Die Mehrheit der Deutschen hat kein Nationalbewusstsein, keinen Nationalstolz und kein Nationalgefühl, im Gegenteil. Das wird ja auch von Typen wie Steinmeier oder Merkel deutlich als schlecht gebrandmarkt. Das, was in allen anderen Staten Europas, ja, der Welt, normal ist, ist hierzulande unerwünscht: “Deutschland Du Stück Scheiße” (und die rotgrüne Roth mittendrin…). Auch unsere gewaltige, herrliche, einfühlsame, schwierige, komplizierte, ausdrucksstarke deutsche Sprache erfährt keine Würdigung und ist nichts, auf das man stolz sein dürfte. Befeuert durch die Politik (“einfache Sprache”, Lernziel “schreiben wie man hört”...) wertet man die Sprache Luthers, Goethes und so zahlreicher Wortakrobaten und Geistesgrößen als unwichtiges, straflos zu vergewaltigendes Überbleibsel aus alten Zeiten ab. Einem Germanisten dreht sich oft genug der Magen um, nein, er rotiert. Mir persönlich ist es, pardon, scheißegal, ob Englisch die drittmeist gesprochene Sprache weltweit ist. Ich verwende Englisch, wenn es angebracht ist oder kein deutscher Begriff dafür existiert (Blauzahn statt Bluetooth wäre recht ungewöhnlich). In F glaube ich darf offiziell kein fremdsprachiges Wort verwendet werden, wenn ein französischer Begriff existiert. Wer heute Stolz äußert über die Sprache, die Geschichte (1.000 - 12 Jahre), die Errungenschaften in Kultur und Wissenschaft - der ist einfach nur Nazi. Dann bin ich eben einer, Pfft!
home office bedeutet, dass ich eigentlich in mein Büro gehöre und nun mit dem firmeneigenen Laptop am Küchentisch sitze, oder gar auf der Bettkante Häusliches Arbeitszimmer bedeutet, dass ich, zumindest zeitweise, von zu Hause aus arbeite, und mir deshalb einen Raum entsprechend eingerichtet habe, der aber keinem anderen Zweck dient. Büro im Haus bedeutet entweder dass ich in dem Haus einige Räume als Büro vermietet habe, oder aber dass das Büro für das (meist) Handwerksunternehmen im Wohnhaus ist. Wenn die englisch Sprechenden für all das nur ein Wort haben, ist das ja nicht unser Problem. Im übrigen könnte man auch feststellen, dass gerade die Verwendung des Anglizismus zeigt, wie fremd und ungewöhnlich die derzeitige Situation ist.
„Man hat sie entweder an der Kehle oder zu Füßen“, wusste auch Winston Churchill.” Hinter den Kulissen des darniederliegenden Nationalbewusstseins der Deutschen liegen zwei vom Zaun gebrochene Weltkriege, bei denen man sich letztlich fast alle Staaten und Völker zu Feinden machte. Zwischen den Weltkriegen gab es als Kapitulationsgeschenk den Versailler Vertrag. Deutschland wurde in der europäischen Geschichte viel zu spät ein Zentralstaat. Als Bummelletzte in Europa wollte man mit überdrehtem Nationalbewusstsein und -stolz überholen ohne einzuholen (siehe die erste Kaiserzeit 1871-1918 sowie die zweite Kaiserzeit unter Adolf I. 1933-1945). Heute hat Deutschland weder Kultur- noch eine Staatsgeschichte, auf die man weitestgehend neutral zurückschauen kann. So ist das “zu Füßen [haben]” mit Anglizismen eine natürliche Reaktion, irgendwie anerkannt zu werden.
Endlich spricht es mal jemand an! Das völlig grundlose “Vermatschen” unserer Muttersprache geht mir schon seit Ewigkeiten auf die Nerven. Warum geht man “shoppen” und nicht einkaufen? Warum ist ein Ladengeschäft jetzt plötzlich ein “Store”? Seit wann muss ein Standort eine “Location” sein? Was soll die ganze Sch….? Am Schlimmsten ist die Werbung. Dort scheinen sich ganze “Hammelherden” von “Sprachverstümmlern” zu tummeln. Ich sehe darin weder eine Notwendigkeit, noch einen höheren Sinn. Darum habe ich seit Jahrzehnten die Werbung zu meinem “Erzfeind” erklärt. Ganz einfach weil sie nicht mehr zu ertragen ist und weil sie nervt. Seit längerer Zeit lasse ich auch Leute, die mich mit solch einem sprachlichen “Kauderwelsch” vollquatschen, einfach wortlos stehen und gehe weiter. Das mag unhöflich sein, aber ich finde es auch unhöflich mir gegenüber mit so einer deutschen “Sprachvergewaltigung” aufzutreten. Zumindest so lange ich im eigenen Land bin darf man auch deutsch reden, das ist keine Schande. Offenbar sind tatsächlich viele Deutsche, entweder zu doof deutsch zu sprechen, oder es sind wirklich nur noch Selbstverleugner, Duckmäuser und Arschkriecher. Ich habe nichts gegen Fremdwörter, aber das was heute so getrieben wird, ist einfach überflüssig und sinnentleert.
“Home Office” ist seit 1782 das britische Innenministerium
Interessanterweise lässt sich dieses Phänomen auch in der deutschsprachigen Schweiz beobachten und das nicht erst seit Corona. Zwar wirkt dort die Mundart stark identitätsstiftend, in Radio und Fernsehen werden alle Sendungen ausser der Nachrichten in ihr gesendet, aber ganz losgeworden ist man das ungeliebte Hochdeutsch bzw. Standardsprache dann doch nicht. Deutsch (Hochdeutsch bzw. Schriftsprache) ist dort im Allgemeinen unbeliebt, weshalb eher zu Anglizismen gegriffen wird. Diese wirken, wie die Mundart auch ,gegenüber dem und den Deutschen abgrenzend , sind aber auch der Schweizer Selbstpolitur dienlich. Die Deutschen hingegen möchten einfach mal wieder »dufte« sein und vor allem Weltoffenheit demonstrieren. Und das glauben sie mit dem Durchweben der Sprache mit Anglizismen, aber auch anderen Kostümierungen zu erreichen. Gut , es darf aber auch nicht vergessen werden, dass einige Generationen , zumindest in Westdeutschland, nach 1945 in erster Linie mit den negativen Aspekten der Deutschen Sprache konfrontiert wurden. Mir hat einmal ein Amerikaner nach einigen Gläsern Wein seine Assoziationen mit der Musik Herbert Grönemeyers preisgegeben und das war Jahre bevor jener diktieren wollte , wie eine Gesellschaft auszusehen hat.
Ich habe im sozialen Bereich mit der “Coaching”-Szene zu tun und kann nur immer wieder den Kopf darüber schütteln, welchen sprachlichen Blüten man dort begegnet. Die Suppe, die man damit offenbar aufwerten will, ist allerdings meistens sehr dünn und lediglich aufgewärmt.
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