfügen. Allerdings gehören weder Merkel noch Baerbock oder Roth oder von der Leyen in diese Kategorie. Leider haben diese inkompetenten Weiber es geschafft alle tüchtigen und kompetenten Frauen in Verruf zu bringen-Leider gibt es immer noch die Sippenhaft, wie man das auch immer mal aus (meist männlichen) Kommentaren herauslesen kann….

Kostas Aslanidis / 17.07.2021

Gefeiert sollte der Septembertag des Abtritts dieser Frau. Sie hat fuer ihre Auftraggeber gute Verdienste gebracht, die Buerger den Schaden.

G. Böhm / 17.07.2021

Also, wenn’s sein muß, an dieser Stelle der Jubilarin Gratulation und Glückwunsch zu den bisherigen Heldentaten, verbunden mit dem Wünsch nach bester Gesundheit, um auch weiterhin im Dienste der Hintergrund-Auftraggeber zum Großen Gelingen beitragen zu können. Möge die Jubilarin eine Professur an einer US-amerikanischen Elite-Universität erhalten, um nunmehr erneut auf den Pfaden der Wissenschaft das eigene Werk fortsetzen zu können. Greta und Annalena sind bestimmt bereits sehr erwartungsfroh, um von Frau Professor weiterhin betreut und beraten zu werden. In diesem Sinne tausend Gänseblümchen für das Geburtstagskind.

Bernd Ackermann / 17.07.2021

Frau Merkel hat also Geburtstag. Wie schön. Dank ihr werden viele Menschen nie wieder Geburtstag haben. Ist ihr doch egal, ob sie schuld ist. Kann es ja auch sein, zur Rechenschaft wird sie nie gezogen werden.

Jürgen Fischer / 17.07.2021

Seien Sie nicht so streng mit der armen Frau Merkel, Herr Grimm: sie will nur nicht am Samstag im Weg herumstehen, weil da schon der Bundesuhu herumsteht. Lieber nacheinander als gleichzeitig. Außerdem muss sie heute bestimmt ein Kaffeekränzchen mit Klaus Schwab und Bill Gates bewirten, da hat sie für so Profanes wie „Wir sind Schuld“ (in Anlehnung an „Je suis Charlie“) keine Zeit. Ansonsten ist Frau Merkel kein Sinn-, sondern ein Unsinnbild. Es wird Zeit, dass sie sich ein Paket grüne Seife kauft und hinrutscht, wo der Pfeffer wächst.

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