Die Stadt Weimar zeichnet sich spätestens seit Goethe und Schiller sowie nicht zuletzt seit der Machtübernahme durch die Nazis im Jahre 1930 und später der SED im Jahre 1949 durch eine innovative Kulturpolitik sowie durch eine ausgesprochene Weltoffenheit und Toleranz aus.
War Weimar bereits zu Zeiten Goethes und Schillers ein Zentrum der europäischen Geistesgeschichte, so knüpfte sie mit der großzügigen Aufnahme von KZ-Häftlingen aus aller Herren Länder in das KZ Buchenwald auf dem Ettersberg nach 1935 sowie der kostenlosen Beherbergung von DDR-Oppositionellen in dem gleichnamigen NKWD-Speziallager nach 1945 nahtlos an diese gute Tradition an.
Doch mit dem Projekt “Medinat Weimar” des israelischen Aktionskünstlers Ronen Eidelman scheint es mit der sprichwörtlichen Toleranz und Weltoffenheit der Weimarer nunmehr ein jähes Ende zu nehmen.
In Anlehnung an den offiziellen Staatsnamen “Medinat Israel” will der z. Zt. an der Weimarer Bauhaus-Universität tätige Eidelman mit seinem Projekt eine Idee des iranischen Staatspräsidenten Mahmoud Ahmadinedschad propagieren, der parallel zu seinen wiederholten atomaren Vernichtungsdrohungen gegen Israel die Idee einer Wiederansiedlung der einst von den Deutschen vertriebenen Juden bzw. Israelis auf deutschem bzw. österreichischen Territorium favorisiert hatte. Damit, so Ahmadinedschad, könnten Deutsche und Österreicher einen angemessenen Beitrag zur “Endlösung der Nahostfrage” leisten und die Palästinenser von den von Opfern zu Tätern mutierten Israelis und deren “Besatzungsherrschaft” befreien.
Wie wir wissen, fallen öffentliche Reaktionen auf Ahmadinedschads atomare Vernichtungsdrohungen Israel gegenüber hierzulande im Vergleich zu der Idee einer Wiederansiedlung der einst vertriebenen Juden in Deutschland eher gemäßigt aus. Daher ist es kaum verwunderlich, wenn sich jetzt die Stadt Weimar, die mittlerweile wiederum von dem früheren SED-OBM Germer regiert wird und die Weimarer Bauhaus-Universität, die vermutlichem einem akademischen Boykott des “Apartheidstaates Israel” zumindest in Teilen eher sympathisch gegenübersteht, nunmehr lautstark gegen Ronen Eidelman und sein Projekt empören, weil sie es vermutlich als ernsthafte Bedrohung der vielbeschworenen “deutsch-jüdischen Symbiose” vor möglichen “Fehlinterpretationen” bewahren wollen.
So heißt es z.B. in einer Erklärung des Rektorats:
“Als deutsche Universität sehen wir uns in der Pflicht, besondere Sorgfalt im Umgang mit allen Aspekten der deutsch-jüdischen Beziehungen zu pflegen und jegliche Fehldeutungen zu vermeiden!”
Was einst im Dritten Reich die sog. “Reichsschrifttumskammer” war, ist heute anscheinend das Rektorat der Weimarer Bauhaus-Universität, das sich anmaßt, darüber entscheiden zu können, wie weit die sprichwörtliche “Freiheit der Kunst” bei einem zugegebenermaßen provokativen israelischen Aktionskünstler wie Ronen Eidelman letztlich gehen darf.
Parallel hierzu diskutieren rechtsextreme Gruppen in Thüringen in einschlägigen Internetforen darüber, ob sie dem Projekt “Medinat Weimar” mit einer Demonstration vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar begegnen sollen.
Beiden gemeinsam ist, daß sie offenbar wenig von der “Freiheit der Kunst”, dafür um so mehr von der Idee Ahmadinedschads halten, ein zweiter atomarer Holocaust am jüdischen Volk könne womöglich die Schmach am ersten tilgen helfen und das deutsche Volk von seinem ewigen “Schulkomplex” entlasten, weshalb beide, sowohl Rektorat als auch Rechtsradikale es selbstverständlich nicht für notwendig erachten, gegen das eigentliche Problem, nämlich die atomare Aufrüstung des Irans, zu protestieren, sondern sich stattdessen über einen zugegebenermaßen provokativen jüdisch-israelischen Aktionskünstler zu empören.
Dagegen könnte der von Ronen Eidelman propagierte jüdische Staat auf thüringischem Boden, für den es mittlerweile sogar schon eine neue Nationalhymne gibt, in der Tat mehrere Probleme auf einmal lösen. Er könnte auf einen Schlag “das jüdische Trauma und die deutsche Schuld heilen und den Nahost-Konflikt lösen”, und auch die positiven wirtschaftlichen Folgen für die nach der Wende arg gebeutelte thüringische Wirtschaft wären sicher nicht von der Hand zu weisen.
Wann also werden nicht zuletzt das bislang uneinsichtige Rektorat der Weimarer Bauhaus-Universität und die Thüringer “Kameraden vom nationalen Widerstand” einsehen, daß selbst für sie “Medinat Weimar” die Lösung zahlreicher Probleme bereithält, als da wären die Beeendigung des auf die Dauer doch eher unerfreulichen Status als HARTZ-IV-Empfänger oder auch ein Ende des nur scheinbar bequemen Status als verbeamteter akademischer Nahost-Experte?
In diesem Sinne:
Gebt den Juden endlich die deutsche Kulturhauptstadt Weimar, das KZ Buchenwald, den Ettersberg und die Weimarer Bauhaus-Universität zurück.
Denn wie heißt es doch so schön über dem Eingangstor zum ehemaligen KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar:
“Jedem das Seine!”