Ich wurde als Provinzler vor einigen Jahren in Berlin von vier (ausländischen) Kontrolleuren bedrängt und mußte Strafe zahlen, weil ich statt für das 2,10 EUR Innenstadtticket ein Ticket für 2,40 EUR gelöst hatte, daß wohl für die Peripherie galt. Beschwerden bei der BVG und dem OB brachten… gar nichts, außer daß ich seitdem Kafka verstehe.
Lieber Herr Sergio Caldarella, es fällt mir schwer, ein Schmunzeln beim lesen Ihrer von Entrüstung geprägten Gedanken zu unterdrücken. Was immer Sie auch als Rechtsstaat erkennen, die Herrschafts-Ausübenden in diesem Land (der ehemals Dichter und Denker) haben ihre eigene Auffassung davon und das drücken sie Kraft der ihnen gegebenen Macht gnadenlos durch. Und machen Sie sich nichts vor, das sieht in der restlichen globalen Welt nicht anders aus. Übrigens scheint mir, daß der weise Königsberger sich geirrt hat; dies Volk hier lernt weder durch Vernunft noch durch Schaden. Es läßt sich seinen Weg vorschreiben und tut es noch so weh. Darin hat dies Volk Erfahrung.
Hinzu kommt, daß im Zuge der (versuchten) Umsetzung all dieser dummdreisten Maßnahmen immer mehr Menschen rekrutiert werden, deren geistiger Horizont mir als ziemlich unterirdisch erscheint. Von den zukurz Gekommen, welche nun ihre Minderwertigkeitsgefühle an den p.t. “Mitbürgern” glauben, abreagieren zu können, gar nicht zu schreiben. Wieder mal der Beweis erbracht, daß der Firnis der Zivilisation äußerst dünn ist.
Lieber Herr Caldarella, meine eigene Erfahrung war etwas lustiger, und weil der Regelbesessene nicht der ruhige, umgängliche Kontrolleur, sondern ein anderer Fahrgast war, folgte daraus kein Bußgeldbescheid für mich. Ansonsten gab es Ähnlichkeiten, besonders in der zweifelhaften Neigung des selbsternannten Regulators, sich selbst viel zu ernst zu nehmen. Es gibt deutsche, europäische und weltweit bestehende Schwachstellen in der menschlichen Natur; das Regime bedient sich ihrer. Individuelle und institutionelle Parasiten leben vom Ausnutzen individueller und gesellschaftlicher Schwachstellen. Solange wir in Deutschland einen überwiegend gut funktionierenden, demokratischen Rechtsstaat hatten, kam sozialer Parasitismus selten vor und wurde fast allgemein als kriminell abgelehnt. Wichtigtuer wie den von Ihnen erwähnten Kontrolleur haben wir belächelt. Heute gibt es eine aufgeblähte Polit-Industrie, und jeder ihrer Aktivisten für Willkommenskultur, gegen den Klimawandel oder gegen Rechts kann es an Regelwütigkeit, Kleinlichkeit und Unfähigkeit zur ironischen Skepsis mit 500 Straßenbahnkartenkontrolleuren der erwähnten Sorte aufnehmen. Zur eigentlich politischen Klasse gehören z.B. ein absehbarer Kanzler, der eine Woche vor den Wahlen beim Waschen seiner Schmiergelder erwischt worden ist, ein Bundespräsident, der das “Bullenhelme sollen fliegen!” seiner Lieblingsband nicht nur für Musik hält, sondern auch dafür wirbt, eine Nochkanzlerin, die ihren Mentor Kohl sehr schmutzig aus der politischen Szene intrigiert hat, und dem Throne nahe stehen alle möglichen Journalisten und Aktivisten, darunter wohl nicht nur eine mit Stasi-Hintergrund. In einer derartigen Parasitokratie steigt die Korruption, aber auch die Regulierwut aus Angst. Vielleicht sind auch absurde Auftritte wie der, von dem Sie berichten, Abwehrreaktionen, die sich gegen den Falschen richten - ein Problem, das wir im demokratischen Rechtsstaat nicht hatten.
In D hat man Listen über die rausgerissenen Goldzähne der Juden erstellt, weil Ordnung muss sein. Die Deutschen befolgen alle Regeln, auch die sinnlosesten und perversesten, Hauptsache sie kommen von einer Obrigkeit, die ihnen die Verantwortung fürs Denken UND Handeln abnimmt. Selbstdenken, Rückgrat? Fehlanzeige bei den meisten. Es gab nur eine Zeit in D, wo es so eine Art alliiert-überwachten Zustand der Freiheit gab. Die 50iger- 90iger Jahre. Dieses Zeitfenster ist zu. Wir sind wieder alleine mit uns. Die archetypische Verkörperung des Deutschen ist Heinrich Manns “Der Untertan”. Leute wie z.B. dieser charakterlich unsägliche Söder oder die kleinbürgerlich, autoritär-spießigen Grünen sind der Obrigkeits-Gegenpart zum Untertan. Sie bedingen sich geradezu. Sie verkörpern in perfekter Form den “Häßlichen Deutschen”, der das Kujonieren als Selbstzweck liebt. Ihre Denke zieht sich bis ins unterste Glied der Gesellschaft durch und führt zu solchen Resultaten wie Ihren Erlebnissen. Jetzt wissen Sie leider, wo Sie hier in diesem Land dran sind.
So penetrant man beim durchsetzen sinnloser regeln verfährt, so grosszügig ist man- wenn es denn politisch korrekt ist-an anderer Stelle.da darf unter den Augen der Polizei schon Mal Rauschgift im Görlitzer Park über Jahre hinweg verkauft werden, was laut BtMG mit Haftstrafe bedroht ist.da kann eine ehemalige RAF Terroristin nach ihrer nicht voll verbuessten Haftstrafe in Bremen als Lehrerin eingestellt werden.Was nach dem Einstellungsvoraussetzungen im öffentlichen Dienst gar nicht geht.Aber wehe, man isst in Coronazeiten ein Eis im Sitzen zu dicht an der Eisdiele.Da werden schon Mal pro Kopf 200,- Euro fällig.Da ist Heroin dealen in Berlin ungefährlicher.
Schade, dass immer wieder mit dem Finger auf die “Deutschen” gezeigt wird. Ich habe einige Zeit in England (London) gelebt und bin viel gereist. Mein Fazit: Diese Menschen gibt es überall. Das hat was mit Charakter zu tun und nichts mit “Deutsch sein.” Hier gibt es sehr wohl auch hochanständige Menschen mit Charakter. Wobei ich auch unumwunden zugeben muss, dass das ein solches Verhalten hier schon sehr ausgeprägt ist. Besonders im Beamtensektor. schmunzel….......
Das kann alles in einem Wort zusammengefasst werden: PUTSCH !
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.