Zwei Prozent der globalen Frachtkapazität sitzt vor Nordseehäfen fest. Insgesamt stecken elf Prozent aller weltweit verschifften Waren im Stau.
Erstmals stauen sich Containerschiffe auch in der Nordsee vor den Häfen Deutschlands, Hollands und Belgiens, berichtet das Kieler Institut für Weltwirtschaft (ifw-kiel.de). Hier würden demnach gegenwärtig knapp zwei Prozent der globalen Frachtkapazität feststecken und könnten weder be- noch entladen werden. In der Deutschen Bucht sollen etwa ein Dutzend große Containerschiffe mit einer Kapazität von insgesamt etwa 150.000 Standardcontainern auf das Anlaufen in Hamburg oder Bremerhaven warten. Vor den Häfen Rotterdam und Antwerpen sei die Lage noch dramatischer. Dagegen habe sich der Containerschiffstau vor Los Angeles bzw. vor dem südlichen Kalifornien wieder gänzlich zurückgebildet.
Zum Vergleich: Vor Shanghai und der angrenzenden Provinz Zheijang steckten gegenwärtig über drei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau. Dafür könnten aber wieder mehr Schiffe den vom Lockdown betroffenen Hafen Shanghai verlassen. In der zweiten Maihälfte hätten die Abfahrten auf vergleichbarem Niveau zu Chinas übrigen Häfen gelegen. Gegenwärtig lägen sie allerdings wieder rund 15 Prozent darunter. Bisher seien wegen des Lockdowns in Shanghai Exporte im Wert von bis zu 700 Millionen Euro von China nach Deutschland entfallen.
Der internationale Handel leide nach den Erhebungen des IfW wieder stärker unter den Staus und Verzögerungen der Containerschifffahrt. Das jüngste Datenupdate des Kiel Trade Indicator für Mai weise für den Welthandel im Vergleich zum Vormonat ein Minus von einem Prozent aus (preis- und saisonbereinigt). Deutschlands Exporte seien um 1,2 Prozent gesunken, die Importe um 1,6 Prozent gestiegen. Insgesamt würden derzeit über elf Prozent aller weltweit verschifften Waren im Stau stecken.