Auszug aus dem dem FOCUS von dieser Woche (Nr. 34/2012):
Matoke sieht aus wie Kartoffelbrei und schmeckt ganz ähnlich. Matoke wird aus Matoke gemacht. Der Rohstoff heißt genauso wie die Speise und ist eine Banane. Nicht das, was Europäer darunter verstehen, kein süßes Obst, sondern ein mehliges Gemüse, das man kochen muss, um es genießbar zu machen.
Kochbananen sind das Grundnahrungsmittel Ugandas. Rund 30 Prozent der Kalorien, die die 33 Millionen Einwohner zu sich nehmen, stammen von Kochbananen. Im Durchschnitt isst jeder Ugander etwa 200 Kilo im Jahr. „Wir sind“, sagt James A. Ogwang mit schelmischem Grinsen, „eine Bananenrepublik.“ Ogwang ist Direktor des nationalen Forschungsinstituts für Pflanzenbau (NACRRI). Er und seine Mitarbeiter haben sich zum Ziel gesetzt, Matoke durch Gentechnik zu retten. „Gentechnik“, davon ist er überzeugt, „ist ein wichtiges Werkzeug, um Nahrungs-sicherheit zu erreichen.“
Das Wort „Nahrungssicherheit“ hat in Afrika einen anderen Klang als in Europa. In Deutschland denkt man dabei an Dioxin-Eier und Pestizidrückstände auf Erdbeeren. Dort bedeutet Nahrungs-sicherheit: satt werden. Dass in Uganda die Nahrung nicht mehr sicher ist, liegt hauptsächlich an Bakterien und Pilzkrankheiten, die die Bananenpflanzen verdorren lassen. Ernteverluste durch die Seuchen belaufen sich bereits auf Hunderte Millionen Euro im Jahr. In manchen Regionen sind 80 Prozent der Plantagen infiziert.
Bakterien und Pilze haben leichtes Spiel, denn die meisten Bananenpflanzer sind Kleinbauern, die sich keine Spritzmittel leisten können. Knapp 70 Prozent der Ugander leben von einem winzigen Stück Land, durchschnittliche Anbaufläche 1,3 Hektar. Obendrein erleichtert die besondere Biologie der Banane Schädlingen das Leben. Denn Bananen haben keinen Sex. Anders als bei den Wildformen sind bei kultivierten Sorten alle männlichen Blüten steril und die Früchte samenlos. Zucht mittels Bestäubung ist deshalb unmöglich. Eine Vermischung männlicher und weiblicher Gene, die die Abwehrkraft der Pflanzen steigern könnte, gibt es nicht.
Statt durch Bestäubung werden Bananenpflanzen durch Schösslinge vermehrt – also geklont. „Es gibt“, fasst Emily Twinamasiko, Chefin der staatlichen Agrarforschung (Naro), das Dilemma zusammen, „kein Entweder-Oder zwischen herkömmlichen Zuchtmethoden und Gentechnik.“ Will man die Bananen in absehbarer Zeit gegen die gefürchteten Krankheiten immunisieren, scheint Gentechnik die aussichtsreichste Methode.
Das bestreitet Dirk Zimmermann, Agrar-Campaigner bei Greenpeace: „Die Züchtung von Bananen mag schwierig sein, aber sie ist nicht unmöglich.“ Vielmehr sei die Gentechnik „ein unmöglicher Weg“. Er empfiehlt Uganda, stattdessen auf Biolandbau zu setzen. Dieser biete „große und ungenutzte Potenziale“.
„Die sitzen in ihren Hamburger Büros“, kontert Naro-Forschungsleiter Andrew Kiggundu die freundlichen Greenpeace-Ratschläge, „und haben keine Ahnung, wie afrikanische Bauern ums Überleben kämpfen.“
Schon einmal hatte eine Bananenseuche verheerende Folgen…
Lesen Sie weiter im neuen FOCUS (Nr. 34/2012). Nicht im Internet, nur am Kiosk.