Mir ist in diesem Zusammenhang noch ein Punkt aufgefallen, der auch diskussionswürdig ist. Sie sagen (kann ich selbst nicht nachprüfen), 3300 Studien würden die Unbedenklichkeit von Glyphosat aufzeigen. Eine Studie (IARC), soweit ich informiert bin, dagegen stuft den Stoff als potentiell krebserregend ein. Beim Thema Klimawandel wird durch den “Weltklimarat” behauptet, 6000 Studien seien ausgewertet worden, und die überwältigende Mehrheit käme zu dem Schluss, der Klimawandel sei menschengemacht. Ja, was denn nun ? Im einen Fall ist die Mehrheit der “Beweis” für die Richtigkeit der Behauptung, im anderen Fall zählt die Mehrheit nicht ?
Es gibt auf achgut.com mittlerweile mehrere Artikel, die darauf abzielen, die Gentechnik-Risiken runterzuspielen. Ich bin auch Biologin mir Schwerpunkt Molekulargenetik/Gentechnik. Ich sehe das nicht so locker flockig wie Sie, Prof. Szibor. Und die wissenschaftlichen Bewertungen der Gentechnik-Risiken wie es die Biologinnen Dr. Beatrix Tappeser (heute Staatssekretärin in Hessen) oder Prof. Dr. Regine Kollek vorgenommen haben, sind schon auf einem etwas anderen Niveau als dass, was Sie uns hier präsentieren. Bei der grünen Gentechnik sind Schädigungen der Gesundheit und der Umwelt durchaus zu diskutieren. Ferner, das große Problem mit der Gentechnik ist, sie ist zwar faszinierend, ohne Frage, aber sie ist nicht fehlertolerant „Fehler“ haben bei dieser Technik durchaus Katastrophenpotential und die Konsequenzen sind nicht mehr rückholbar. Wir sollten uns jenen Techniken zuwenden, die fehlertolerant sind und bei denen die Folgen für Mensch und Umwelt reversibel sind. Die Gentechnik erfüllt diese beiden Voraussetzungen nicht und das wissen Sie auch.
Eine kleine Bemerkung zu den Zahlen, anderenfalls ist der Beitrag von der Gegenseite leicht angreifbar. Zitat: “Die Grenzwerte, die in der Atemluft nicht überschritten werden dürfen, betragen auf Straßen 40 Mikrogramm je Kubikmeter. Sonderbarerweise dürfen an Arbeitsplätzen (wo man sich ja gewöhnlich viel länger aufhält), die Höchstwerte etwa 24 Mal höher sein und 950 Mikrogramm je Kubikmeter erreichen. So werden, wenn man z.B. an einem Adventskranz die vierte Kerze angezündet hat, die Stickoxidwerte im Wohnzimmer die für Straßen zugelassenen Werte überschritten haben.” Bei den 40 Mikrogramm/m³ im Straßenverkehr handelt es sich um den Durchschnittswert der letzten 365 Tage, dem Jahresmittelwert, bei den 950 Mikrogramm/m³ am Arbeitsplatz handelt es sich um die maximale Arbeitsplatzkonzentration, einem Momentanwert. Dieser Unterschied sollte bei einer sachlichen Diskussion nicht unerwähnt bleiben, da damit auch klar wird, die Adventskerzen sind ungefährlich.
@R. Nicolaisen: “daß Glyphosat ungiftig sei und “insektenschonend”, denn dadurch, daß es alle “Unkräuter” auf einem damit besprühten Feld vergiftet, nimmt es etlichen, häufig auf wenige Pflanzen spezialisierten Insekten die Nahrungsgrundlage und bringt sie so um. ” Glyphosat ist weniger toxisch als Koffein, Salz, Paracetamol, Vanillin und Vitamin D3. Und weniger toxisch als die Reinigungsmittel die in jedem Haushalt tagtäglich eingesetzt werden. Glyphosat ist eine Herbizid das auf ein Enzym einwirkt, dass weder bei Tier noch Mensch vorkommt: “Glyphosate is a herbicide, in other words, it is toxic to plants. Its target enzyme is not found in insects or other animals, so it is generally not very harmful to them – and as confirmed by a recent study, even direct sprays are not lethal to bees.” Eine wichtige Nahrungsgrundlage für Menschen ist Gemüse und Getreide. Der Mensch steht damit in Nahrungskonkurrenz mit vielen Tieren. Unkraut auf Felder ist ebenfalls ein Konkurrent für den Menschen, der im Unkraut keinen vollwertigen Ersatz für Getreide findet. Durch das Abholzen von Wäldern und Buschlandschaften (nein, Felder, die bis zum Horizont reichen sind keine natürlichen Landschaften) um dort Nahrungsmittel zu pflanzen wird der Fauna nicht nur Lebensraum entzogen sondern auch die Nahrungsgrundlage. Dazu kommt, dass diese gerodeten Flächen durch Umpflügen nicht mehr als Nahrungsgrundlage für Insekten, Vögel, Käfer, Würmer, Wild, dienen. Man bekommt manchmal den Eindruck, dass Glyphosat ein Nervengift ist, das durch Telepathie die Denkfähigkeit beeinflusst. Vielleicht stecken aber auch einfach Ignoranz und Faktenresistenz dahinter, wenn Aussagen wie “Oder sind Sie “spezieller” Bayer- bzw. Monsanto-Fan???” gemacht werden!
@R. Nicolaisen Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sollten wir aufhören Nutzpflanzen anzubauen, damit statt Lebensmittel für Menschen, Futter für Insekten wächst.
Ich musste auch mit Verwunderung, die geradezu Verherrlichung des Giftes Glyphosat, denn nichts anderes ist es, wahrnehmen. Ist es, Gutachten beiseide genommen, wirklich so unbedenklich wie in dem Bericht ausgeführt? Ich glaube nicht, denn warum werden viele Menschen krank durch den Umgang mit diesem Mittel? Es passiert ja nicht umgehend, aber durch den Langzeitgebrauch. Daher verstehe ich nicht die Bedenkenlosigkeit, wenn es keine Langzeitstudien darüber gibt, wie dieses Mittel sich auf Organismen über längere Zeit auswirkt. Ich muss nochmal betonen, sehr bedenklich diese Niederschrift.
Lieber Andreas Rühl, danke für Ihren Kommentar! Bin auch der Meinung, man muss an die Wurzel des Übels heran, wenn man dauerhaftes Umdenken anstoßen will. Rousseau, der “die Rückkehr zum angeblich idyllischen Naturzustand der Menschheit pries, hatte freilich keine Ahnung von der Vorgeschichte (die war noch nicht erforscht), und einen edlen “Wilden”, wie man damals sagte, hatte er nie gesehen…” ( aus Wolf Schneider : “Wir Neandertaler”) Und weiter: Unsere Vorfahren waren räuberische Jäger und brutale Krieger. “Ihr Leben war bestimmt von Flucht, Verfolgung, Angst und Aberglauben. So menschenfreundliche Sitten wie heute etwa in Neuseeland oder Dänemark hat die Erde vermutlich nie zuvor gesehen, und mit Grausen würden wir uns von jener Welt aus Wahn und blutigen Ritualen wenden, in der die Menschheit angefangen hat.” Das müssen wir uns immer wieder vergegenwärtigen. Dass der Mensch sich zu großartigen, friedlichen und demokratischen Zivilisationen aufgeschwungen hat, das ist seine Leistung, und sie ist nicht von allen Völkern gleichermaßen vollbracht worden. “Zurück zur Natur” wäre also ein vollkommen blödsinniges, undurchdacht einseitiges Motto, das aber viele Grüne auf den Lippen haben!
“Folge der Spur des Geldes” heißt es u.a. als Tip zur Aufklärung von Kriminalfällen. Als nächstes ist das Interesse/Nutzen dessen zu prüfen, der das Geld investiert hat. Natürlich kann ich auch fragen wer einen Nutzen von den Schäden hat, die hier mit solcher Politik angerichtet werden. Vermutlich die Geldspur auch hierhin führen. Warum wurde Monsanto verkauft? Oder besser ... an Bayer verkauft. Der Problemfall ist weg und ein erfolgreicher Wettbewerber hat eine schmutzige Weste, der Monanto-Dreck hat auch dessen weißen Medizinerkittel reif für den Sondermüll gemacht. Warum verfährt man so nicht mit anderen Autofirmen, warum gerade VW als erstes? Hat das etwa damit zu tun, dass man diesen sehr erfolgreichen Wettbewerber auf dem Weltmarkt nicht einfach übernehmen und kontrollieren kann, wie z.B. Opel? (Weil der Stimmanteil des Staates hier unabhängig vom Aktienanteil gilt?) Wahrscheinlich alles nur Koinzidenzen, die für Verschwörungstheorien genutzt werden!
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