In Amerika ist ein bislang unbekanntes Manuskript des englischen Philosophen und Aufklärungsdenkers John Locke (* 1632, † 1704) entdeckt worden. Nach Angaben des britischen „Guardian“ wurde der Text aus dem Jahr 1667-8 mit dem Titel „Gründe, Papisten in gleichem Maße wie andere zu tolerieren“ vom Locke-Experten J. C. Walmsley in einem Archiv des St. John’s College in Annapolis, Maryland entdeckt. Scans hätten die Authentizität des Dokuments bestätigt.
Locke ist vor allem für sein Werk „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ (1689) bekannt, das oft als Manifest für die liberale Demokratie und den Kapitalismus interpretiert wird. Weitere wichtige Texte sind „Eine Abhandlung über den menschlichen Verstand“ (1690), das als klassisches Werk empiristischer Erkenntnistheorie gilt, und der „Brief über die Toleranz“ (1689). In letzterem Text befasst sich Locke mit dem Problem der Konfessionen. Er billigt den Religionen das Recht zu, sich durch Praxis zu bewähren, ohne Verfolgung befürchten zu müssen, sofern sie nicht den Staat gefährdeten. Bei Katholiken erkannte Locke ein solches Gefährdungspotential, daher nahm er sie explizit von der religiösen Toleranz aus. Das nun entdeckte Manuskript zeigt, dass der Philosoph in jüngeren Jahren eine erheblich liberalere Haltung gegenüber den Anhängern des Papstes vertrat.