McCoy Tyner ist für mich einer der Jazz-Helden, die beweisen, dass Jazz nicht die Musik alter Männer für alte Männer ist. Meine Inititiation für den Jazz fand bei mir schon in sehr jungen Jahren statt durch einen Nachbarn, der mir eine Geige schenkte, die er selbst gebaut hatte. Er besaß bereits in den 50-er/60-er Jahren eine “Musiktruhe”, die Schelllackplatten würdige Geltung verschaffte und hatte aus heutiger Sicht einen exzellenten Geschmack und ebenso exzellente “Westbeziehungen”, denn die aktuellen Platten des damals noch jungen McCoy Tyner drehten sich auf seinem Plattenteller und erbrachten den Beweis, dass es durchaus jungen Jazz gibt. “Inception” (Impulse! 1962) spielte Tyner immerhin im Alter von 24 Jahren ein! Begeistert und neidlos darf man anerkennen, dass Jazzmusiker “nachhaltig” sind und es deshalb nicht wundert, dass McCoy Tyner 2012, also 74-jährig, noch lieferte und begeistern konnte. Dank an Archi W. Bechlenberg für diese Hommage!
Ein Jammer! Aber ein erfülltes Leben, einer der ganz Großen geht. Ich wußte gar nicht, daß Sie Musik mögen, Herr Bechlenberg! Also ich meine jetzt, Musik!! Danke. R.I.P.
Am Donnerstag war ich mit Freunden zum Essen beim Spanier. Nette Runde und ich erzählte, dass ich Tickets für Chick Corea in der Elbphilharmonie für Ende dieses Monats habe (findet hoffentlich statt). Die Augen der Freunde sagten mir – wie das leider immer so ist - „bitte wer?“. Meine Erklärung: Der gehört neben Keith Jarrett und McCoy Tyner zu den drei bedeutendsten lebenden Jazz-Pianisten. Am nächsten Tag hörte, McCoy Tyner sei gestorben. Sein Pianospiel auf dem Stück des gleichnamigen – unvergleichlichen Albums – „My Favorite Things“ ist einfach atemberaubend und mitreißend und hat mich, als ich es vor vielen, vielen Jahren erstmals hörte, in meiner Musikliebe auf ein höheres Level katapultiert. Ich meine, er spielt Cluster und nicht Akkorde (bin kein Musiktheoretiker – sorry, wenn ich Blödsinn schreibe, aber der Musikverständige weiß, was ich meine). In etwa „klong, klong, ... klong, kling, klong” - irgendwie rhythmisch faszinierend gesetzt. Liest sich saudoof, ist beim Hören aber zum Heulen schön.
Schade wenn die Grossen gehen. Er spielte Inside-Outside unvergleichlich, als die Allermeisten noch nicht einmal den Begriff kannten.
Sehr geehrter Herr Bechlenberg, mein zweiter Kommentar heute. Es ist immer wieder schön, nur leider zu selten, von Ihnen zu lesen. Momentan läuft bei mir “Double Trios” von McCoy Tyner. Vier Titel akustisch und vier elektrisch. Im elektrischen Teil mit einem jungen Marcus Miller am Bass. Ein nicht so bekanntes Album von 1986, aber sehr zu empfehlen. Macht gute Laune in nicht so guten Zeiten.
Liebe Leser, ich muss noch etwas loswerden. Oft hadere ich mit mir, wenn ich statt einer wütenden Rede gegen den uns umgebenden Wahnsinn etwas “feuilletonistisches” abliefere. Ihre Kommentare sagen mir: ohne diese zeitweiligen “Abschweifungen” in eine andere Realität würde Ihnen und der Achse etwas wesentliches fehlen. Glauben Sie mir: die Wut und Verzweiflung sind in mir vorhanden. Aber sie auszudrücken ist nicht der einzige Weg, sich gegen den Irrsinn um uns herum zu stemmen. Für diese Erkenntnis und deren Bekräftigung durch Ihre Kommentare danke ich Ihnen von Herzen.
Ich habe gerade eben erst durch Ihre Würdigung vom Tod dieses großartigen Künstlers erfahren. Vielen Dank dafür, Herr Bechlenberg! Leider habe ich Tyner nie live erleben dürfen, wie so manchen der alten Großen des Jazz. Werde also am Wochenende meine Plattensammlung durchsuchen und mal wieder “The Real Mc Coy” auflegen. Und natürlich – welch ein Genuss: A LOVE SUPREME.
@ Andreas Barheier Ein Bewunderer von Chuck Berry, John Lee Hooker, Muddy Waters und B.B. King wird wohl auch mit fortschreitendem Alter nicht mehr zum Rassisten werden. Ich jedenfalls bin guter Hoffnung.
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