...stimmt nicht? Stimmt doch. Auch wenn das gegen die Wahrnehmung verstößt. Der Januar 2010 stellte einen Wärmerekord auf, das sagen die Satelliten-Messungen. Die Aufzeichnungen der Satelliten gelten als die zuverlässigsten Daten und werden auch von skeptischen Wissenschaftlern den oft fehlerhaften Messungen am Boden vorgezogen. Satelliten-Messungen gibt es seit gut 30 Jahren. Der Januar war im globalen Durchschnitt besonders warm. Da beißt die Maus keinen Faden ab - und da spricht auch Climategate nicht dagegen. Roy Spencer, der die Satellitendaten der Nasa ermittelt (und in Sachen Klima-Hysterie zu den skeptischen und besonnenen Stimmen zählt) sagt: „Sorry, folks, we don’t make the climate…we just report it.“ (Das sollte man sich auch im Weltklimarat mal hinter die Ohren schreiben)
Wie kommt der heftige Januar-Sprung (plus 0,7 Grad) gegenüber dem langjährigen Durchschnitt zustande, obwohl doch von Sibirien über Europa bis Nordamerika überall Rekordwinter mit Extremkälte zu verzeichnen waren? Zunächst einmal besteht die Welt nicht nur aus einer Nordhalbkugel, sondern auch aus einer Südhalbkugel und da ist jetzt Hochsommer. Vor allem aber besteht die Welt nicht nur aus Landmassen, sondern überwiegend aus Meeren. Und während bei uns beispielsweise aufgrund der Strömungslage die kalten Luftmassen über dem Land gefangen waren, war es über dem Wasser vielerorts überdurchschnittlich warm.
Besonders im pazifischen Raum, wo sich die in diesem Jahr die zyklische warme Meeresströmung El Niño ausgesprochen heftig ausbreitete (ein natürliches Phänomen). Ob 2010 ein besonders warmes Jahr wird - oder ob die Temperaturen im Laufe der Monate wieder stark zurückgehen (wie in solchen Fällen schon öfter), kann niemand vorhersagen.
Bei dieser Gelegenheit sei auch noch einmal auf das Wesen der so genannten „Globaltemperatur“ (von der hier die Rede ist) hingewiesen. Die Globaltemperatur ist ein statistisches Artefakt, das nirgendwo tatsächlich herrscht. Sie wird mit Satelliten, aber auch mit herkömmlichen Methoden gemessen (Das IPCC verlässt sich auf die unzuverlässigeren Land-Messungen, sie fallen in der Regel etwas wärmer aus). Um den Globus herum stehen einige tausend Messstellen an Land und auf Schiffen zur Verfügung. Jede Station errechnet aus mehreren Messungen über 24 Stunden eine durchschnittliche Tagestemperatur, aus der wird dann über 365 Tage die Jahresmitteltemperatur generiert. Die Werte von Nord- und Südhalbkugel, auf dem Land und auf dem Meer, werden zusammengenommen und wiederum gemittelt. Heraus kommt die Globaltemperatur. Sie lässt sich mit dem globalen Durchschnittseinkommen vergleichen, das ja auch niemand wirklich bezieht. Beide Größen sind für die Wissenschaft hilfreich, um grundsätzliche Entwicklungen auf dem Planeten darzustellen (nur haben sie mit dem konkreten Leben der Menschen nicht unbedingt viel zu tun).
Viele Wissenschaftler halten die durchschnittliche globale Lufttemperatur aber noch aus einem anderen Grund für wenig aussagekräftig. Weil in den Ozeanen sehr, sehr viel mehr Wärme gespeichert ist als in der Luft, hält beispielsweise der Klimaforscher Roger Pielke die Temperaturmischung in den Weltmeeren in Sachen Klima für sehr viel aussagekräftiger als die in der Atmosphäre, schließlich ist die Erde ein Wasserplanet. (“The spatial pattern of ocean heat content change is the appropriate metric to assess climate system heat changes including global warming”). Alleine in den obersten drei Metern der Meere ist so viel Wärme enthalten wie in der darüber liegenden Luftsäule bis in 100 Kilometern Höhe.
Hinter der Auseinandersetzung stehen zwei sehr unterschiedliche Philosophien. Auf der einen Seite arbeiten häufig Physiker und Mathematiker , die das Klima numerisch beschreiben und in ihre globalen Computerkreislaufmodelle eingeben. Sie beherrschen derzeit den Klimadiskurs und beobachten vor allem die durchschnittliche Betriebstemperatur der thermodynamischen Maschine. Solange die eingefangene Sonnenenergie die Erde auch wieder verlässt bleibt die Temperatur stabil - und wenn dies nicht der Fall ist, dann leuchtet die rote Warnlampe auf. Auf der anderen Seite argumentieren häufig Meteorologen und Geologen, die eine andere Konzeption verfolgen. Sie beobachten die Einzelteile der Maschine und weisen darauf hin, dass die durchschnittliche Betriebstemperatur nicht allzu viel über eventuelle Motorstörungen verrate. Mit den Modellen könne man zwar Korrelationen zwischen statistischen Mittelwerten herstellen, nicht aber Ursache und Wirkung eines Prozesses auseinanderhalten.
Es sei praxisfremd und bringe wenig Erkenntnisgewinn, so argumentieren sie, die verschiedenen Klimata auf der Welt in einen Topf zu werfen und ein fiktives Globalklima daraus zu machen. Anstatt von einem artifiziellen Durchschnittsklima auf regionale Veränderungen rückzuschließen, solle man genau umgekehrt vorgehen. Eine intensivere Erforschung der je nach Region unterschiedlichen Klimaten (und der jeweiligen Einflüsse darauf) sei für die Menschen viel wichtiger (siehe diesen Winter) - und erlaube darüber hinaus auch eine zuverlässigere Einschätzung des globalen Wandels.