Ich bedanke mich abermals für Ihren Beitrag, wie auch schon für den vorherigen. Ich empfinde, wenn ich an den Fall dieser gottverdammten Mauer denke und damit an den Untergang des Sowjetregimes in der besetzten Zone, nichts als Freude. Ja, sogar unbändige Freude. Klar, es lief nicht alles glatt danach. Gewiss, manches hätte man besser lösen müssen, insbesondere der Einmarsch der Besserwessis in die SBZ war höchst unglücklich und ist mir peinlich. Aber so vieles ist auch gelungen! Und wo man das Gelungene sieht, war es selten der Staat, der es bewirkt hat, sondern Bürger, Unternehmer, einfache Leute. Da gab und gibt es bis heute nirgendwo eine “Mauer im Kopf”, das ist in der Tat eine Legende der Linken - und zwar sowohl der im Westen wie im Osten. M. Walser hat einen schönen Aufsatz geschrieben mit dem Titel: “Die Einheit misslingt nicht”. Da war von Feuerwehren aus dem Badensischen die Rede, die Kollegen in der alten SBZ aushalfen mit Geräten und so weiter. Man organisierte vieles auf der nicht-staatlichen Ebene. Aus Menschlichkeit, ja, aber schlicht auch aus der Freude heraus, dass die Einheit da war und die Mär von der “Strafe”, die das deutsche Volk auf sich geladen habe und jetzt gesühnt werden müsse (ein perfider Gedanke, der mir Gestalten wie Grass oder Lafontaine für immer zu Unmenschen gemacht hat) sich an der Realtität nicht bewähren konnte. Die “Mauer im Kopf” ist eine Erfindung der linken “Intelligenz”. Damit wollen sie die “Spaltung” verwewigen. Eine Spaltung, die die Geschichte hinweggefegt hat. Ich sehe noch heute die sauertöpfischen Mienen gewisser Frankfurter Professoren, die nicht glauben wollten oder konnten, dass “ihre DDR” einfach nicht mehr da ist. Weil keiner mehr diese “DDR” wollte. Weil die Menschen frei sein wollten. Die deutsche Geschichte konnte also doch gelingen, es gab kein Katrastrophenschicksal. Gerade in unserer Zeit ist es wichtig, auf diesen Punkt hinzuweisen.
@ RM Petersen Das rechte Dunkeldeutschland ist doch nur ein Frame. Klar gibt des da mehr Widerstand (mehr AfD), aber (mit) am Ruder ist und in Thüringen gar als (eigentlich abgewählter) Regierungschef: DIE SED. Denn die sind auch wenn nicht am Kabinettstisch “Unsere Demokratie”.
@Volker Kleinophorst: Wie wir die Wiedervereinigung geschafft haben, war die Frage. Sorry, ich hab mich blöd ausgedrückt. Ich weiß aber nicht, warum den Mann gerade die Wiedervereinigung so interessiert hat. Vielleicht wollte er im Auftrag aller Uiguren die Möglichkeit einer Vereinigung mit der Türkei sondieren.—- 1990 war außer meinem Mann und mir in Turfan kein einziger Europäer (“Kaukasier”) zu sehen, in Urumqi auch nicht. Deshalb fand ich es schon extrem beeindruckend, dass der Mann auf dem Markt über die deutsche Wiedervereinigung Bescheid wusste.
Danke Frau Dewes für diesen klaren, unprätentiösen und wichtigen Artikel. Ich kann mich noch so klar an den 9. November 1989 erinnern, die Frage stellt sich für mich kaum. Ich war mittendrin in Westberlin als Student und ich wohnte auch in Tuchfühlung zur Berliner Mauer in der Ecke Maibachufer/Sonnenallee. Für mich war das ein grandioses Ereignis, ich fand es großartig wieder in einem vereinten Deutschland zu leben. Sie haben das sehr richtig beschrieben, daß die sogenannte “Mauer in den Köpfen” in erster Linie bei den zu verorten war und ist, die in ihrer politischen Blase realitätsfern den Alltag der Menschen zu beschreiben suchten. Linke Politiker, Publizisten und Linksintellektuelle sollten nun endlich begreifen, daß ihr marodes Gesellschaftsmodell als große kapitalistische Alternative nicht mehr zu gebrauchen war. Die große Antithese kam nun auf’s Abstellgleis. Aus heutiger Sicht sehe ich es so wie sie, die geistige Führerschaft hätte unter dem damaligen Bundeskanzler Kohl nicht abgegeben werden dürfen. Die Zugeständnisse an die politischen Führer und alten SED-Kader waren damals ein elementarer Fehler. So schafften sie es u. a. auch über die Treuhand (Detlev Rohwedder roch damals den Braten und wurde deshalb liquidiert.) als Instrument Millionen für die noch hochaktiven Stasi-SED-Seilschaften zu bunkern und wichtige Positionen in Landes- und Bundesbehörden zu besetzen, von dubiosen Nichtregierungsorganisationen wie der Amadeo-Antonio-Stiftung der ideologisch bornierten Anetta Kahane mal ganz abgesehen. Die Mauer im Kopf ist genau in diesen Figuren zu verorten und sie kumuliert im Cerebrum bei einem unserer West-Polit-Protagonisten und das ist unser Bundespräsident, nur gemerkt hat er es noch nicht.
Wie viele Menschen, die im Westen geboren und relativ sorglos und unbehelligt leben konnten ( ich komme aus einer armen Familie, sowas gab’s im Westen auch : New York war so weit weg wie der Mond ) , war ich vor 30 Jahren auch erleichtert und voller Begeisterung und Hoffnung, daß sich die Wiedervereinigung schon irgendwie einrenken würde, durch geteilten Wohlstand und gemeinsam revidiertes Pathos und geübtes kritisches Denken. - Heute allerdings bin ich zu dem Schluß gekommen, daß es der zweite Kardinalfehler der Bundesrepublik war, erneut die zahlreichen Mitwirkenden einer üblen Diktatur ungestraft davonkommen zu lassen für den faulen Burgfrieden , dessen Folgen man heute von der Spitze des Landes bis in die Redaktion jedes Käseblattes wahrnehmen kann. Je mehr ich über die Schikanen, Menschenrechtsverletzungen und Morde in der DDR weiß und die Aktivitäten der Propaganda, Bespitzelung und Beeinflussung durch Agenten im alten Westen, desto deutlicher wird mir bewußt, wie naiv die Hoffnung auf eine friedliche Wiedervereinigung doch war und letztendlich doch ein Gemeinschaftsprodukt einer rätselhaften Zusammenarbeit von DDR und BRD. Eine echte ” Finte “. Das macht mir das Land zunehmend UNHEIMLICH. Genau genommen wäre ich am liebsten schon lange nicht mehr hier, weil es entsetzlich wäre, würde ich mit meinem Verdacht recht behalten nach genauester Prüfung. Man lebte in diesem Land mit der stärker werdenden Gewissheit, daß hier die Bevölkerung in ihrem Bemühen jahrzehntelang in die Irre geführt worden wäre : ein unglaublicher Vertrauensbruch einer demokratischen Gesellschaft gegenüber ihren Bürgern. Den Tip ,der Sache in dieser Weise auf den Grund zu gehen, habe ich übrigens auf einer Amerikareise bekommen zusammen mit einer Einladung zur Einwanderung, die ich nicht beherzigt habe, weil ich gezweifelt habe an der Seriösität der Diagnose, nicht an der Person. Zum Dank habe ich eine Flagge als Geschenk erhalten, ” die ich ja zu Hause verbrennen könne “.
Von den Haltungsjournalisten, Stiftungen, NGOs und der Politkaste, die mit den Architekten der Mauer in Deutschland zusammenarbeiten, sie in Regierungsämter und auf Verfassungsgerichtsrichterstellen hieven, brauchen wir uns keine Mauer in den Köpfen einreden lassen. Ich lebe als Wessi gut und gerne in Dunkeldeutschland. Ich erkenne auch, dass es sich bei den “Ossis” um die scheinbar aufgeweckteren Demokraten handelt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie sich das selbst erkämpft hatten, was dann naturgemäß einen größeren Wert für sie hat.
Auf der Rückfahrt von einer Tagung in Niedersachsen durch Sachsen-Anhalt kam mir die Idee, die ehemaligen Grenzorte der DDR, die ich während meiner Armeezeit 1976 bis 19179 kennenlernen „durfte“ und die gegenüber liegenden in Niedersachsen zu besuchen, die ich in der Zeit nur durchs Fernglas sehen durfte. Als Gedenkstätte stand noch ein einzelner Beobachtungsturm, auf dem ich als junger Mensch mit 20 Jahren selbst gesessen hatte. So lange das nicht in Ostalgie ausartet, ist auch alles in Ordnung. Ansonsten links, rechts überall Straßen , Alleen und Rübenacker; die ganzen Anlagen, Signalzaun, Postenwege, Hundeanlagen, Sperrelemente, Zäune mit Splitterminen, den sog. „Selbstschussanlagen“, der ganze Sch…dr… zum Glück spurlos verschwunden. Es ist immer noch keine Selbstverständlichkeit, mal eben durch Berlin oder nach Schleswig-Holstein, Bayern oder Dänemark zu fahren. Dazu musste ein ganzer Staat untergehen, der seine Bürger als Eigentum und Verfügungsmasse betrachtete. Derzeit muss man es wieder als Gnade ansehen, überhaupt und nur mit triftigem Grund die Wohnung verlassen zu dürfen. Müssen wir uns das mit unserer Vorgeschichte bieten lassen?
Frau Dewes, nicht nur von den Politikern wurde Neid und Missgunst geschürt. Als die Ossis dann Arbeitsplatzkonkurrenten wurden, war die Freude schnell vorbei. Je weiter man nach Süden kam, um so weniger wurde sich wahrscheinlich gefreut. Als wir nach RLP zogen, wurde unserem Wohnungsvermieter, kleines Zweifamilienhaus, kleine Straße, von den Bewohnern die Straße, die sich alle kannten ans Herz gelegt, nicht an Ostdeutsche zu vermieten, obwohl die uns überhaupt nicht kannten. Der Vermieter hat sich Gottseidank nicht davon beirren lassen. Nach einer Weile wurden wir dann von den anderen Bewohnern der Straße als Menschen anerkannt. Bei Bewerbungen habe ich angefangen beim Lebenslauf zu schummeln, weil er mir immer auf die Beine gefallen ist. Viele sagten auch, dass sie Ostdeutsche ihren Kunden nicht zumuten können und das einen ins Gesicht, obwohl ich in meinem Job auch nicht schlechter war als Westdeutsche und im Gegenteil mehr Allgemeinwissen hatte, was ich anwenden konnte, sogar komischer Weise mehr PC-Kenntnisse mit nur 1 Computerkurs. Eine Kollegin von mir in Mannheim, die war aus Halle, hat ihre Sprache extra geändert, dass niemand mehr hören konnte, woher sie kam. In dieser Bank arbeiteten mehrere Ostdeutsche, die aber niemals wirklich anerkannt worden sind. Zur Kur in Bayern habe ich Ähnliches gehört, da erzählte mir eine Physiotherapeutin aus dem Osten, dass manche Wessis die Behandlung durch einen Ossi ablehnten. Mein Mann als Ingenieur konnte das gleiche erzählen, obwohl er in der DDR Patente mit einer Ingenieursgruppe anmelden konnte und er Nationalpreisträger in Wissenschaft und Technik wurde. Ich habe nach unserem Zurückzug in die Heimat als Rentner von vielen Ehemaligen das gleiche gehört. Und als dazu noch der Soli kam. Naja, mehr muss ich wohl nicht erzählen. Ich musste (und nicht nur ich) jeden immer klar machen, dass die Ossis den Soli auch bezahlen müssen. Die meisten wussten das nicht. Aber es gab auch sehr nette Kollegen!
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