Peter Grimm / 11.11.2016 / 19:00 / 1 / Seite ausdrucken

„Eure Trauer ist unsere Freude“

So langsam gewöhnt man sich daran: Seit Mittwochmorgen gibt es kaum einen Deutschen guter Gesinnung, der nicht täglich seiner Betroffenheit, seinen Ängsten oder seiner Trauer darüber Ausdruck verleiht, dass die Mehrheit der US-amerikanischen Wähler allen guten Ratschlägen zum Trotz einfach den falschen Präsidenten gewählt hat. Wäre es nicht etwas zu platt, dann könnte man jetzt kalauern, dass ja passenderweise der Volkstrauertag vor der Tür steht. Aber das wäre unpassend, beinahe gemein, gerade gegenüber trauernden Linken. Der Volkstrauertag ist nämlich insbesondere für die Genossen von der Antifa eine nicht hinnehmbare Provokation, die einer schlagkräftigen „antifaschistischen Kampagne“ bedarf. Der Volkstrauertag muss abgeschafft werden. Warum das so ist? Das liegt doch auf der Hand:

„Jedes Jahr gilt an diesem Tag das allgemeine Tanzverbot. Dieses Verbot, was sich gegen öffentlichen Tanz und musikalische Darbietungen richtet, ist lediglich die Fortsetzung dessen, was bereits im Ersten und Zweiten Weltkrieg in Deutschland gang und gäbe war. Wenn die Deutschen um ihre von den Alliierten im Kampf gegen Deutschlands Expansion getöteten Streitkräfte trauern, versteht man keinen Spaß. Vom strammen Kameradschaftsnazi, über die CDU bis hin zur Linkspartei, welche sich vor einigen Jahren noch dazu berufen fühlte das Tanzverbot am Volkstrauertag zu kippen, gedenkt man unterschiedslos deutschen Soldaten, alliierten Streitkräften und Opfern von ‘Gewaltherrschaft’. Vom einstigen Willen das Tanzverbot zu kippen bleibt nichts mehr, wenn Bodo Ramelow umgeben von traurigen und bestürzten Bundeswehrgesichtern über die Toten trauert, die einst in die Welt zogen, um Deutschland ‘great again’ zu machen.

Das Tanzverbot steht dabei nicht nur in der deutschen Tradition aus beiden Weltkriegen, sondern stößt auch heute noch auf offene Ohren. Die Zeremonien der Neonazis zu ihrem Heldengedenken werden nicht durch feiernde oder tanzende Menschen gestört, stattdessen dürfen sie sich darüber freuen, dass, egal ob in Friedrichroda, Gotha, Erfurt oder Suhl, das deutsche Volk mit ihnen Trübsal bläst. Das Tanzverbot ist dabei nur ein Teil der deutschen Gedenkpolitik, die mit ihrer Verhöhnung der Opfer der deutschen Vernichtungspraxis, sowie der Kämpfer gegen eben jenes faschistische Deutschland durch ihre Gleichsetzung am Volkstrauertag sichtbar wird. Der Kampf gegen den Volkstrauertag und seine Verfechter ist also ein Kampf gegen das Vergessen, gegen die deutsche Version von Versöhnung. Für uns ist die Zerschlagung Deutschlands und seiner Vernichtungstruppen kein Grund zum Trauern, sondern viel mehr einer der wenigen Momente in der Geschichte, die es zu feiern gilt. Deshalb heißt es auch dieses Jahr wieder: Volkstrauertag abschaffen! Gegen den deutschen Opfermythos und NS-Verherrlichung! Eure Trauer bedeutet unsere Freude!“

Noch Fragen? Vielleicht wollen Sie jetzt wissen, wo Sie Ihren politisch-korrekten Gedenktanz aufführen können, weil Sie doch auch alles richtig machen wollen? Am Samstag um 18 Uhr lädt die Antifa zur Nachttanzdemo nach Erfurt. Und wenn Sie am eigentlichen Volkstrauertag noch nichts vorhaben und gegen den Volkstrauertag demonstrieren wollen, so können Sie das um 16 Uhr in Friedrichroda gegenüber dem REWE-Parkplatz.

Statt nun also nur wegen der Trump-Wahl zu trauern, kann der wohlmeinende Deutsche zur Trauerbewältigung an diesem Wochenende den Volkstrauertag bekämpfen. Danach wird die Welt bestimmt besser. Doch was machen wir eine Woche später? Könnten wir da nicht auch noch etwas gegen den Totensonntag tun?

Alle Zitate aus: http://volkstrauertag-abschaffen.tk/

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Jacke Berger / 12.11.2016

Die Deutschen haben keine Angst vor dem nächsten Machetenangriff in einem Zug, oder vor dem nächsten Bombenattentat mit möglicherweise mehreren Toten.Die interessiert nicht wie viele Milliarden die Flüchtlinge kosten werden. Die machen sich auch keine Gedanken wie viele deutsche Generationen die “Rettung Griechenland” abzahlen werden. Aber sie haben Angst vor einem demokratisch vor ca. 100 Millionen Amerikaner gewählten US- Präsidenten. Amüsantes Volk.

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