Den demokratisch verfassten Nanny-Staat hat Alexis de Tocqueville (1805-1859) schon heraufkommen sehen und hat ihn im einzelnen beschrieben. Das folgende Beispiel ist entnommen seinem Werk „Über die Demokratie in Amerika“, S. 343 der Reclam-Ausgabe von 1985. „Ich bin der Ansicht, die Art der Unterdrückung, die den demokratischen Völkern droht, wird mit nichts, was ihr in der Welt vorausging, zu vergleichen sein; ... die alten Begriffe Despotismus und Tyrannei passen nicht….. ... Über diesen Bürgern erhebt sich eine gewaltige Vormundschaftsgewalt, die es allein übernimmt, ihr Behagen sicherzustellen und über ihr Schicksal zu wachen. Sie ist absolut, ins einzelne gehend, pünktlich, vorausschauend und milde. Sie würde der väterlichen Gewalt gleichen, hätte sie - wie diese - die Vorbereitung der Menschen auf das Mannesalter zum Ziel; sie sucht aber, im Gegenteil, die Menschen unwiderruflich in der Kindheit festzuhalten… Auf diese Weise macht sie den Gebrauch des freien Willens immer überflüssiger und seltener, beschränkt die Willensbetätigung auf ein immer kleineres Feld und entwöhnt jeden Bürger allmählich der freien Selbstbestimmung. .. So breitet der Souverän, nachdem er jeden Einzelnen der Reihe nach in seine gewaltigen Hände genommen und nach Belieben umgestaltet hat, seine Arme über die Gesellschaft als Ganzes; er bedeckt ihre Oberfläche mit einem Netz kleiner, verwickelter, enger und einheitlicher Regeln…; er bricht den Willen nicht, sondern er schwächt, beugt und leitet ihn; er zwingt selten zum Handeln, steht vielmehr ständig dem Handeln im Wege; er zerstört nicht, er hindert die Entstehung; er tyrannisiert nicht, er belästigt, bedrängt, entkräftet, schwächt, verdummt und bringt jede Nation schließlich dahin, daß sie nur noch eine Herde furchtsamer und geschäftiger Tiere ist, deren Hirte die Regierung.“
Dieser Kommentar spricht mir aus der Seele. Daher bin ich gespannt auf die Ergebnisse der EU-Wahl. Der BfN hat schon 2005 ein 43 Seiten PDF ins Internet gestellt mit dem Titel “Gebietsfremde Arten”. Die EU hat dieses Thema, vor Wochen, auf ihre Fahne geschrieben. Die spannende Frage ist, ob für die EU und andere, das Thema “Gebietsfremde Arten” nicht nur für Fauna und Flora zur Diskussion steht, sondern auch für den Home sapiens? Oder kann diese “EU” losgelöst von allen Bedenken, die Gesetzmäßigkeit der Evulation außer Kraft setzen, weil sich die Führungsspitze in den Begriff “Multikulturalismus” verliebt habt, da man glaubt, unterschiedliche Ethien kann man tauschen wie ein Hemd. Wer sich einmal mit diesem Schlagwort “Multikulturalismus” näher beschäftigen will, sollte mal seinen Blick in die heutige Spannungsgebiete lenken und schauen, was da so abgeht zwischen den unterschiedlichsten Gesellschaftsstrukturen, Lebensformen und Religionen und sich die Frage stellen; ob das für uns auch so erstrebenswert ist. Ein tiefer Einblick in die indische Gesellschaftsstrukturen wäre u.a. ein gutes Beispiel dafür, ebenso die Frage, warum hat sich Pakistan damals von Indien getrennt? Nebenbei gesprochen; “Multikulturalismus” steht hier für “parallel” und heißt “nicht gemeinsam”. Diesen kleinen Unterschied mit großen Auswirkungen sollte man nicht außer acht lassen und viele spüren das auch mittlerweile im täglichen Leben. Beispiele finden Sie in fast allen westeuropäischen Staaten mit den unterschiedlichsten Ausprägungen. Wer die Stimmung in der EU abhört, vernimmt ein deutliches Grummeln in vielen Ländern, die sich von der EU gegängelt fühlen. In diesem “Multikulturalismus” ist wenig Wachstumspotential, da viel Energie benötigt wird, für die Austarierung der unterschiedlichen Interessen und Pflege der Andersartigkeit. Es kann daher nicht zusammen wachsen, was nicht zusammen gehört. Hier haben die Schweizer Flagge gezeigt, da sie ihr Selbstbestimmungsrecht nicht auf dem Altar der EU opfern wollen. Oder, fragen Sie mal ein Aquariumbesitzer, der sein Hobby liebt, ob er jeden Fisch in sein Bassin lassen kann. Es sei denn, Kollateralschäden sind im egal.
Sehr geehrter Herr Dr. Weimar, guter Artikel - klasse Analyse! ... bis auf den Vergleich des agierenden Staates mit einem Unteroffizier. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass gerade unsere 18 - 25 jährigen Frauen und Männer, die sich für einen Dienst in den Streitkräften entschieden haben, dies auch aus einem besonderen Verantwortungsbewusstsein gegenüber unserem Staat getan haben. Im Bewusstsein in einem friedlichen Europa leben zu “dürfen” nehmen sie ihre Rolle als verantworlicher Bürger an. ... damit unterscheiden sich die Unteroffiziere nach m.E. deutlich von den von Ihnen beschriebenen Nutznießern und Ausbeutern des Staates. Mit freundlichen Grüßen
Die Roth hat kürzlich geäußert, dass Europa Aserbeidschan einschließen solle. Größenwahn? Statt Großdeutschland Großbabel? Entwurzelte wie die Roth fühlen sich nur unter ihresgleichen wohl. Keine Heimat für alle.
Perfekte Analyse, Herr Weimer, vielen Dank. Genaugenommen richtet sich der Unmut bzw. die Wut der nicht mehr “korrekt” links-rot-grün-schwarz wählenden Menschen sich nicht nur gegen die von Ihnen genannten Zustände, sondern gegen alles, was vom Blockparteien-Einheitsbrei seit langem ignoriert oder als nicht vorhanden erklärt wurde und wird.
Europa schafft sich selber ab ... bin gerade auf ein 4 Jahre altes Interview gestoßen; trotz dieser Zeitspanne hat es an Aktualität nichts verloren, im Gegenteil: Henryk M. Broder interviewt Thilo Sarrazin “Es war ein langer und lauter Furz” Was ist so schlimm daran, wenn sich Deutschland selbst abschafft? Und was antwortet Thilo Sarrazin seinen Kritikern? Henryk M. Broder hat für die taz nachgefragt. Das Interview in ganzer Länge taz online - “Henryk M. Broder interviewt Thilo Sarrazin ‘Es war ein langer und lauter Furz’ “
Danke für diese vorzügliche und zutreffende Analyse !
Ich wähle die Partei, die den Slogan von Victoria Nuland am besten repräsentiert.
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