News-Redaktion / 05.07.2019 / 12:00 / Foto: Pixabay / 0 / Seite ausdrucken

Kampf um die Arktis

Der Klimawandel macht die Arktis zu einem zunehmend politisch umkämpften Gebiet. Das zurückweichende Meereis gibt Schifffahrtsrouten wie die Nordwestpassage und die Nordostpassage für den Welthandel frei, wertvolle Bodenschätze und neue Fischgründe können erschlossen werden. Die wachsende geostrategische Bedeutung des hohen Nordens zeichnete sich auch bei der jüngsten Tagung des sogenannten „Arktischen Rates“ im Mai ab. Bis vor kurzem beschäftigte sich das Organ, in dem die acht an die Arktis angrenzenden Staaten sowie ein halbes Dutzend indigener Völker aus Gebieten nördlich des Polarkreises vertreten sind, vor allem mit Kultur-, Umwelt- und Wissenschaftsfragen. Diesmal erregte allerdings der amerikanische Außenminister Mike Pompeo Aufmerksamkeit, als er die Arktis in seiner Rede als eine „globale Arena im Wettstreit um Macht“ bezeichnete.

Die USA müssen aufpassen, in dieser Auseinandersetzung nicht den Zug zu verpassen. Denn laut einem Bericht von „High North News“ fehlen ihnen schlicht und einfach die Eisbrecher, um in der Region Präsenz zu zeigen. Laut dem Arktis-Nachrichtenportal wurde erst einer von sechs geplanten Polar Security Cutter (PSC) Schiffen fertiggestellt, und dieser Eisbrecher der neuen Generation soll vor allem in der Antarktis eingesetzt werden. Erst ab 2025 oder 2027 werde die amerikanische Küstenwache drei PSC-Eisbrecher besitzen. Ganz anders sieht es in Russland aus. Dort ist im Mai der Eisbrecher „Ural“ vom Stapel gelassen worden – der dritte in einer neuen Serie leistungsfähiger Atomschiffe. Bis 2035 sollen vorrausichtlich 13 neue russische Eisbrecher den Betrieb aufnehmen, darunter neun mit atomarem Antrieb (Achgut.com berichtete).

Zu den Verlierern des neuen polaren Machtkampfs könnte auch Norwegen gehören. Seit 1925 verwaltet Norwegen die Inselgruppe Spitzbergen als internationales und demilitarisiertes Territorium. Lange stellten Norweger stabil den größten Anteil an der rund 2.500 Personen zählenden Bevölkerung. Sie lebten vor allem in dem Hauptort und Verwaltungszentrum Longyearbyen (ca. 2.100 Einwohner) und arbeiteten in der Kohleförderung. Hinzu kamen einige hundert russische Kohlekumpel in der kleinen Siedlung Barentsburg und dem mittlerweile aufgegebenen Pyramiden.

Wie die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) berichtet, haben die Reduktion des Kohlebergbaus sowie der gleichzeitige Ausbau von Aktivitäten in Forschung und Tourismus allerdings eine Verschiebung der demografischen Gewichte bewirkt. Innerhalb der letzten zehn Jahre sei der norwegische Bevölkerungsanteil von 70 auf 57 Prozent zurückgegangen. Insbesondere China nutze die Wissenschaft, um auf Spitzbergen Fuß zu fassen. Ihre Beteiligung an der internationalen Forschungsstation Ny-Alesund und anderen Projekten erlaube chinesischen Forschern, an Wissen zu gelangen, das auch für eine militärische Präsenz im hohen Norden nützlich sei.

Eine zu intensive Beschäftigung mit dem umstrittenen Spitzbergenvertrag und dem sich daraus ableitenden norwegischen Souveränitätsanspruch will die Regierung in Oslo laut NZZ unbedingt vermeiden. Bei jüngsten Besprechungen zur zukünftigen Strategie für Ny-Alesund sollen die Norweger daher versucht haben, die Arbeit der Station auf naturwissenschaftliche Forschung zu beschränken. Die Chinesen hätten jedoch darauf bestanden, dass auch gesellschafts- und rechtswissenschaftliche Fragestellungen Teil des Forschungsauftrags bleiben.

Siehe zum gleichen Thema auf Achgut.com: Alternative zum Suezkanal – mit atomarem Antrieb

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