Die ganze Welt redet über die verheerenden Buschbrände, die derzeit in Australien wüten. Nach aktuellem Stand haben sie 27 Menschen das Leben gekostet, mehr als 2500 Gebäude zerstört und rund 8,4 Millionen Hektar verbrannt. Auslöser sind ein außergewöhnlich warmer Sommer und wohl auch gezielte Brandstiftung. Inwiefern Veränderungen beim Gefahrenmanagement – insbesondere die Verringerung der kontrollierten Brände und der prophylaktischen Auslichtung der Vegetation – zur Schwere der aktuellen Situation beigetragen haben, ist umstritten, und wird in der australischen Politik kontrovers diskutiert.
Die Buschfeuersaison 2019/2020 wird von Journalisten oft als „beispiellos“ in der Geschichte Australiens bezeichnet. Doch es gibt gute Gründe, diese Wortwahl zu hinterfragen. So war vor zehn Jahren, bei den sogenannten „Black Saturday“ Buschfeuern im Bundesstaat Victoria im Februar 2009, die Zahl der bestätigten Todesopfer viel höher (173). Das Ausmaß der aktuellen Feuer ist mit 8,4 Millionen Hektar zwar sehr groß. Doch im Jahr 1851 verbrannten bei den sogenannten „Black Thursday“ Buschfeuern rund 5 Millionen Hektar in Victoria, und am 13. Januar 1939 (dem sogenannten „Black Friday“) brannte innerhalb eines einzigen Tages eine Fläche von rund 2 Millionen Hektar, und es wurden 3700 Gebäude zerstört. Wie heute wurde die Flugasche bis nach Neuseeland getragen.
Ist der aktuelle Sommer der wärmste in der Geschichte Australiens? Auch das ist umstritten. Die australische Biologin Dr. Jennifer Marohasy weist auf ihrem Blog darauf hin, dass der Sommer 1938/1939 wahrscheinlich wärmer war. Aufzeichnungen aus dem ländlichen Victoria zeigten für diesen Sommer Durchschnittstemperaturen, die gut zwei Grad Celsius über allen Werten seien, die bis 1998 gemessen wurden (in diesem Jahr führte die australische Meteorologie-Behörde elektronische Messsonden ein und schaffte die Quecksilberthermometer ab, seitdem sind die Daten nicht mehr vergleichbar).
Der höchste jemals gemessene Einzel-Temperaturwert in der Geschichte Australiens ist ein strittiges Thema. Am 16. Januar 1889 wurden in der Kleinstadt Cloncurry (Bundesstaat Queensland) 53,1 Grad Celsius gemessen. Allerdings stand das Thermometer nicht in einer Thermometerhütte. Als zuverlässiger gilt eine Messung vom 3. Januar 1909. Da wurden am Postamt von Bourke (New South Wales) 51,7 Grad Celsius gemessen, und zwar mit standardisierten Methoden, also einem Quecksilberthermometer in einer Thermometerhütte. In jedem Fall fallen beide Messungen in eine Ära, in der noch niemand etwas von einer „Klimakrise“ oder einem „Klimanotstand“ gehört hatte.