Die FDP habe nicht “geliefert”? Man muss sich nur anschauen, was die große Koalition nach der Machtübernahme beschlossen hat und weiterhin plant: Mindestlohn, Rente mit 63, Autobahnmaut. Sämtliche Hemmungen, die Bürger auszuplündern und das Geld anderer Leute großzügig zu verteilen ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie es eigentlich erwirtschaftet wird, sind gefallen. Der Erfolg liberaler Politik zeigt sich nicht zuletzt darin, welchen Unsinn sie verhindert hat.
Richtig, richtig, aber jetzt stellen wir uns mal vor, die FDP würde mit Liberalismus ankommen und damit so werben, wie es das mediale System heute und hier verlangte – die FDP müsste sich von der Linkspartei abgucken, wie man eine emotionalisierte Kulissen-Idee pflanzt, die also der „Gerechtigkeit“ entspräche. Liberalismus muss sie ja nicht heißen, auch Freiheit, Marktwirtschaft, Individualität, Sicherheit sind diskreditiert. Rechtsstaatlichkeit wäre noch übrig, gutes Recht für alle, Grundrechte oder Rechtsschutz, so könnte man das nennen. Und nun müsste man alles dahingehend umdeuten, dass Entrechtung und Einschränkung der Rechtsstaatlichkeit herrschen und man sich besser fühlen würde, wenn die FDP sich wieder darum kümmert. Viel Mühe dürfte die Umdeutung nicht machen. Man würde sich aber damit echte Probleme einhandeln. Man müsste benennen, wer gerade Recht und Rechtsstaatlichkeit erodieren lässt. Hier sieht man den logischen Widerspruch; die anderen könnten nicht auf diesen Zug aufspringen, ohne eigene Herrschaftsgrundlagen preiszugeben. Die Medienleute eingeschlossen. Die FDP könnte also mit dem logischen Widerspruch nicht Wahlkampf machen, und man kann den Restlern nicht verübeln, dass sie sich nicht mit der Meute anlegen wollen und stattdessen versuchen, sich nett über fünf Prozent zu mogeln.
FDP als Opfer? Ja, aber in der Weise, dass die Westerwelle-Truppe in einer konzentrierten Aktion des “linksgrün versifften deutschen Journalismus” (A. Pirincci) niedergemacht wurde. Unter großem Beifall der deutschen Bevölkerung. Schlagwort: Neoliberal. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen liberal und neoliberal? Zudem hat die FDP in der Regierung nicht als Klientelpartei agiert. Die Entlastung der Hotels (von der Millionen Hotelgäste profitiert haben) war dem Steuerdruck aus dem Ausland geschuldet und eine Herzensangelegenheit der CSU. Für Geschäftsreisende, übrigens ohne Belang. Übel umgesprungen ist gerade die FDP mit z.B. einer Kernklientel, den Apothekern. Denen ist es dank Entscheidungen von FDP-Ministern wirtschaftlich so schlecht gegangen wie nie. Man frage ruhig einmal seinen Apotheker des Vertrauens. Und nicht einen der Kampagnenjournalisten. Schließlich hat sich die FDP nach ihrem überraschenden Wahlerfolg (15%) selbst desavouiert, weil sie die Hoffnungen des bürgerlichen Milieus, das sie überproportional gewählt hatte, komplett enttäuschte. NICHTS wurde geliefert, was im Wahlkampf verkündet worden war. Der liberale Gedanke, wenn er denn jemals wirklich Bestandteil der politischen Kultur war, ist im staatsgläubigen Versorgungsstaat D mit der entsprechenden Bevölkerung entbehrlich.
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