Die Vorstellung, die der Westen in der Ukraine-Krise gibt, ist erbärmlich.
Er nimmt die Annektion der Krim hin, hofft, danach werde Putin schon Ruhe geben. Machtvolle Antwort des Westens: Einreisesperren für 50 Russen. Der Westen beschafft Milliarden, um die Ukraine zu stabilisieren, von denen Putin sich erst einmal die Gas-Schulden der Ukraine einfordert: Der Westen finanziert den Aggressor.
Dem Militäraufmarsch an der Ost-Ukrainischen Grenze hat der Westen nichts entgegenzusetzen, hofft auf Gespräche in der Kontaktgruppe am Donnerstag. Glaubt irgendwer, dass Putin auch nur einen Moment innehalten wird, weil seine Marionette Lawrow in Genf zu Tische sitzt? Wie man mit Gesprächen hinhält, macht der Iran in den Atomverhandlungen seit Jahren vor. Und Putin lernt schnell.
Der Westen schließt militärische Optionen aus, fährt seine Rüstungsausgaben zurück. Putin rüstet in aller Ruhe auf, wie aus dem jüngsten Sipri-Bericht hervorgeht.
Am besten aber sind die moralischen Hinweise des Westens, wie sehr sich Putin bereits selbst schade. Der Rubel-Kurs sei schon abgerutscht. Schon geht ein Schlottern und Zäheklappern durch die Flure des Kreml. Putin ist etwa so beeindruckt, wie Teenager, denen man erklärt, Schule sei für sie selbst und ihr Leben wichtig.
Putin sorge sich vor Wirtschaftssanktionen und ausbleibenden Investitionen, heißt es. Solange er sich grinsend mit Siemens-Chef Joe Kaeser treffen und die Welt darüber unterrichten kann, wer hier mehr Sorge um sein Geld hat, sollte der Westen lieber nicht von irgendwelchen Stufen der Sanktionen reden, die man “zünden” wolle.
Das einzig Positive an der Ukraine-Krise ist: Der Westen könnte daraus lernen: dass man Machtpolitik leider auch im 21. Jahrhundert mit Machtpolitik beantworten muss. Doch dazu fehlt vermutlich sowohl die Einsicht als auch der Wille.