Rainer Bonhorst / 20.03.2021 / 12:00 / Foto: Pixabay / 70 / Seite ausdrucken

Die Masken-Amigos reiten nach Grün-Rot-Rot

Wer ist überrascht, dass Bayern, also die CSU, mal wieder von einem Amigo-Skandal durchgerüttelt wird? Eine Partei, die über Jahrzehnte ein Abo aufs Regieren hat, ist geradezu genetisch der Gefahr ausgesetzt zu versumpfen. Die CSU hat sich in dieser Disziplin den Ruf hoher Meisterschaft erworben, so unschlagbar wie in der Bundesliga Bayern München. Fast möchte man von einem Alleinstellungsmerkmal sprechen. Aber nur fast. 

Gemäß dem deutschen Nordsüdgefälle mag sich das eine oder andere Nord- oder Westlicht darüber freuen, dass den allzu siegessicheren Bayern, um im Fußball-Bild zu bleiben, endlich mal wieder die Lederhosen ausgezogen werden. Aber Amigos gibt es nicht nur im Bayern-Look. Wer in den sechziger und siebziger Jahren im Ruhrgebiet gelebt und gearbeitet hat, ist dem gleichen Phänomen unter den drei Buchstaben SPD begegnet, bei gleichzeitigem Absingen des Bergmannsliedes „Glückauf, der Steiger kommt“. Man sprach dort und damals nicht von Amigos sondern vom Klüngel, ein Begriff, der sich ein wenig außerhalb des Reviers, in Köln, ein Gütesiegel erster Klasse erworben hat.

Nein, eine Überraschungsparty ist das nicht, was sich gerade in Bayern abspielt. Und die Moral? Ach die Moral, die ist den Raffkes hinlänglich entgegengehalten worden und prallt mehr oder weniger hart ab. Dazu noch etwas zu sagen, kann man sich hier sparen. Allenfalls lohnt es sich auf die unfreiwillig humoristische Empörung einiger Politiker der Linken hinzuweisen, die sich aufpumpen und selber von dem Seeräuberschatz leben, den sie als Nachfolgerin der DDR-Staatspartei in einem bis heute geheimen Versteck vergraben haben.

Das Schlimmste an der Sache ist etwas anderes. Es sind die drohenden politischen Verwerfungen für ganz Deutschland. Schließlich ist die CSU als mächtiger Juniorpartner die unentbehrliche Mehrheitsbeschafferin für die CDU. Wenn es – wie jetzt - mit der CSU bergab geht, geht es mit der ganzen Union bergab. Man muss kein Fan der Christdemokraten sein und schon gar nicht muss man den Untergang der Democrazia Cristiana in Italien bemühen. Aber dass da etwas auf gefährliche Weise aus dem Gleichgewicht geraten kann, ist unbestreitbar und besorgniserregend.

Schwarz und Grün sind die neuen kommunizierenden Röhren

Aktuelle Umfragen sehen die Union unter 30 Prozent. Würde sie noch mehr abrutschen, so brächte das den ganzen Laden ins Wanken. Seit die SPD sich still und leise aus dem großen Geschehen verabschiedet hat und die grüne Konkurrenz den Schwarzen auf den Leib gerückt ist, hat sich in Deutschland ein neues Gleichgewicht entwickelt. Schwarz und Grün sind die neuen kommunizierenden Röhren der Bundespolitik. Sackt Schwarz ab, legt Grün zu. Bleibt Schwarz stabil, kommt Grün nicht ganz nach oben. 

Da Schwarz zur Zeit alles andere als stabil ist, legt Grün zu. So ist nun mal das politische Leben, könnte man sagen, wäre Grün nicht eine so problematische Alternative. Dabei soll es hier gar nicht um die traurige Entwicklung der Grünen von einer widerborstigen, tendenziell liberal gestrickten Frauen-Partei zu einem etablierten Bevormundungs-Verein gehen. Viel problematischer ist die große Versuchung, der eine allzu starke grüne Partei ausgesetzt wäre und der sie womöglich nicht widerstehen kann. Wie einst das „China, China, China“ von Kurt Georg Kiesinger, so klingt heute der Warnruf „Grün-Rot-Rot“ im Ohr. 

So lange die Union groß genug ist, um den Grünen ein rot-rotes Experiment zu vermasseln, bewegt sich unser Land auf halbwegs sicherem Boden. Und noch fehlen nach aktuellen Umfragen rund ein Dutzend Sitze, um im Bundestag Grün-Rot-Rot möglich zu machen. Das klingt beruhigend, ist es aber nicht. Die Union muss nur noch ein Stück weiter abrutschen, und schon haben wir den Salat. 

Grüne Bekenntnisse, dass man allein schon aus außenpolitischen Gründen mit der Linken nicht kann, sind schön, aber was sind sie wert? Einem Winfried Kretschmann würde man ein solches Bekenntnis abnehmen, beim HB-Duo an der Spitze der Bundes-Grünen kann man da nicht so sicher sein. Ihnen könnte ja auch der in der Politik zu vergebene Höchstpreis locken. Was wenn eine(r) von beiden vor der Wahl stünde, als Juniorpartner(in) der Union oder als Chef(in) einer Links-Koalition in die Regierungsverantwortung zu treten? Da kann man dann nur noch die Gebetszeile abwandeln: Führe sie nicht in Versuchung. 

Amateurhafte und diktatorische Handhabung der Corona-Krise

Ja, die moralische Empörung über die Masken-Amigos der CSU hat sicher das Prädikat wertvoll verdient. Aber tiefer greift die Sorge, eine tektonische Verschiebung der deutschen Politik zu erleben. Die Sorge ist umso dringlicher, da sie ja nicht nur von der bayerischen Skandalpartei geschürt wird. Auch die CDU leistet ihren Beitrag zum Abstieg der Konservativen. Auf Bundesebene haben wir schließlich die amateurhafte und zugleich diktatorische Handhabung der Corona-Krise. So geraten CDU als Impf-Versager und CSU als Amigo-Truppe und beide zusammen als Lockdown-Befehlshaber im Tandem auf eine abschüssige Straße. Und das ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl. 

Und noch etwas: Dass sich die Union so schwer tut, dem Volk ihren Nachfolge-Kandidaten für Angela Merkel zu präsentieren, wirkt als Problemverstärker. Wenn wenigstens ein überzeugender Kandidat dabei wäre. Markus Söder ist als Zampano mit der eisernen Faust immer noch der populärste. Aber der muss sich jetzt erst einmal mit seinen Amigos herumschlagen. Dies wiederum erfreut klammheimlich seine christdemokratischen Konkurrenten, von denen einer weniger mitreißend ist als der andere. Alles in allem: Bisher dumm gelaufen.

Annalena Baerbock und Robert Habeck sehen – das hat bereits die Wahl in Baden-Württemberg gezeigt – fürs Erste wie die Gewinner aus. Sie sollen ruhig strahlen, die Schwächeanfälle der (noch) großen schwarzen Konkurrenz genießen und ein wenig träumen. Aber der Wähler oder die politische Vernunft bewahre uns vor einer Kanzlerin Baerbock oder einem Kanzler Habeck, getragen von einer ideologisch verbissenen SPD und einer nicht satisfaktionsfähigen Linken. 

Wie lässt sich der Alptraum am ehesten verhindern? Ein Skandal- und Pleiten-Moratorium der regierenden Parteien in Berlin und München würde helfen.  

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Arno Josef / 20.03.2021

So ist es nicht Wahnsinn, so hat es Methode. Der politisch mediale Komplex, nachweislich geprägt durch grüne und sozialistische Journalisten, arbeitet sich gerade an der CDU und der CSU ab. Skandal wird auf Skandal kommen und nur Angela Merkel als Wegbereiterin einer rot rot grünen Zukunft ist sakrosankt. Genau so wie der Pferdeflüsterer Lauterbach, der heimliche Berater gleich einem Rasputin! Und so wir die Wende zu Habeck und Baerbock geschrieben und die Maskenträger folgen willig. Ein Wahlkampf ist nicht vorgesehen, denn der Lockdown wird verlängert bis dahin, um die Wahlen für “German”-Angst durchzuführen. Irgendwann Ende 2022 wird der Wähler wach werden und die Früchte rot rot grüner Politik ernten, wenn das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet, die Kohlekraftwerke blockiert und weder Wind weht noch Sonne scheint. Dann existiert der Freizeitpark Deutschland nicht und die Nanni ist weg!

Marco Schultz / 20.03.2021

Rot gegen Blau, beim Boxen, in den USA, bei uns. Vor dem letzten Wechsel zu Rot-Grün gab es auch einen Skandal. Der Wechsel kommt, der ewige Kampf braucht zwei Seiten. Es wird nicht lange bei Rot bleiben, die Linke ist schon lange über gesellschaftsfähige Ziele hinaus. Da wurde zu viel gecancelt. Die Frage ist, wie viel Schaden noch angerichtet wird. Schlussendlich kriegen wir eine schöne neue Welt.

Andreas Giovanni Brunner / 20.03.2021

Wie Herr Bonhorst auf die Einschätzung kommt, dass die Grünen als tendentiell liberal zu verorten sind, ist völlig nebulos, um nicht zu sagen bloedsinnig. Wenn er schreibt, dass die Grünen zulegen, wenn Die Union an Zustimmung verliert, und dies tatsächlich so ist, bedeutet dies, daß die CDU bislang eine linke Politik betrieben hat, denn konservative Wähler wuerden aus meiner Sicht normalerweise niemals als Alternative eine linke Partei wie die Grünen wählen. Vielleicht mit der Einschränkung, dass derartige Personen einen kompletten Dachschaden haben. Aber das deutsche Denken ist offensichtlich mit den Jahren immer mehr eingeschränkt und verbohrt. Grundsaetzlich gibt es eine knappe Mehrheit rechts der Mitte. Werteunion (Abspaltung, Antreten als Partei), plus Afd plus FDP plus Reste von CDU/CSU wäre theoretisch mehrheitsfaehig, wenn einige Politpfosten demontiert würden und ein paar Dodeln vernünftig zu denken begannen und ueber ihren Schatten springen wuerden. Einen Kanzlerkandidat mit Hrn Maaszen könnte ich auch empfehlen. Zumindest über ein derartiges Szenario nachzudenken wäre empfehlenswert.

Peter Feldmann / 20.03.2021

Die links-grüne Politik, der links-grünen Merkel mit ihrer Herde korrupter, glatt gebügelter Opportunisten, kann doch ohne Merkel und dieser völlig entkernten, pevertierten CDSU völlig geräuschlos weiter geführt werden. Ganz im Gegenteil, da sind die Linken und Grünen viel ehrlicher. Die sagen doch ganz offen was sie anstreben und werden sich bemühen dies auch so umzusetzen. Wer braucht denn ein ständig rechts blinkendes und links abbiegendes Irrlicht? Und diese hohlen, markigen Sprechblasen, die ebenfalls keiner braucht, verhallen dann nur noch im digitalen bayrischen Bierzelt.

Wolfgang Janßen / 20.03.2021

Das besonders Verwerfliche an dem Verhalten der Unionspolitiker ist, dass sie sich in einer Zeit und an einem Sachverhalt bereichert haben, der für viele andere eine existentielle Bedrohung darstellt. Die hier zu unrecht erzielten Gewinne müssten sofort konfisziert und an diejenigen verteilt werden, die um ihre Existenz kämpfen.

Alexander Schilling / 20.03.2021

Dass auf der Zielgeraden im Superwahljahr die wohlbestallte “Vierte Gewalt” (deren politische Vorlieben landauf, landab ja nicht unbekannt sind) aus allen Rohren gegen die Regierung schießen würde, na ja, zumindest gegen die stärker pigmentierten der Regierungsparteien (sofern deren Personal regierungskritisch war oder ansonsten als Sündenbock taugt—auf dem Kerbholz hat sowieso jede(r) was) war keineswegs eine Überraschung, sondern wie das Amen in der Kirche abzusehen. Umso mehr erstaunt es, dass die Unions-Gurkentruppe (die mithin zur Gurkenfarbe schon gewechselt ist) dieser Gewalt nicht rechtzeitig das finanzielle Potential abgegraben hat, als vor nicht allzulanger Zeit die Möglichkeit dazu in greifbarer Nähe lag.——Allerdings hilft die freundliche Unterstützung der gedruckt lügenden Zunft ja mehr oder weniger nur der Demographie etwas nach (die ihrerseits durch den fleißigen Import nachkommenstarker, im ureigensten Wortsinne also “proletarischer” Wählerschichten in spe beflügelt wird); m.a.W. wir sparen uns da einfach bloß ein oder zwei weitere Legislaturperiödchen “Amigos” und “Klüngel”, die wir schon diesen Herbst gegen die karge Kost der fetten Weiber von linksrotgrün eintauschen können, um unsere eigene Bikini-und Badehosenfigur bereits im kommenden Winter erreicht zu haben (allerdings um den Preis, nie wieder ein Schwimmbad von innen, oder einen Sandstrand auch nur von Ferne sehen zu dürfen). Dass dieser bunten, wohnzeltbehangenen Hohlbirnentruppe nun ausgerechnet ein selbstentmächtigt-kastriertes Parlament in die Hände fallen wird, muss zu ernsthafter Sorge Anlass geben: woher sollten denn die Herren (und queere Damen) gleicheschalteter Parlamentarier, um irgendwann einmal ihre vornehmste Arbeit wiederaufnehmen zu können, denn auf einmal Nüsse herbekommen?

K.Lehmann / 20.03.2021

Mir in Berlin bräuchte man nichts zu sagen zu rot rot grün. Das ist das schlimmste was rumläuft. Ein Innensenator aus der SED,was mir als Berliner(West) besonders weh tut und eine aus derselben Clique stammenden Polizeipräsidentin.Ferner muß man sich nur noch den grünen Justizsenator anschauen; freier Drogenhandel im Görli unter Aufsicht der Polizei. Ich schau mir das an zur BTW, da werde ich auf dem Wahlzettel ganz unten wählen, mal sehen was da steht, vielleicht die KPDSU/ML, die richten keinen Schaden, aber meine Stimme ist wenigstens nicht verschenkt;so hoffe ich, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Albert Pflüger / 20.03.2021

Oh, da ist er wieder, der unterschwellige Vorschlag an den Leser, doch der Katastrophe seine volle Zustimmung auszudrücken, indem man aus “taktischen Gründen” CDU/CSU wählt. Dabei kommt dabei nur ein entschlossenes “Weiter so” heraus. Können wir uns das leisten, oder ist es nicht vielmehr an der Zeit, die Alternative in Betracht zu ziehen?

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