@ Peter Groepper Auch ich bin Thilo Sarrazin sehr, sehr dankbar. Seine Worte sind IMMER Labsal für mich, insbesondere jene, die er der jeweils aktuellen Situation widmet. 12 Mal im Jahr, und zwar alle vier Wochen, freue ich mich schon eine Woche vorher auf seinen jüngsten Beitrag. Leider ist es aber so, dass diese periodisch erscheinenden Beiträge nicht in der deutschen Presselandschaft erscheinen, sondern in der in Zürich erscheinenden WELTWOCHE, die ich vor zwei Jahren entdeckt habe und seither regelmäßig kaufe.
Herr Sarrazin hat völlig recht, wenn er die Migration als zentrales Problem für Deutschlands Zukunft sieht. Man kann nicht gleichzeitig einen Wohlfahrtsstaat und offene Grenzen haben. Angesichts des raschen Bevölkerungswachstums in Afrika und Teilen des Nahen und Mittleren Ostens sowie des Wohlstandsgefälles zu Europa ist klar, dass es noch viele Millionen Interessenten für eine Einwanderung in die Wohlstandszone geben wird. Dieser Migrationsdruck wird anhalten, bis sich die Lebensbedingungen angeglichen haben. Und da mit einem Aufholen Afrikas auf europäisches Niveau in den nächsten Jahrzehnten nicht zu rechnen ist, bedeutet das vor allem Nivellierung nach unten, wenn die gewachsene Zahl der Leistungsempfänger einen weiteren Rückbau des Sozialstaats erzwingt. Zudem würde die Konkurrenz am Arbeitsmarkt durch den zahlreichen Zuzug von Geringqualifizierten steigen, mit der Folge sinkender Löhne. Die Arbeitslöhne stehen sowohl durch den Freihandel als auch durch die Migration unter Druck. Letztere betrifft auch Branchen, die sich nur bedingt auslagern lassen, wie Bau oder Dienstleistungen. An der Stellschraube Freihandel lässt sich nur sehr begrenzt drehen, weil sonst andere Länder ihre Märkte für deutsche Waren schließen würden. An der Stellschraube Migration will die heutige SPD nicht drehen, weil die Funktionärsebene der ehemaligen Arbeiterpartei heute stark von einem linksakademische Milieu geprägt ist, das in seinem Universalismus im Grunde jede Bevorzugung des Eigenen gegenüber dem Fremden, auch auf Basis der Staatsbürgerschaft, als Rassismus ablehnt. Der Universalist kann nicht wirklich begründen, warum der deutsche Bedürftige mehr Geld vom deutschen Steuerzahler bekommen sollte, als der Arme aus den Slums von Lagos, zumal wenn er es nach Europa geschafft hat. Diese Logik führt bei offenen Grenzen aber gerade bei den Armen und der unteren Mittelschicht hierzulande zu Wohlstandsverlusten, die sich auch durch eine höhere Besteuerung der Reichen, soweit die bei Standortkonkurrenz überhaupt durchsetzbar wäre, nicht auffangen ließen. Deshalb wählen viele Arbeiter auch dann rechts, wenn die Linken mehr Stütze versprechen. Denn erstens wollen sie nicht von der Stütze leben. Und zweitens sagt ihnen ihr gesunder Menschenverstand, dass den Sozen das Geld anderer Leute ausgehen wird, wenn sie jeden Migranten aufnehmen, der Asyl beantragt, und ihn auch nach Ablehnung nicht mehr außer Landes bringen können, schon der großen Zahl wegen.
Herr Klaus Klein, Sie denken wie die SPD und Sie übersehen dabei wie die SPD folgendes: Zum einen ist immer das Lohnniveau der Nettolöhne entscheidend und zwar nach Abzug aller staatlich verordneter Kosten (GKV, GRV, ...) und zwar immer im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten. Wenn Sie, wie Sie anklingen lassen, die Zuwanderung nicht stoppen muss irgendwer die Kosten tragen und das werden aller Erfahrung nach nicht diejenigen sein, die Macht im Staat ausüben. Also nicht Politiker, Beamte, Richter, Ärzte, Anwälte, Journalisten usw., es werden die Arbeitnehmer sein. Diese werden auch die Leidtragenden der steigenden Mieten sein, denn die Kapazitäten, den erforderlichen Wohnraum zu bauen, gibt es nicht. Auch die Bildung der Kinder dieser Menschen wird leiden, denn Privatschulen können sich nur die gut situierten leisten. Auch unter der signifikant höheren Kriminalitätsrate der Migranten leiden vorwiegend die sogenannten kleinen Leute. Vom kulturellen Aspekt, insbesondere der damit verbundenen ungewohnten Kleiderordnung, ganz zu schweigen. Die Menschen wollen vielleicht im Orient Urlaub machen aber die wenigsten dort leben. Alles wofür die SPD eigentlich stehen sollte, Chancengleichheit, fairer Anteil an der erarbeiten Wertschöpfung, usw. wird durch das, auch von der SPD geforderte unbegrenzte Zuwanderungsrecht aller Menschen dieser Erde, verunmöglicht. Die meisten Arbeitnehmer mögen ja die Feinheiten der Politik nicht durchschauen, sie sind aber nicht so dumm zu glauben, dass der Staat jemand etwas geben kann ohne es zuvor jemand anderem wegzunehmen, wie von Herrn Maas/SPD behauptet. Ich kann daher nicht erkennen, wie Ihr Vorschlag zu einer Schwächung der AfD führen könnte.
Es ist richtig, daß die Ausbildungsfähigkeit der Kinder sinkt. Auch teile ich die Beobachtung, das liege an demographischen und sozialen Strukturen. Deshalb wäre es notwendig, die Bedingungen der Ausbildung so weit wie möglich zu verbessern. Das scheitert an exzessiver Gleichmacherei, modisch Inklusion genannt, wo Differenzierung und Beschulung nach individueller Leistungsfähigkeit geboten wäre. Der Erwerb von Kenntnissen wird im Ergebnisgleichheits-und Gerechtigkeitswahn geringgeschätzt, angebliche soziale Kompetenzen zum alleinigen Bildungsideal veredelt. Wir müssen unbedingt weg von der Einheitsschule, wenn wir die noch zu hebenden Reserven erschließen wollen. Wir müssen weg von der Idee, Kindern zu suggerieren, daß Schule und Lernen anstrengungslos verläuft- man schaue sich die Lernmaterialien an, genau das wird da versucht. Kinder wollen und können sich aber anstrengen, wenn sie dazu angeleitet werden. Sie konkurrieren auch gern, deswegen muß man homogene Gruppen schaffen, in denen diese Konkurrenz nicht einzelne völlig abgeschlagen zurückläßt, dann ist sie pädagogisch nutzbar zu machen. Statt die tägliche Schulzeit immer mehr auszudehnen, sollten die Kinder konzentriert arbeiten und anschließend Zeit haben, Sport zu treiben und ihren sonstigen Interessen nachzugehen. Diese auszubilden und zu unterstützen, ist zuallererst Aufgabe der Eltern.
Sehr geehrter Herr Klein, die niedrigen Löhne sind der gemeinsamen Währung, dem Euro, geschuldet, denn die Deutschen werden nicht angemessen bezahlt (angemessen an die gestiegene Produktivität). Der Ökonom Heiner Flasbeck erläutert das sehr gut (Im Netz nachzulesen und anzuhören) Das Flüchtlingsthema und den aggressiven politischen Islam darf man aber nicht unbeachtet lassen. Das Geld für die Flüchtlinge kann man schließlich nur einmal ausgeben. Und ob eine Eingliederung im wesentlichen gelingen kann, darf nach den bisherigen Erfahrungen auch bezweifelt werden. Die Wähler der AfD wollen aber im übrigen auch mehr Demokratie (mehr Volksentscheide, mehr Beteiligung der Bevölkerung an politischen Entscheidungen überhaupt).
Nach meiner trüben Erinnerung hat Marx zwar gemeint, das Sein bestimme das Bewußtsein, aber gleichzeitig gefordert, dass das Sein zu verändern sei. Und zwar radikal. Da aber das Sein nur über das Bewußtsein zu ändern ist, beißt sich die Katze in den Schwanz. Damit hatten wir den Salat ! Oder die Gehirnwäschen. Oder die Millionen Toten. Für die SPD allerdings kommen historische Einsichten immer zu spät oder gar nicht.
Sehr geehrter Herr Dr. Sarrazin, wieder einmal treffen Sie den Nagel auf den Kopf. Besten Dank für diesen Beitrag. Ich frage mich allerdings, ob Sie persönlich bei dieser kläglichen SPD wirklich noch gut aufgehoben sind. Investieren Sie Ihre große politische Erfahrung und Überzeugungskraft lieber in der AfD und helfen Sie dieser noch unbeholfenen und gelegentlich ungezogenen, aber gutgemeinten Partei, auf die Füße zu kommen. Freundliche Grüße, Thomas Huber
Ich frage mich, warum Sie immer noch dieser taumelnden Partei angehören, für deren Wortführer Sie mit Ihren (nachvollziehbaren) Ansichten doch eigentlich nur der “Sandsack” sind, an dem sie sich immer wieder gerne (oft mit Tiefschlägen) abarbeiten. Oder glauben Sie, als Mitglied mehr Gehör zu finden?
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