Dirk Maxeiner / 05.12.2018 / 13:49 / Foto: re:publica / 43 / Seite ausdrucken

Deutschlands Crash Test-Dummies 

Erst hat man die Brut gezüchtet und sich für viel Geld ein grünes Mäntelchen umgehängt. Dann wundert man sich, dass die anfängt, die Hand zu beißen, die sie füttert. So läuft das immer, aber Deutschlands Manager wollen ja so gerne zu den Guten gehören und treten Dienstreisen grundsätzlich mit einem Moraltheologen im Gepäck an. Jetzt allerdings verabschieden sich reihenweise Sponsoren von der Deutschen Umwelthilfe. Garantiert nicht freiwillig, sondern eher, weil die Kunden von Daimler, Toyota und Krombacher mitgeteilt haben, dass sie ihr Auto und ihr Bier künftig woanders kaufen.  

Die Hütte brennt ja ohnehin, weil diese Herrscher des Universums glaubten, mit dem grünen Mäntelchen sicher vor Nachstellungen zu sein. Gleichzeitig trauten sie sich deshalb, die Kunden und auch sich selbst in Sachen Diesel gnadenlos zu bescheißen. Einerseits hatten sie nicht den Mut hierzulande gegen völlig irrationale und unerreichbare Grenzwerte in die Bütt zu steigen. Sie verwechseln das Wegducken vor harten Auseinandersetzungen nämlich seit langem mit gesellschaftlicher Verantwortung. Das Wirtschaftsmagazin „Economist“ konstatierte schon vor einiger Zeit, dass mittlerweile sogar die Auseinandersetzung mit „Nonsens-Forderungen“, die sich an ein Unternehmen richteten, unterbleibt. Ergebnis: Umwelt-Aktivisten spielen sich zunehmend als Gesetzgeber auf. Man muss der Deutschen Umwelthilfe dafür geradezu dankbar sein, dass sie diese Praxis so exemplarisch vorexerziert hat.

Aber das ist ja noch nicht alles. Unsere Brumm-Brumm-Lichtgestalten glaubten nämlich gleichzeitig, den amerikanischen Gesetzgeber hinter die Fichte führen zu können. Dümmer gehts nimmer. Jetzt reisten diejenigen von Ihnen, die vom FBI noch nicht per internationalem Haftbefehl gesucht werden, zur Abbitte nach USA, um Donald Trump ihre Aufwartung zu machen und beispielhaft vorzuführen, wie man sich in eine Lose-lose-Situation manövrieren kann. Leider gefährden sie nicht nur ihren eigenen Arbeitsplatz.

Gute Chancen, fest am Podium angeschraubt zu werden

Wer sich ein bisschen in Sachen „Greenwashing“ auskennt, der weiß, dass dieses Muster nicht nur die Autoindustrie betrifft, sondern weite Kreise unserer Wirtschaft. Gemäß der Managementregel „If you can’t beat them, join them“ werden Nicht-Regierungsorganisationen aller Art vom progressiven Management geherzt und geknutscht, auf dass endlich Friede, Freude, Eierkuchen herrsche. Attac, Greenpeace und der Dalai Lama kriegen vor lauter Umarmungen kaum noch Luft.

In ihrem Gefolge entsteht eine (vollkommen unregulierte) Wachstumsbranche. Wer einen Verein gründet, drei Sätze geradeaus sagen kann und dabei geschickt die Worte „Globalisierung“, „Gerechtigkeit“ oder „Umwelt“ einstreut, endet dann beinahe zwangläufig auf einem Podium von Siemens oder der Deutschen Bank. Wer darüber hinaus einen Dritte-Welt-Bonus in Verbindung mit aufrechtem Anti-Kapitalismus vorweisen kann (wie etwa Vandana Shiva), hat gute Chancen, fest am Podium angeschraubt zu werden. Ein Allround-Talent vom Format des amerikanischen Kapitalismus-, Internet-, Gentechnik-, Und-überhaupt-Kritikers Jeremy Rifkin könnte wahrscheinlich Pensionsansprüche bei den Multis dieser Welt geltend machen. 

Der Zweifel an ihrer moralischen Integrität nagt heftig am Ego der Unternehmensführer, geradezu übermächtig entwickelt sich der Wunsch, auch einmal zu den Guten zu gehören, Applaus nicht für schnöden Mammon, sondern für moralische Hochleistung zu ernten. Dafür wurde sogar der Wieselbegriff "Corporate Social Responsibility" kreiert.

Die These des Nobelpreisträgers Milton Friedman, wonach Unternehmen nur dann verantwortlich handeln, wenn sie Gewinne erwirtschaften, gilt vielen Wirtschafts-Vertretern nicht mehr als salonfähig. Viel lieber möchte man sich als sozialökologischer Aktivist in die Herzen der Massen kuscheln – neuerdings auch im Kampf für grenzenlose Migration und gegen Rechts. Das Problem: Sie haben noch gar nicht gemerkt, dass man sich damit nicht mehr in die Herzen der Massen kuscheln kann. Zumindest nicht in die Herzen von Leuten, die Autofahren und Bier trinken.

„Kämpft, oder ihr werdet untergehen“

Die Unternehmensführer haben etwa in Sachen Auto- oder Energiepolitik leider vergessen, dass es auch zur Zivilcourage gehört, Panikmache und Hysterie in der Öffentlichkeit laut und deutlich entgegenzutreten. Stattdessen werden sinnlose Bußrituale vollführt. Patrick Moore, einer der Gründer und jahrelanger Chef von Greenpeace, kennt das Phänomen. Er trat bei Greenpeace aus, nachdem dort die Ideologen das Ruder übernommen hatten, greift aber auch heute noch gerne Konzerne an oder redet ihnen ins Gewissen. Allerdings aus anderen Gründen. Sein Credo: Wenn euer Produkt oder euere Dienstleistung den Menschen nützt und der Umwelt nicht schadet, dann steht gefälligst dazu. Manager, die sich anbiedern, unterstützen eine „Anti-Industrielle Revolution“. Kämpft, oder ihr werdet untergehen! 

Das ist so ziemlich das genaue Gegenteil dessen, was die meisten PR-Berater ihren Auftraggebern verkünden. Sie predigen Beschwichtigung und Appeasement: Am besten man verziert Führungsseminare mit Globalisierungsgegnern und lässt Ökoaktivisten in Geschäftsberichten schreiben. Ausgewiesene Antikapitalisten, Fortschritts- und Globalisierungsgegner werden von Firmenlenkern umgarnt, auf dass endlich Friede, Freude, Eierkuchen herrsche. Wer gegen „Globalisierung“, „Neoliberalismus“ und die „Konsumgesellschaft“ polemisiert, endet beinahe zwangsläufig als „mahnende Stimme“ auf dem Podium einer Bank oder in der Hauszeitschrift eines Pharmakonzerns. Am besten man imitiert ihre Sprache, übernimmt die Dogmen (in weichgespülter Light-Version) und stellt gemeinsam mit ihnen andere Industrien an den Pranger. 

Zu einem regelrechten Schaulaufen für die hofierten Störenfriede hat sich etwa das World Economic Forum in Davos entwickelt. Der Sänger Bono kam dort vor einiger Zeit besonders gut damit an, dass er die versammelten Unternehmenslenker als „corporate motherfuckers“ einstufte. Ich neige ebenfalls zu dieser Einschätzung, aber aus anderen Gründen.

Von Dirk Maxeiner ist soeben in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ein ideales Geschenk für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, gleichsam als Zündkerze für das Fest der Ruhe und Besinnlichkeit. Portofrei zu beziehen hier.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

B.Klingemann / 05.12.2018

Ihre Wut haben Sie gut gebändigt, aber sie war noch deutlich spürbar, Herr Maxeiner. Vielleicht lesen Zetsche und Co. heimlich Ihren Artikel auf Achgut ... (fühlen sich irgendwie diffus an ihrer Ehre, ihrem Stolz oder an sonstwas gepackt)... und führen durch einen Strategiewandel ihrer Unternehmen einen langfristigen Wandel der deutschen (Umwelt-)Politik herbei. Alle offiziellen und selbsternannten Klimaretter könnten mit der Bahn nach Hause fahren! Hach, das wäre schön!

Eleonore Weider / 05.12.2018

Es gibt auf openpetition eine Petition mit schon mehr als 128.000 Unterschriften, die der DUH die Gemeinnützigkeit entziehen will - Die Deutsche Umwelthilfe mißbraucht den Status der Gemeinnützigkeit zu wirtschaftlichen Zwecken und schädigt die Allgemeinheit durch Vorsatz. Aus diesem Grund ist der DUH der Status der Gemeinnützigkeit zu entziehen. Gleichzeitig ist die finanzielle Förderung der DUH aus Steuermitteln zu beenden.

Christian Schulz / 05.12.2018

Ich weis nicht, ob es jemandem auffällt, aber was hier von den Industriegeschäftsführern, mehr trauen sie sich nicht, gefordert wird ist genau das, was Donald Trump tut. Der Mann hat Recht,, der Maxeiner, der Trump auch.!

Frank Mertes / 05.12.2018

Guter Beitrag, der das Grundproblem der Wirtschaft, nicht nur der deutschen, auf den Punkt bringt. Würde jemand fordern, dass beim PKW nicht mehr Abgase, sondern Chanel Nr. 5 aus dem Auspuff kommt, die Autobosse würden jubeln und rufen: “Kein Problem, kriegen wir hin!” Allerdings ist das nicht nur ein Problem der Wirtschaft, sondern der gesamten Gesellschaft. Ich denke da an die Politik. Welcher Politiker hat heute noch den Mut, dem Wahlvolk zu sagen, was geht und was nicht? Wer steht noch für die eigene Überzeugung ein? Ja, wer hat überhaupt noch eine eigene Überzeugung? Und bei der Bevölkerung ist es nicht anders. Sie plappert nach, was ihr von Medien und NGOs vorgesabbert wird. CO2 ist schädlich und Plastik ein Werk des Teufels, das auch in Deutschland direkt im Meer entsorgt wird. Strom gibt es auch ohne Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke, wir müssen nur guten Willen zeigen. So geht das gegen den Baum. Und ich habe nicht die Hoffnung, dass das noch jemand erkennt und ändert.

Andreas Mertens / 05.12.2018

Der Wunsch (endlich mal) zu den “Guten zu gehören” ist dem Michel durch die Traumata WK I und WK II so nachhaltig ins Fleisch gefahren (natürlich nur öko-bio-gutmensch-und-so), das er bereit ist die eigene Haut abzuziehen und als Fähnchen in jeden daherkommenden Wind zu hängen. Das mag eine Zeit lang Unheil von seinen europäischen Nachbarn abgehalten haben .. aber wie immer im Reich der sehnsuchtsbesoffenen Michel gibt es kein vernünftiges Maß. Der Michel muss immer übers Ziel hinaus. Genug ist eben nie genug, sondern nur ein Anfang. Und so wie der private Michel summt so der industrielle Michel brummt. Immer das Fähnchen im Wind, immer nibelungentreu im Gleichschritt und doof bis zum dorthinaus. Jetzt erwischt es mit der Automobilindustrie eben eines der letzten industriellen Standbeine des Michel. Er sägt ganz munter und frohgemut am Ast .. am letzten Ast .. auf dem er sitzt. 1918 - 2018 ...  100 Jahre (selbstgemachte) Schlappe um Schlappe für den Michel und er kriegt immer noch nicht genug. Wenn das nicht typisch deutsche Lust am Untergang ist, was dann?

armin wacker / 05.12.2018

Der Artikel sagt schon alles. Mir war klar als Herr Zetsche bei den Gruenen sagte “Wir haben verstanden “,dass Daimler in die naechste Katastrophe steuert. War heute im Autohaus, nicht bei den genannten, und musste feststellen, dass die Autos immer groesser und schwerer werden. Was habe ich da in Sachen Umwelt nicht Verstanden?

H. Hoffmeister / 05.12.2018

Herr Maxeiner, Danke für die klaren Worte. Unsere angestellte sogenannte Managerelite ist aber nur einer von vielen möglichen Adressaten für den ideologisch begründeten Ökounfug. Es wird erst richtig krachen müssen, bevor dieser Spuk ein Ende hat. VW hat ja nun auch das Ende des Verbrennungsmotors angekündigt. Ohne Not, aus reinem idiotischen Opportunismus heraus.

Udo Kemmerling / 05.12.2018

Ein satter Tritt in den Allerwertesten des Zeitgeistes! Danke, Herr Maxeiner, gibte es nichts hinzuzufügen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Dirk Maxeiner / 28.04.2024 / 06:15 / 84

Der Sonntagsfahrer: Ich sage nur China, China, China

Der chinesische Geheimdienst weiß in jedem Fall besser Bescheid über deutsche Regierungsvorlagen als der von der Berliner Falun-Gaga-Sekte informierte Wirtschaftsminister.  In Deutschland leben etwa 150.000 chinesische…/ mehr

Dirk Maxeiner / 21.04.2024 / 06:15 / 121

Der Sonntagsfahrer: Fahrverbote und Gesetze, die niemand einhalten kann

EU und Bundesregierung verabschieden immer weltfremdere Gesetze und schreiben Lösungen vor, die es schlicht nicht gibt.  Der sogenannte Klimaschutz wird dabei immer menschenfeindlicher, der Bürger willkürlich…/ mehr

Dirk Maxeiner / 14.04.2024 / 06:15 / 62

Der Sonntagsfahrer: Der Augsburger Gasballon

Augsburg ist eine Stadt von Friedensfreunden. Die schritten vergangene Woche aber zur Generalmobilmachung. Grund: Das Gasnetz soll früher oder später weg. Wenn es um Friede,…/ mehr

Dirk Maxeiner / 07.04.2024 / 06:00 / 119

Der Sonntagsfahrer: Betteln um die Pleite

Trotz der gescheiterten E-Auto-Wende betteln einflussreiche Autohersteller darum, das Verbrennerverbot nicht infrage zu stellen. Die Wünsche der Kunden sind längst egal. Wer hält länger durch? Die…/ mehr

Dirk Maxeiner / 31.03.2024 / 06:15 / 58

Der Sonntagsfahrer: Ich will nachhause telefonieren

Der erhobene Zeigefinger liegt schon länger voll im Trend. Nationalspieler Antonio Rüdiger machte den ET und auch allerhand weitere Berühmtheiten gestikulieren, bis der Arzt kommt.…/ mehr

Dirk Maxeiner / 24.03.2024 / 06:15 / 88

Der Sonntagsfahrer: UN verbietet VW-Up

Handelt es sich bei einigen Autos, darunter beliebte Volkswagenmodelle, um gemeingefährliche Cyberwaffen? Nach UN-Vorschriften ja. Deshalb dürfen sie ab Juli in Europa nicht mehr verkauft werden. Was…/ mehr

Dirk Maxeiner / 17.03.2024 / 06:15 / 72

Der Sonntagsfahrer: Glückskekse von Habeck

Die Äußerungen führender Ampelpolitiker wirken wie die Botschaften, die in chinesischen Glückskeksen enthalten sind. Der Konfuzius dieser Stilrichtung ist Robert Habeck und sein treuer Knappe…/ mehr

Dirk Maxeiner / 10.03.2024 / 06:05 / 57

Der Sonntagsfahrer: Das Verbrenner-Aus-Aus

Die EU will das Verbrenner-Aus beenden und der Bundesrechnungshof charakterisiert die Energiewende als Blindgänger. Das Aus-Aus wird zum direkten Nachfolger des Doppelwumms. Als Zweikreisbremsanlage wird…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com