Der Theaterregisseur Frank Castorf hat in einem Interview mit dem Spiegel (Allein die Überschrift ist schön: "Ich möchte mir von Frau Merkel nicht sagen lassen, dass ich mir die Hände waschen muss") zum dekretierten Corona-Notstand:
„Wenn das Robert Koch-Institut klar sagen könnte, dass wir ohne drakonische Maßnahmen in wenigen Wochen 600.000 bis 1,5 Millionen Tote hätten, würde ich sofort einsehen, dass wir einen Ausnahmezustand haben. Aber angesichts der jetzigen Sterblichkeitsrate und der Zahl von bisher weniger als 6000 Corona-Toten sage ich: Es ist immer traurig, wenn ein Mensch stirbt, auch ein alter Mensch. Aber es ist der Lauf der Dinge, den wir akzeptieren müssen. Wir sind mit dem Tod geboren, das ist eine philosophische Plattitüde. Das Theater ist dafür da, daran zu erinnern, dass wir den Tod nicht abschaffen können. Es macht uns klar: Die Welt wird irgendwann das Zeitliche segnen. Das ist traurig. Aber es wird passieren. Das Problem ist, dass wir in einer Welt leben, die glaubt, dass sie unsterblich sei. Die Unsterblichkeit ist unsere praktizierte Religion. Theater besteht auch darin, dass man mit dem Tod umgeht und nicht mit der Verwaltung der Gegenwart. So wie zu Zeiten der DDR von der Politik die sozialistische Menschengemeinschaft propagiert wurde, wird heute die gesellschaftliche Pflicht zur Rettung vor dem Tod propagiert.“
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