Peter Grimm / 03.05.2018 / 15:13 / Foto: pixabay.de / 11 / Seite ausdrucken

Geographie gegen rechts

Das Institut für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg kommt aufgrund engagierter Forschung selbstredend auch zu Erkenntnissen, die die Welt zu einem besseren Ort machen können. Beispielsweise hat es Mitarbeitern des Instituts offenbar keine Ruhe gelassen, dass sich ihr Haus vielleicht nicht hinreichend am Kampf gegen rechts beteiligt haben könnte. Auf den Webseiten des Instituts heißt es daher:

„Im Kontext von Pegida, Wahlerfolgen rechter Parteien, dem Bedeutungsgewinn neurechter Publikationen, der Diskussion um einen Rechtsruck in Deutschland und Europa, bis zu neonazistischer Militanz beschäftigt sich in den letzten Jahren auch die Geographie mit Fragen von Nation, Nationalismus und rechten Bewegungen. Die Verbindung von Volk, Nation und Raum ist seit jeher konstitutives Element der Rechten (und der klassischen Politischen Geographie), dient ihr als Argument für rassistische, völkisch-nationale und autoritäre Politiken und leitet häufig ihre sozialräumlichen Praktiken an. Seit einigen Jahren erreicht die Neue Rechte damit wieder verstärkt die öffentliche Aufmerksamkeit. Sie knüpft an bestehenden Traditionen an, macht rechte Argumentationen wieder deutlich sichtbarer, konstituiert sich aber unter den gesellschaftlichen Umständen auch im Kontrast zu den klassischen Formen rechter Bewegungen.“

Wir lernen also, dass die klassische Politische Geographie von „rechts“ genutzt werden kann, was selbstredend nicht hinnehmbar ist. Deshalb laden die Erlanger Geographen am 3. und 4. Mai 2018 zu einem Workshop an die Universität ein.

Es ist ein interessantes Programm, das viel darüber verrät, an welchen Fronten der deutsche Wissenschaftler heutzutage „gegen rechts“ kämpft, deshalb sei es hier in Gänze dokumentiert:

Donnerstag 03.05.2018

13.00 Begrüßung und Einstiegsdiskussion: Die neue Rechte als Thema für die Politische Geographie

14.00-16.00 Raum im Diskurs der (neuen) Rechten

  • Paul Reuber: Die Dekonstruktion „rechter“ Weltbilder als Aufgabe der Politischen Geographie
  • Tobias Schopper: Diskursproduktion der extremen Rechten am Beispiel der Identitären Bewegung
  • Tobias Boos, Simon Runkel: „Man wird doch wohl noch philosophieren dürfen…“: Kritische Überlegungen zur denkwürdigen Raumphilosophie von Peter Sloterdijk
  • Edgar Wunder: Von Huntington zu Trump: Kontinuität und Struktur neurechter Ideologeme

16.30-18.00 Politiken und Praktiken

  • Kristine Beurskens, Judith Miggelbrink: Aus Unsicherheit zur Bürgerwehr? Populismus und die deutsch-polnische Grenze
  • Ross Berveridge, Mattias Naumann: Rechtspopulismus als Antipolitik? Konzeptionelle Überlegungen und empirische Beobachtungen
  • Jonathan Everts: Soziale Ungleichheit: Voraussetzung für den Aufstieg der Neuen Rechten in Europa?

18:00 Diskussion: Mit Rechten reden?

Freitag 04.05.2018

09.30-11.30 The Right and the City

  • Daniel Mullis: Der Aufstieg der Rechten. Auch eine urbane Frage?
  • Anne Burkhardt, Peter Bescherer: Populistische Momente in stadtpolitischen Konflikten
  • Thomas Bürk: Warum Heilbronn? AfD und Neue Rechte in einer westdeutschen Großstadt
  • Alexander Thom, Valentin Domann: Zwischen Homezoning und Eroberungsszenarien – Die Neue Rechte in Westberlin

12.30-14.30 Gegenstrategien

  • Bernd Belina: Wo wählt rechts? Zur Geographie der Bundestagswahl 2017
  • Klaus Geiselhart: Kritik in Zeiten von Fake News, alternativen Fakten und Filter Bubbles. Oppostion und Mediation als sozio-politische Haltungen
  • Jonas Lendl: „Wir werden das Urteil nicht anerkennen“ – Nichtstaatliches Gedenken an die Opfer des NSU
  • Gruppe Antithese: Erinnerungsprojekt „Shlomo Lewin und Frida Poeschke“

14.30-15.30 Abschlussdiskussion

Welch eine Vielfalt, die uns deutsche Geographen hier eröffnen.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

Foto: pixabay.de

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Leserpost

netiquette:

A. Wehrmann / 03.05.2018

Also eine Genderdebatte zu diesem Thema hätte ich ja noch verstanden. Das Analognavi in älteren Autos - “das andere links”, “da hätten wir abbiegen müssen”, “mach dir eine Männerstimme ins Navi, Du hörst ja nicht auf Frauenstimmen” - hört ja gewöhnlich auf den Namen der besten Ehefrau von allen. Aber Geografie gegen rechts ?

Gabriele Schulze / 03.05.2018

Was täten die Damen und Herren nur ohne die sog. Rechten - größtenteils ehemalige Mitte? Vor Langeweile die Welt nochmal vermessen? Das ist doch schon schwerst obsessiv. Erinnert mich an die Zeiten, wo man das “Kapital” und den “Imperialismus” als Dauerbedrohung beschwor - nur daß die Uni aufgrund der Hunderte bunter Plakate lustiger aussah. Was kommt dann dabei heraus? Geographische Kernkompetenz wohl eher nicht, dafür dann politische Karrieren. Bei rechtzeitigem Studienabbruch.

Eva-Maria von Hauff / 03.05.2018

Waren das noch Zeiten, als Geographen nur Dreck an den Stiefeln hatten!

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